überspringen wir doch mal die anreise. oder tun wir wenigstens so, als würden wir die ungewohnte nervosität nicht erwähnen, den 24stunden-brutto-flug, den nervenkitzel bei der ankunft in taiwan bezüglich des vielleicht sogar auch ankommenden gepäcks. überspringen wir mal das zugegebenermaßen ziemlich niedliche onboard-entertainment-system von cathay pacific, die umsteigung im überfüllten stinkenden heathrow ("please allow 120 minutes to travel from terminal 5 to terminal 3") und im sauberen, ruhigen, angenehmen airport in hong kong (in dem gleich ein paar passagiere offenbar aufgrund einer verspätung eine kleine spontandemo organisiert haben, inklusive slogan-skandierung und auf-infocounter-kletterns). überspringen wir auch mal die creepiness der einkaufsquittung von hmv im heathrow-transit-bereich (kopfhörer-adapterkabel, mit karte bezahlt, ohne den boardingpass vorzuzeigen, später dann bemerkt, daß die korrekte flugnummer auf der quittung steht), und überspringen wir nicht zuletzt eingeschlafene hintern und die niedlichen utensilien-packages bei langstrecken-nachtflügen (zahnbürste, socken, schlafmaske, decke).
überspringen wir mal all das und kommen direkt in taiwan an. wo man erstmal ein bis zwei stunden damit beschäftigt ist, sich wie der kleine junge in der großen stadt vorzukommen, also genau wie erwartet, nur irgendwie dezenter und kleinschnäuziger vielleicht. der flughafen versprüht harmlos-leisen ostblock-beton-charme, und auf der fahrt nach taipeh-city hat man stetig das gefühl, als sei man in eine tageslicht-version von bladerunner geraten. staunen in jede richtung und jeder sekunde, aber eben auch, weil man ja noch nie so weit weg von "zu hause" (in berechtigten anführungszeichen) war, und weil man dann leider doch zuerst mal versucht, klischees und reiseführermeinungen wiederzuentdecken. was ziemlicher quatsch ist, so als ausgangspunkt.
in wirklichkeit ist ja der kulturschock gar nicht so riesig. nach etwas mehr als 24 stunden aufenthalt hier (inklusive 9 stunden komatösen tiefschlafs hibbeligen außergefechtgesetztseins in form mehrerer schlafansätze) ist man sich nämlich bereits sicher, noch nirgendwo so freundliche und angenehme menschen getroffen zu haben wie hier in taipeh. vielleicht ist das lächeln ja doch nicht nur konvention, sondern ernst- und ehrlich gemeint. ja, die straßen sind voller als in berlin, manchmal, aber nirgendwo unübersichtlich (wenn man nicht gerade den stadtplan falschrum hält, aber selbst dann stehen innerhalb von 10 sekunden hilfsbereite familien neben einem, die ihre hilfe anbieten). ja, das essen sieht manchmal ein bißchen sonderbar aus, und aus den steckdosen kommen nur 110 statt 220 volt. und die schrift ist eben ungewohnt. aber sonst? instant-wohlfühlung, wie man (also: ich, klar) sie noch nirgendwo auf dieser welt bisher erlebt hatte. ich würde ja gern abgeklärter klingen. ich würde gern irgendwelche textbausteine mit beta-kryptik verwenden und ich würde gern tiefgründige anspielungen machen. aber nach 24 stunden bin ich erstmal nur plain old begeistert: es ist wirklich, wirklich toll hier, soweit ich das beurteilen kann. man fühlt sich sicher, willkommen und ungestreßt. es gibt unfaßbar viele putzige dinge zu entdecken, und das klassische sightseeing steht ja auch noch bevor, und ein paar kleinere pflichten am rande. vielleicht ändert sich also noch die eine oder andere einschätzung. aber ich würde nicht drauf wetten. wenn ich schon nach dem ersten tag gern hierbleiben würde.
(nur die eloquenz muß kurz mal neu booten. wenn man so beschäftigt ist mit tollfühlen und wohlfinden. aber das bekomm' ich noch hin.)
file under: "siehe auch hier drüben", in den nächsten tagen.