du merkst dann schon beim aufstehen, daß irgendetwas nicht stimmt. daß du aus versehen in irgendeinem paralleluniversum aufgewacht bist, daß die welt gerade ein bißchen eiert, daß irgendetwas nicht so ist, wie es sein sollte. und dann geht das brodeln los, das grummeln unter der schädeldecke, ungefähr wie einer dieser neunzigtausend-volt-transformatoren auf dem land, neben dem ganze dorfbevölkerungen unerklärliche schlafstörungen bekommen und sich erdstrahlen aus den wurzeln saugen anstatt mal die ohren zu öffnen. du stolperst durch die wohnung, durch deine straße, durch deine umgebung und deine wahrnehmung, und du wartest, weißt aber nicht auf was, vermutest und ahnst zwar stetig, und hoffst bei jeder kleinigkeit -- einem bestimmten telefonklingeln, der begegnung mit einer bestimmten jackenfarbe, dem geruch aus der nachbarlichen küche, irgendeinem bestimmten wort oder eben einem /moment/ -- darauf, daß sich der knoten löst, daß es kurz clickt und alles wieder in ordnung ist. der septim-moment ohne die folgende oktave, die blue note ohne bezugswert, der wasserkocher mit 97% leistung, bei dem das wasser nur siedet. und du wartest, und nichts passiert. außer der gewöhnung an das warten.
und später am tag fällt dir auf, daß du noch warten wolltest, aber sich der knoten längst gelöst hat, und dir fällt nicht mehr ein, wann und zu welchem anlaß das gewesen sein soll, an dem der sprung in der platte glattgeschmirgelt wurde und die musik endlich weiterlief. du denkst nach über den moment, der die sicht verändert hat, aber kannst ihn nur in unangemessen offenen intervallen eingrenzen. und ärgerst dich dann, nicht weil du den punkt nicht gefunden hast, sondern weil du ihn deswegen nicht reproduzieren können wirst wenn dieses unstimmigkeitsgefühl zum nächsten mal auftritt. aber vielleicht geht es ja eben auch gar nicht darum, die schiefe bahn wieder geradezulenken, vielleicht geht es ja genau /um/ die schiefe bahn, vielleicht ist der zweck des paralleluniversums ja genau dieser unterschied, diese differenz zu dem was sein müßte. diese verschiebung der ansicht. aus der du kreatives potential schlagen könntest, wenn du schon so weit wärst.
(aber nächstes mal dann, logo!)
(und es ist ja auch nicht der distinktionsgewinn, den man sich verspricht, indem man neue dinge ausprobiert, immer wieder. sondern vielleicht das, was bei diederichsen als "ein neuem sex ähnliches versprechen" bezeichnet wird. also vielmehr die /hoffnung auf/ den kontrast. und kontrast ist wichtig. wenn man sich an sich selbst annähert, zu seinem wesen findet, das man schon so lange kennt, benötigt man input in form von jenem neuen sex für die kleinen elektrischen impulse im kopf, sex im sinne von richtigkeit und erfahrung. anders zu sein, neu zu sein, originell zu sein bedeutet eben immer auch ausprobieren, testen, sich ziehen lassen, hingeben. das nichteingespieltsein, die auftretenden fehler und ablenkungen und /störungen/, beim neuen sex, ist das, was einen so fertigmacht und begeistert. weil es antrieb ist und lenkt und beschleunigt, im besten fall, und spaß macht und ablenkt wenigstens noch im fast so guten.)
(tbc)