"people = shit" steht auf seinem t-shirt. an seinem gesichtsausdruck merkt man, er meint es wörtlich. keine zweite ebene, kein meta-witz, keine sanfte ironie, nein, ein "statement" ist für ein "statement" hält er das. ein in times new roman geschriebenes, also offenbar selbst hergestelltes ("underground!!") bzw. im onlineshop ("dein ganz persönlicher aufdruck auf einem t-shirt!") bestelltes (und dabei aus versehen den falschen font ausgewählt, zu peinlich zum zurückgeben, zu teuer zum wegwerfen) statement. er krankt an der welt, ohne stil zwar, ohne understatement, aber er ist davon überzeugt, daß er es tut. immerhin. er schreibt gedichte (das versmaß holpert noch, aber das macht es, das versmaß, doch irgendwie sympathisch!?) über die dunkelheit der seele und den glanz des mondes und die einsamkeit des "menschenkindes" und er hält sich für einen abgebrühten typen, jetzt, mit all den piercings. und dem bierbauchansatz unter dem auch noch irgendwie zu engen t-shirt. dem mit dem statement. vormittags steht er im supermarkt in der in der kassenschlange, hilft im affekt einer vor ihm stehenden älteren dame beim aufsammeln heruntergefallenen kleingelds (allerdings benutzt er dabei keinen genitiv), ärgert sich über das hierbei geerntete lächeln und nimmt sich vor, das pfadfindergetue abzugewöhnen, seine eltern haben ihn da wohl ganz schön verdorben. es ist schwierig, böse zu sein bleiben werden. er freut sich, wenn kinder auf ihn deuten, während sie an der hand von mama von ihm weggezogen werden. ach was, er freut sich nicht, sich freuen ist für shitpeople. aber er ist zufrieden. denkt er. "people = shit", davon ist er überzeugt (worden, von der pubertät). schließlich hat er immer noch keine freundin. nein, es ist nichts so banales, er will ja nicht schlechte laune verbreiten, sondern auf einen latenten weltschmerz aufmerksam machen. so spricht er wie auswendiggelernt, wenn er auf das t-shirt mit dem statement angesprochen wird. freitags und samstags trifft er sich mit seinen kumpels zum saufen. kriegt manchmal noch die kurve und behält dabei die schlechte laune, aber einfach ist es nicht.
einmal im jahr fährt er zum wgt nach leipzig. da gibt es noch mehr von seiner sorte. meint er. trägt also stolz sein "people = shit" -t-shirt und fühlt sich wohl. lächelt sogar. feiert. freut sich. natürlich nur über bands, die "die alten sachen" spielen. und genau so aussehen, wie auf den covern der gothic-magazine. und texte haben, die "people = shit" aussagen, in schlechtem englisch. er fühlt sich wohl, trotz allem. und merkt nicht, daß man auch als schwarzkittel haltung bewahren und stilvoll depressiv sein kann. und sogar lächeln darf. people = shit, meistens, also, die anderen people, die fröhlichen halt, nein, nicht die fröhlichen die er gerade kennengelernt hat, und nicht der kleine süße engel, der ihn gerade angelächelt hat, sondern die normalen fröhlichen. die er nicht kennt. alles fotzen außer mama, quasi.
in vier jahren hat er vielleicht gemerkt, daß zum misanthropendasein mehr gehört als ein schlecht bedrucktes shirt. und daß man "in der szene" keine rolle spielen muß, auch wenn's 80% der leute tun. im gegenteil. wir sprechen uns wieder, vielleicht. wenn er bis dahin nicht zum hiphopper mutiert ist.