"wem seine stoßdämpfer ans herz gewachsen sind, der stellt seinen wagen an der bushaltestelle ab und läuft ca. 20 minuten nach oben. alle anderen fahren vorsichtig weiter (..) und parken direkt an der hütte."
.. so stand es geschrieben, auf dem flyer. ans herz gewachsene stoßdämpfer hatten keine chance gegen systemimmanente faulheit, also mit maximalgeschwindigkeit (knapp unter schrittempo) die löcher, krater, tiere und abhänge umfahren und nach ungefähr 30 minuten mit an mehreren stellen aufgekratztem fahrzeug-unterboden am party-ort angekommen.
privatkonzert, strom & wasser live am lagerfeuer. das dieselaggregat versteckt hinter heuballen, die restlichen strohdinger zu sitzgelegenheiten umfunktioniert. ich kenne kaum jemanden, fühle mich trotzdem halbwegs wohl. so wohl man sich eben fühlen kann im allepaarminutenregen und unter seltsamem publikum. zu viele alternative bekiffte mit bunten pullis und schlabberhosen, wenigstens die studentenfraktion aber doch hinreichend vertreten.
die kids freuen sich, daß sie so spät noch wach sein dürfen, sitzen auf den schultern ihrer eltern oder rennen rum oder der band gegen die füße. im lagerfeuer mutieren vergessene grillwürstchen zu holzkohle. den hunden ist langweilig, weil sie die texte der band nicht verstehen, manchen besuchern auch, deswegen singen sie falsch und umso lauter mit. regenschutz wird improvisiert, bier wird getrunken, gras wird geraucht, aber wenigstens hatte irgendwer auch an mineralwasser für mich gedacht.
die abgeschiedenheit macht mir angst. auf einer kleinen kuppe mitten im acker im niemandsland, nicht mal der hauch einer chance einer lärmbelästigung irgendwelcher anwohner, das klischeeromantische setting mit feuer und natur und unmittelbarkeit zum leben, sobald man sich ein wenig vom partymachenden haufen entfernt. schön könnte das sein, hier, mit angenehmeren menschen und vielleicht matt howden, spiritual front oder forseti anstatt der zu mir leider inkompatiblen musik liedermacher-lyrics - aber da kann ja die band nichts dafür, bzw. dagegen. gute partylaune, die bei mir oft zu kindischen trotzreaktionen in form einer leichten melancholie führt, wirkt hier noch viel deutlicher als anderswo. wäre der mensch nicht gewesen, der mit den worten "ist noch bier da?" besoffen über die entsprechenden kisten stolperte und ein kollektives "ja, du liegst gerade drin." als antwort bekam, wäre ich den rest des abends nicht mehr ansprechbar gewesen. so hat's dann wenigstens für ein lächeln gereicht.
auf der heimfahrt, noch vor mitternacht, hämmert barbara morgenstern "scheinbar ist mit einem mal alles so wie's immer war" in mein hirn, obwohl die cd nicht läuft. aber kurz vor der stelle mit dem erlösenden baßgebrummel ungefähr bei 06:12 bin ich schon zu hause angekommen. "dann erwacht aus schon lang vergangener nacht dieses grundgefühl. das, wenn alles untergeht, immer weiter fortbesteht, mich im schlaf berührt". seltsamschöner abend.
</grundschüler-poesiealbum, klappe, die dritte.>