mittwoch. jürgen kuttner läßt seit 23 uhr auf you fm seine hörer faust (den ~, nicht die) vorlesen, zu ambientigen frickelflächen marke "swans auf lsd mit c64-bleeps und gregorianischen chören" im hintergrund, fast durchgehend unkommentiert. ich stehe in meiner lieblingspose am offenen fenster (sweatshirt mit reißverschluß in stellung "oben", den kaffee in der rechten hand, die hosentasche um die linke, nach draußen starrend mit rentnerkissenblick, latent frierend). die luft riecht nach einer mischung aus ozon und gelangweiltem regen, und würden nicht alle paar minuten lastwagenfahrer mit rund 100 km/h durch unser dorf vor ihrer mautpflicht flüchten, könnte ich mich glatt auf faust konzentrieren, nur alle 15 bis 20 minuten unterbrochen von herzzerreißend ehrlich klingenden - und wahrscheinlich nicht von goethe stammenden, aber das kann ich nicht garantieren - vorleser-anmerkungen wie "ey, war das gut oder was? wie spät ham'wer denn? ich hab' doch hier auf'm klo keine uhr." und nachfolgendem staunen kuttners. die tür am haus gegenüber öffnet sich, ein fellknäuelartiges etwas in kleinköterhöhe kommt heraus, bellt mit einer mischung aus stil und schüchternheit ("wöff?"), bemerkt offenbar das nichtvorhandensein von publikum, schaut nach links, schaut nach rechts, guckt mich kurz blöd an - und geht wieder rein. night on earth. meinem kaffee ist mittlerweile kälter als mir, was er mich deutlich schmecken läßt. ich verstehe den wink mit dem tassengriff, schließe das fenster und nehme mir vor, heute nacht mal nicht zu träumen.
(hassen sie solche tagebuchartigen einträge nicht auch?)