"der prozess unter vorsitz von landgerichtsdirektor duft begann am 9.2.1928 vor dem schwurgerichts des landgerichts ii in moabit. die empörte, aber auch sensationslüsternde öffentlichkeit verfolgte das verfahren gespannt. man fragte sich, wie es wohl um 'die jugend' steht, die sich betrinkt, raucht, viel zu früh sex hat und sich gegenseitig totschießt? wie führt man sie auf die tugendpfade des anstands und der moral zurück? journalisten und korrespondenten aus vielen europäischen ländern waren eigens angereist, einige kamen sogar aus japan und den usa. die zeitungen berichteten fast täglich in großer aufmachung und die lankwitzer nachrichten schrieben am 14.2.1928 von 'liebe in ihren schrankenlosen ausartungen'.
(…)
vor gericht ging es hoch her. nach einer auseinandersetzung mit dem richter legt pauls rechtsanwalt dr. dr. erich frey, der ohne honorar arbeitete, sein mandat nieder. paul krantz erlitt daraufhin einen nervenzusammenbruch. drei tage später nahm der staranwalt sein mandat wieder auf. er hatte seine kanzlei über dem café josty am potsdamer platz und war auch verteidiger des massenmörders haarmann. einer der gutachter war u.a. der sexualwissenschaftler magnus hirschfeld. er stufte krantz nicht als psychopath ein, aber als einen von der norm abweichender menschen."
dr. christian simon über die steglitzer schülertragödie von 1927
(pdf / seiten 34ff.).