teil 2: die tragik der geste

und draußen, die welt. man sieht menschen, die sich nicht mehr freuen, sondern in dem einen moment, in dem sie analytisch zu dem schluß kommen, freude wäre angebracht, eine reaktion nachspielen. man sieht menschen, die gelernte gesten abspulen. man sieht menschen, die körperhaltung, artikulation und zerebralrhythmus kopieren von dem, was sie im fernsehen sehen, bei anderen menschen, die körperhaltung, artikulation und zerebralrhythmus auch nur kopiert haben. man sieht menschen, deren verhalten seicht wirkt, ungefähr so, als wüßten sie, was von ihnen erwartet wird, und würden sich bemühen, diese erwartung zu erfüllen, und gleichzeitig noch darauf hinzuweisen, daß sie erwartungen erfüllen können, aber nicht subtil genug, um wirklich sophisticated zu sein. menschen in steten bewerbungssituationen. man sieht menschen, die nicht nur auf ihr äußeres achten, sondern auf ihre rolle, in einzelnen fetzen zusammengeklaut aus dem, was sie für weiterentwicklung halten, was aber doch nur tragik ist, die differenz zwischen der eigentlich guten absicht und dem erbärmlichen ergebnis nämlich.

und drinnen, der kopf. der szenisch denkt, und reflektiert und wahrnimmt und verarbeitet und konstruktiv tickt. der situationen von außen betrachtet, sich über sich selbst gedanken macht. dem zitate einfallen, der gefühle in kamerafahrten und musik ausdrückt und eingedrückt bekommt. der kopf, der szenen vergleicht und auf mehreren ebenen gleichzeitig dinge versteht. überhaupt: der kopf, der versteht. der wie ein motor funktioniert, zwar manchmal stottert, aber eben doch immer läuft, vor allem im schlaf, besonders im schlaf, denn da passiert die kreativität, die dann bei nacht ausgelebt wird. da fühlt man sich echt, oder doch jedenfalls nicht fake, mit diesem kopf, denn es ist der eigene. und der kopf empfindet und spürt und leidet und atmet und spricht in direkter verbindung mit dem herzen, und daher kommt dieses gefühl des ideals. ungefähr so, als hörte man musik auf dieser persönlichen ebene, wie sie einen begeistert und man merkt, daß sie schalter umlegt und synapsen verbindet. die vollkommene und reine unmittelbarkeit.

und dazwischen, was? die grummelnde frage, wie sehr sich diese beiden dinge unterscheiden, ob sie das überhaupt können, ob sie das denn sollten, oder ob es eben doch nur zwei facetten der prinzipiell gleichen sache sind.

(tbc)