die erste band, die mich sieht, ist leander, deren zwei plus zwei jungs mich dabei beobachten, wie ich gerade darüber nachdenke, mit wem man sie außer the notwist noch vergleichen könnte. und wieso mir das schlagzeug so laut vorkommt, und ob "sympathisch-verschlafene version von notwist" überhaupt noch zutrifft, und wieso "four days" mich eigentlich so tief trifft, jedesmal wenn ich diesen song höre. sie sehen mich dabei, wie ich im kopf einen blöden blogtext skizziere und verwerfe. dabei, wie ich lächle, weil ich den auf wacklig getrimmten quarz (oder die simulation dessen, wie das heutzutage wahrscheinlich ist, da ist ja selbst hardware nur noch eine modellvorstellung) dabei ertappe, sich in meine gehörgänge hineinzuschubbern. und die band sieht mich dabei, wie ich über nichtanwesende menschen nachdenke und dabei zufrieden lächle, und sie interpretiert es wahrscheinlich falsch, also offenbar dann doch wieder richtig. die jungs sehen mir beim zufriedensein und beim beifall-improvisieren mit der genauso-einhändigen begleitung zu, oder wie ich manchmal doch sogar mein weinglas abstelle, um zweihändig zu applaudieren.
(könnten palestar mich sehen, wären sie zufrieden mit mir, denn ich bin normalerweise ein guter zuschauer. ich werfe böse blicke in richtung der plappernden deppen, ich klatsche an den richtigen stellen ab dem richtigen moment, ich höre zu und ich bin aufgeschlossen. nur heute gerade mal nicht, denn ich stehe draußen an der frischen luft und tratsche mich frei.)
aber immanu el sehen mich wieder. mit diesem gesicht, das ich trage, wenn ich etwas zum ersten mal erlebe, ohne vorher auch nur zu ahnen, worum es überhaupt geht. mit diesem gesicht, das man drauf hat, wenn man kurz vorher eigentlich gehen wollte, aber vom bekannten, der den eigenen musikgeschmack besser einschätzen kann als man selbst, gottseidank zum bleiben gezwungen wurde. immanu el sehen mich, wie ich staune, weil da fünf jungs aus schweden eine so unglaublich gute version von "postrock" machen, daß ich mehrere songs lang noch nicht mal auf an haaren herbeigezogene bandvergleiche komme. der sänger der band sieht mich, wie ich mir auf die unterlippe beiße, weil ich sonst zu sehr grinsen würde. und er sieht mich, wie ich mich schrittchenweise nach vorn arbeite durch das publikum, immer durch freiwerdende lücken. einer der gitarristen sieht mich, wie ich angestrengt nachdenke, darüber, an wen aus meiner schulzeit er mich eigentlich erinnert. (und er sieht mich auch genau in dem moment, in dem mir rouven einfällt, der von zeit zu zeit immer mal wieder in unserer jahrgangsstufe im gymnasium war, oder vielleicht war er auch nur zu besuch in den pausen und ging gar nicht bei uns zur schule, das wußte keiner so genau, aber es war auch vollkommen egal, denn rouven war meistens irgendwo da und rouven war einer von den guten. zwar von den verschlufften guten, aber das waren und sind nunmal die besten. auch damals gewesen. und der gitarrist sieht mich in diesem moment, in dem mir das klar wird, genau so hätte rouven nämlich gitarre gespielt. und e-cello, und klavier, und was der junge hüpfer da eben noch so alles macht, auf der viel zu kleinen bühne im nbi.) die band sieht mich in dem moment, in dem mir dann doch vergleiche mit gregor samsa und silver mt zion einfallen, aber auch in dem moment, wo ich an sigur ros denke und mir die frage stelle, wieso ich eigentlich noch nie in skandinavien war. und ob die wohl wissen, daß sie auf der bühne stehen wie die breeders (nur eben nicht so klingen). die band sieht mich, wie ich nach jedem song begeistert bin. und die band sieht das funkeln in meinen augen, das teilweise wohl lametta-reflektiertes licht war, aber eben zum teil auch eigenes funkeln. die band sieht mich nach der zugabe am merchandising-stand, immer noch lächelnd, und immer auch ein klein wenig dankbar seiend.
(vielleicht haben sie mich ja alle auch gar nicht gesehen. aber mir war das egal.)