manchmal verliebe ich mich in menschen.
genauer gesagt verliebe ich mich sogar ziemlich oft in menschen. nie in die gesamtheit, in das kollektiv, in die menschheit - aber eben in einzelne, ganz granular, in aspekte dieser menschheit gewissermaßen, und auch oft nur aufgrund einzelner aspekte jenes menschen. ich verliebe mich in konkrete flirts oder abstrakte ideen genau wie in klänge oder gerüche, ich verliebe mich in absichten und zeitpunkte irgendeiner menschlichen artikulation genau wie in eckzähne oder fahrstile oder ein verwendetes vokabular. ich verliebe mich in die café-bedienung oder den paketboten, in wildfremde hunde oder twitterprofile, in radfahrer oder raucher. ich verliebe mich in gesten, manchmal aber auch in haltungen oder uhrzeiten.
praktisch immer hält so ein verlieben nur kurz an, meistens wird es vom nächsten abgelöst, manchmal pausiert die verliebtheit eine weile und manchmal bin ich mehrfach verliebt. immer unexklusiv, nie nicht, meist absichtslos, selten nur einmalig. hin und wieder bin ich lang verliebt und merke es erst hinterher, manche verliebtheit hält an und bleibt als grundzustand, andere verliebtheiten dauern 10 sekunden. es ist nicht mal nötig, dass die verliebtheitsziele davon explizit erfahren oder wissen. wenn ich mich verliebe, dann vielleicht um mich in detailbeobachtung oder wertschätzung zu trainieren, um mir (per vollständig-banaler induktion ironisch hergeleitet) den glauben an "die menschheit" zurückzugeben, um dinge und konstellationen besser zu kapieren (und "kapieren" ist bekanntlich tatsächlich ein bisschen was anderes als "verstehen").
ich will meinem unterbewusstsein da aber auch nicht sehr dringend auf die schliche kommen. ich genieße verliebt zu sein, und wenn mehrere anlässe in einer verliebtheit zusammenkommen muss sogar ich irgendwann grinsen und bin für einen kurzen moment in mich verliebt, bevor ich das aber einerseits rekursiv-bekloppt und andererseits inhaltlich auch ziemlich affig finde.