einen sogenannten "golfarm" hätte ich, also habe ich, sagt er, gewissermaßen einen "tennisarm ohne tennis aber mit schreibtisch haha", und irgendwie hört man mancher formulierung ja die einstudiertheit (aka floskelizität) schon beim artikulieren an. ich lächle aus höflichkeit und lasse mir erklären, dass wir da jetzt stoßwellentherapie, akupunktur, physiotherapie und manuelle therapie als gegenmittel einsetzen werden UND eine schiene/spange am arm tragen, und mit "wir" meint er natürlich mich, aber er spricht im plural, wie das ärzte mit sozialer unsicherheit im subtext (trotz "privatpraxis" und entsprechenden dollarzeichen in den augen) vermutlich tun. die dollarzeichen in den augen brüllen mich laut an, aber ich sage erstmal zu, lasse mir termine für -erstmal nur- stoßwellendingsbums und akupunktur geben und erscheine zwei tage später wieder, frisch 70euro-bespangt für eine kleine gummimanschette vom sanitätsfachbedarf, wieder in der praxis. die anamnese ("TRADITIONELLE CHINESISCHE MEDIZIN!!!!" betont er nochmals, und ich bilde mir ein, die ausrufezeichen hören zu können) findet per handlesung statt ("ja, die milz ist in ordnung") und per befragung ("essen sie eher kalt oder eher warm?"), meine antworten legen offenbar die einstichpunkte der akupunkturnadeln später fest. zuerst wird mein unterarm per spritze stillgelegt, die "stoßwellen" entpuppen sich als ein gerät, das lustige geräusche wie ein piezo-gasherdanzünder von sich gibt, und hätte ich nicht einen komplett tauben unterarm, wäre das wohl schmerzhaft, sagt er scherzhaft, oder andersrum, hab’s vergessen. ob ich denn weisungsgemäß nicht mit dem auto gekommen wäre, wegen des jetzt tauben linken arms, werde ich gefragt, ich lüge brav "logo!". dann akupunktur im nebenraum, diverse nadeln werden mir in schädel, fuß, knie, ohr und arm gesteckt, bevor mir befohlen wird, mich die kommenden 20 minuten zu "entspannen". der raum wird abgedunkelt, ich befürchte wellness, spotify spielt leise eine best of chill-wartezimmmer, und dann liege ich nun im dunkeln und entspanne mich (..) mit der rechten hand, die funktioniert ja noch, die einhandbedienung wird aber zur herausforderung bei einem durchschnittlich großen smartphonedisplay. ich verschicke also sprachnachrichten an bekannte, in denen ich mich darüber aufrege, was für eine esoterische hippiekackscheiße die hier mit mir machen, und dass ich, hätte ich nicht nadeln am ganzen körper stecken von denen ich die genauen koordinaten nicht weiß, längst einen aufstand geprobt hätte im wahrsten sinn des wortes. statt dessen aber ausharren und auf den sound der eieruhr aus dem nebenzimmer warten. die erlösung ist eine andere praxisangestellte, die für die entfernung jener nadeln zuständig ist, die nicht von selbst abgefallen waren. mein linker arm ist weiterhin taub, das anziehen von hose und schuhen und vor allem das binden der schnürsenkel nimmt daher rund 20 minuten in anspruch, während denen ich kurz erwäge mir telefonisch einen pfleger als hilfe zu bestellen. nach kurzem floskelaustausch an der rezeption ("ja, wow, interessant, bis nächstes mal") formuliere ich auf dem weg zum auto meine telefonische absage für den nächsten morgen schon mal vor ("behandlung abbrechen, ja, komplett bitte, genau, das ist nix für mich, sorry", man ist ja gut erzogen und will nicht direkt alles laut aussprechen, was einem im kopf rumging) und fahre dann linkstaub einhändig im auto nach hause. nachdem ich mich abends zu hause versehentlich schon auf (m)einen abgeknickten kleinen finger setze mangels jeglichen gefühls im kompletten unterarm verbringe ich auch die nacht in panik, mir aus versehen knochen zu brechen - und melde mich dann telefonisch für die folgenden neun termine krank, also - gesund. dings. you know. gegen die leichten schmerzen im ellenbogen ("golfarm") bestelle ich mir eine massagepistole bei amazon (70 euro) und stocke meinen ibuprofen- & diclofenac-vorrat auf, gegen die deutlich stärkeren schmerzen am rest des körpers aufgrund spritze und TRADITIONELLCHINESISCHER QUALNADELEINSTICHWUNDEN genehmige ich mir drei schnäpse noch vor 13 uhr. materialermüdung, das wort des tages.