a// "ich fühle mich von dir seit einiger zeit einfach nicht mehr so wertgeschätzt wie in unserer anfangszeit" höre ich ihn sagen, genau so fein schriftdeutsch artikuliert ohne auch nur eine halbe silbe zu vernuscheln. die beiden laufen hinter mir, nah genug dass ich dem dialog folgen kann, entfernt genug um mich nicht zu bemerken. ich kann nicht beurteilen, ob es ein echter, ernstgemeinter dialog ist, ich kann aber auch nicht mal mehr beurteilen, ob ich so etwas heutzutage - old man yells at cloud - noch beurteilen kann. mir fehlt kontext - story of my life, title of my sex tape, jajaschongut. ich klemme mich also einen block lang unabsichtlich-penetrant vor beide und stelle mir kontextfragen: reden menschen so miteinander?, wer redet so miteinander?, proben da zwei vielleicht nur für eine seifenoper?, gibt es seifenopern überhaupt noch in the age of tik tok?, wieso antwortet sie ihm so lang nicht?, sollte ich schneller laufen?, dergleichen, was die beiden schon nicht an mumblecore drauf haben, gleicht mein hirn beim stolpern aus. "schatz, wir hatten doch darüber gesprochen" sagt sie dann, und was ich für den beginn einer antwort halte, scheint die antwort zu sein, gewesen zu sein, denn offenbar hatten sie tatsächlich schon darüber gesprochen, es gibt nichts mehr zu sprechen, es spricht nichts mehr danach.
"menschen, die sich beim hoffen gestoßen haben" hörte ich woanders neulich als formulierung, --
die mir seitdem nicht mehr aus dem kopf gehen möchte, als eine art introvertierte version meines im jugendalter so gern aufgesagten "krankens an der welt" vielleicht, als ausdruck jetzt nicht ~nur~ der erschöpfung level class of 2022 sondern auf ’ne art eines gerade-rücken-burnouts?, also nicht eines deutschgemeinten 90grad-geraderückens, sondern eines erwachsenseinwollenden geraden rückens, die bandscheibe knirscht, aber sitzt - if that makes sense: ein bisschen verzweiflung, den schnaps eben nicht als cocktail verwässern, kapitulation und fassung statt flennen und panik, aber maybe it’s the verdrängung die uns über wasser hält, noch immer, was weiß ich denn schon mit u50, --
aber da ich mich nicht traue, mich umzudrehen zum schlussmachpärchen in der linienstraße am schneeigen samstagnachmittag, werde ich nicht wissen, ob es zwei menschen sind, die bei der vorbereitung ihres true-emo-podcasts für die uberwoke zielgruppe nur zeilen üben oder sie sich beim hoffen gestoßen haben. ecke gormannstraße biege ich ab und stelle mir "ecke gormannstraße" jetzt als ganz okayen titel für einen true-emo-podcast vor.
彡
b// an der ampel einer dieser weißen corollas neben mir, im fahrerfenster ein kleiner aufkleber "deutscher fahrer", genauer: {deutsche flagge} fahrer, also deutschland-fahrer?, ich weiß es nicht, mir fehlt kontext again und ich denke an die nazidemo heute und an jene während der letzten sommerse, in denen wir "querdenken 0711"-shirtträger laut verachtet haben, überlege ob ~das~ hier ein ausläufer ~davon~ sein könnte, ein ~wagenknecht~ gewissermaßen und zum ersten mal am tag grinse ich über die kalauerdämlichkeit, die potentielle, auch wenn’s niemand sieht. wie ich ein paar stunden zuvor schon kapituliert habe angesichts des trennpärchens sitze ich auch jetzt wieder ratlos in der welt, also in meiner karre, die in jenem moment meine welt ist: was soll das, was möchte das, was tut das, was sagt das aus?, aber ich bin zu müde, um über gruppenbildung und egomanie nachzudenken, über politik und lager, sogar um beim grün - wie "es" sich eigentlich gehört - schneller loszufahren mit ausgestrecktem mittelfinger aus auffem fenster, wie man das eben so gemacht hatte bei den 0711-querdenk-arschgeigen, und sei’s nur für die eigene geistige haltungshygiene. bin vielleicht aus dem alter raus, wo ich mich beim hoffen stoßen möchte, und wenn nicht aus dem alter, dann doch aus der tageszeit. maybe it’s doch the verdrängung after all.