wenn irgendwelche pappnasigen, kettenrauchenden vollidioten in der innenstadt jedes jahr zu silvester von flachinhaltlichen medien und seltsamen traditionen monatelang ohne unterbrechung darauf getrimmt werden, in der silvesternacht, alkoholbeeinflußt, gröhlend sogenannte feuerwerkskracher in die kälte abzuschießen, und wenn dieses spiel sich unter dem martinshorn der polizei und der feuerwehr jedes jahr im winter auf's neue fortsetzte, begleitet vom vergehenden und neu anschwellenden lärm der billigen chinakracher, die eigentlich kleine waffen sind - vielleicht eilte dann ein junger umweltschützer den langen weg durch alle sender und zeitungen hindurch, steigerte sich in eine flammende rede, riefe das "halt!" durch die kanäle des immer mehr in der bildzeitungsmeinung schwimmenden mainstreams.
da es aber nicht so ist; ein gestylter herr, im anzug, auf eine bühne tritt, inmitten eines berühmten bauwerks, das eigens zu diesem zweck für eine silvestergala zweckentfremdet wurde; die künstler, hingebungsvoll ihren beitrag leistend, für das betrunkene publikum alles geben; vorsorglich jeden einzelnen im publikum so behandeln, als wäre es sein persönlicher festtag, der nur einmal im leben existiert; schließlich sich um kurz vor mitternacht alle im selbsteingeredeten freudentaumel zuprosten; das feuerwerk teils bestaunen und teils selbst abfeuern; hin und hergerissen sind zwischen aufmerksamkeit zur bühne oder zum krieg am himmel oder zu ihren freunden neben ihnen; den augenblick kaum zu begreifen sich einreden; mit auswendiggelernten floskeln so tun, als wären sie in partylaune; im alkoholrausch singen bis noch spät in die nacht hinein - da dies so ist, stützt der in sicherer entfernung sitzende beobachter den kopf auf die knie und, während all dem trubel in weiter ferne in seinen gedanken versinkend, weint er, ohne es zu wissen.
[nach einer "vorlage" von franz k.]
und ein wirklich von herzen kommendes danke an dieser stelle an all die menschen in orangefarbener kleidung, die wir am neujahrsmorgen um kurz nach 10 überall in berlin bei der beseitigung der ganzen drecks-überreste gesehen haben. auch wenn's wahrscheinlich keiner von ihnen hier lesen wird.