"und woher haben alle diese weisen ihre ansicht genommen, daß der mensch ein normales, tugendhaftes wollen brauche?"

"das war es ja eben, daß ich damals blind glaubte, durch irgendein wunder, durch irgendein äußeres ereignis werde dies alles sich plötzlich auseinanderschieben, einen weiten zwischenraum freimachen, und es werde sich mir auf einmal ein ausblick auf eine meiner persönlichkeit entsprechende tätigkeit darbieten, auf eine segensreiche, schöne und vor allen dingen völlig bereitstehende tätigkeit (was für eine genauer, das wußte ich niemals; aber vor allen dingen war es eine völlig bereitstehende), und da würde ich auf einmal in die welt hinaustreten, beinah auf einem weißen rosse und mit einem lorbeerkranze. für eine rolle zweiten ranges hatte ich überhaupt kein verständnis, und gerade dies war der grund, weshalb ich in wirklichkeit mit größter seelenruhe die letzte rolle spielte. entweder ein held sein oder im schmutze liegen; ein mittelding gab es für mich nicht. eben dies war es auch, was mich verdarb; denn im schmutze tröstete ich mich damit, daß ich zu anderer zeit ein held war; der held aber verdeckte mit seiner persönlichkeit den schmutz. 'für einen gewöhnlichen menschen', sagte ich mir, 'ist es eine schande, sich zu beschmutzen; aber ein held steht zu hoch, um ganz im schmutze zu versinken; folglich kann er sich ruhig beschmutzen.'

es ist beachtenswert, daß diese gedanken an 'alles schöne und erhabene' mir auch während der ausschweifung in den sinn kamen, und zwar gerade dann, wenn ich mich bereits auf dem tiefsten grunde derselben befand; sie kamen von ungefähr, in einzelnen stößen, als ob sie sich in erinnerung bringen wollten, vereitelten aber durch ihr erscheinen die ausschweifung nicht; vielmehr belebten sie sie gewissermaßen durch den kontrast und stellten sich genau in dem quantum ein, das zu einer guten sauce erforderlich war. diese sauce bestand aus widersprüchen und leiden, aus qualvoller innerer selbstprüfung, und alle diese großen und kleinen qualen verliehen meiner ausschweifung eine art von pikantem geschmack, ja sogar einen gewissen sinn - kurz, sie erfüllten vollkommen die pflicht einer guten sauce. alles dies ermangelte nicht einmal einer gewissen tiefe. und hätte ich mich denn auch zu einer einfachen, gemeinen, direkten, schreiberhaften ausschweifung verstehen und an mir all diesen schmutz ertragen können? was hätte mich denn damals an diesem schmutze reizen und nachts auf die straße locken können? nein, ich hatte für alles ein edles schlupfloch."

[ dostojewski, "aus dem dunkel der großstadt" ]

tja. amen.

und "in guten wie in schlechten zeiten" begleiten mich diese absätze seltsamerweise seit jahren schon … nimmt man das entsprechende buch aus meinem regal, fällt es automatisch auf eben dieser seite offen hin, und jede noch so verquere lebenssituation habe ich mit diesem zitat zu beantworten versucht. die eigene sprachliche und intellektuelle inkompetenz zu überdecken versucht, meinetwegen. und kein ende in sicht. weder mit adorno noch mit nietzsche noch mit jünger, weder mit hoeg noch mit fried noch mit handke als ersatzdroge.

muß ich wirklich erst wieder …

… einen eintrag hier verfassen, in dem ich mich absatzweise darüber aufrege und auslasse, zu welch oberflächlichem mist argh.de verkommen ist? oder kann sich das die werte leserschaft in regelmäßigen abständen, mit einer leichten häufigkeitsverdichtung in den sommermonaten, ab sofort einfach selbst dazudenken?

gut.

danke.

jenny lund

.. ist kein pornostar mit schlechtem namensdesign sondern eine regensburger kapelle, die recht schnucklige musik macht. "everything near water" läuft hier in nachbarverschreckender lautstärke seit ein paar stunden rauf und runter. blasphemisch formuliert könnte man sich eine mischung aus mogwai, tortoise und michael gira bzw angels of light zusammenfaseln, muß man aber auch nicht unbedingt. mp3 holen, zufrieden sein. und bloß nicht bei tageslicht anhören.

straßen

ob es wohl leute aus der ländlichen gegend mecklenburg-vorpommerns gibt, die international mit irgendwelchem kram handeln und irgendwann einmal, zb am leipziger bahnhof direkt an einem gleis stehend, über mobilfon einem japanischen geschäftspartner (dieser, aus tokio, auch an seinem mobilfon, sich gerade in einem japanischen freizeitzentrum mit 0.3 qm platz pro person befindend, an einem samstagnachmittag in den schulferien) ihre geschäftsadresse, nämlich "dwight-d.-eisenhower-str. 23c", buchstabieren müssen, kurz nachdem sie wegen einer schweren erkältung (schnupfen!) eine woche krankgeschrieben waren? wenn, dann wäre ich in diesem moment wirklich gern dabei.

[aber - nein, wahrscheinlich existiert in ganz mecklenburg-vorpommern keine einzige dwight-d.-eisenhower-straße, allein daran wird's schon scheitern. aber man wird ja wohl mal träumen dürfen.]

[aus der reihe 'einträge ohne schlußpointe'.]

hey, banken europas! (oder: weltliche themen, teil 19)

seit dem 1.7. dürft ihr, laut irgendeiner "wir in europa haben uns alle ganz doll lieb" -gesetzgebung, für überweisungen innerhalb der eu nicht mehr gebühren verlangen als für eine inlandsüberweisung. klingt ja erstmal gut. lustig wiederum finde ich aber, daß ihr nun statt dessen die gleichen gebühren über den empfang einer überweisung reinbekommt.

eine eu-standard-überweisung kostet mich als sender also erstmal nichts, aber "eventuell anfallende kosten gehen zu lasten des empfängers". anders formuliert: "wenn die bank des empfängers im ausland gebühren dafür verlangt, so können wir da nichts dafür und es ist uns auch vollkommen egal". laut commerzbank-hotline ("wir dürfen da schließlich keine gebühren mehr verlangen, sorry") muß man nun deswegen, möchte man "wie früher" dem empfänger eventuell anfallende kosten ersparen, mit diesem zuerst abklären, was für gebühren seine bank für den empfang einer eu-standard-überweisung verlangt, und eben diesen betrag zusätzlich überweisen. nach uns die sintflut, okay. 

will man sich diesen krampfigen aufwand ersparen, kann man auch weiterhin die normale "internationale swift-überweisung" vornehmen, bei der man (unverändert) auswählen kann, welche der anfallenden gebühren man übernehmen möchte. bei der begleichung einer rechnung aus dem ausland wird man also, wenn man den empfänger nicht erst zu seiner bank schicken will um so einen mist zu klären, diese option wählen.

kurz gesagt: 13.85 eur für eine überweisung nach österreich.

banken! wollt ihr dieses konzept eventuell nochmal überdenken oder seid ihr wirklich der meinung, eure kunden merken nicht, daß man für deutlich weniger geld einen komplett versicherten wertbrief ("geld im umschlag") in die meisten europäischen länder verschicken kann? na?

[update: hier. lesen. alles, inklusive kommentare. ich nehme also alles zurück und behaupte das gegenteil. danke.]