dear tooth fairy: fuck you.

vielleicht muß man ja doch viel mehr im leben als notwehr betrachten bzw angehen. als grund und zweck gewissermaßen.

der zotteltyp, der nachts um halb zwei auf der warschauer brücke radioheads "creep" singt; die kaufhof-kassiererin, die in ihrer pause beim "wiener feinbäcker" ihren nikotinbedarf von drei wochen in drei minuten nachholt; oder das pärchen, das vermutlich nicht wahrhaben will (oder kann), daß es sich gerade öffentlich streitet und alle außer ihnen beiden die tragik darin sehen. und man selbst zwischendrin, lächelnd, manchmal aus galgenhumor heraus und manchmal aus distinktion, oft aus spaß oder ironie, manchmal aus zynismus, selten aus schutz. -- das alles versteht man plötzlich, wenn man sich hoffnung zur szene dazudenkt, gegen die in allen öffentlichen wie privaten räumen immer herumstehende bitterkeit meinetwegen. notwehr als parole, als stumme und zurückhaltende, als gedachte, als aufbegehren meinetwegen, als unabsichtliches manchmal sogar, gegen die welt, die schnupfen hat.

"restart to complete the installation".

ich bin deine mudda, luke.

männerfernsehen sei eigentlich ganz einfach, erzählt sie jetzt gerne: hauptsache, es explodiert irgendwo was oder es gibt was zusammenzuschrauben. das ist natürlich auch ein bisschen als provokation gedacht. jetzt aber noch mal im ernst: "männer brauchen im fernsehen viel stärkere audiovisuelle reize. der sound eines formel-1-rennens macht mich als frau zum beispiel wahnsinnig. für männer ist das wie musik. frauen wollen viel stärker emotional angesprochen werden", sagt hofem-best. bei sixx sieht man das schon an den themen, die den wochentagen zugeordnet wurden: montags ist "mädelsabend", mittwochs "kuschelabend", donnerstags zeit für "gänsehaut".

(-- spiegel online über katja hofem-best)

"natürlich", "auch", "ein bißchen", "provokation". hoho, mit knuff auf den oberarm und penetrant unsubtilem augenzwinkern gebrüllt. männer sind so, frauen können schlecht einparken und echte kerle haben drei-tage-bärte und gehen manchmal fremd. das ist der stoff, aus dem dokusoaps generiert werden, in denen es der größte traum der dargestellten abziehbilder ist, von ihrem macker "zu einem romantischen dinner ausgeführt" zu werden, und wo jene macker "auch eine softe seite" haben. vereinfachungen, rollen und klischees, von denen mario barth lebt und die bild-zeitung sommerlöcher füllt: und daß der rtl-nachmittag so tickt, weiß man ja, aber wenn man dann noch liest, daß es im echten leben menschen gibt, die offenbar genau so ein weltbild haben und mit solchen wertvorstellungen in ihre umwelt eingebunden sind und so denken, ..

da bekommt der begriff "kapitulation" (fängt ja mit dem gleichen buchstaben an wie "kotzen") dann ein ganz ordentliches leuchten.

agent side grinder, lovelite, 20100504

unser anlaß, andauernd auf konzerte zu gehen, ist, das gefüge der welt erklären zu können, oder wenigstens konstellationen verstehen zu wollen, die über aufstellungen und situationen hinausgehen. wir möchten dinge erschließen anstatt sie nur wahrzunehmen, wir möchten dieses gefühl spüren, das man hat, wenn man für drei millisekunden glaubt, eine antwort auf die bislang unformulierte frage im kopf gehabt zu haben, dieses gefühl, mit dem man in die zukunft schaut bzw in dem die zukunft einem zurückglotzt.

agent side grinder

wir stehen fast täglich vor bühnen, weil wir dem verzweifeln die ersten drei buchstaben nehmen wollen und der vernunft dann auch gleich, denn um diesen neuen begriff kann man nach ein paar wodka wunderbar herumtanzen, also mit dem knie wippen und dabei lächeln. überhaupt ist lächeln wichtig, auch bei bands ernsthafter junger männer mit okayem haarschnitt und engen hemden.

agent side grinder

wir gehen auf konzerte, weil wir männer zum mitreisen sein wollten, damals als wir es hätten sein können, und natürlich wegen der projektion. wir stehen dabei locker, und "tanzen" ist für uns auch nur gelebte diffusion, und wären wir nicht verliebt, würden wir zu hause fernsehen, und wären wir keine nerds, wüßten wir schließlich auch nicht, was romantik bedeutet.

(irgendwo in "sicherheit" steckt ein komparativ)

bis november 2010 soll auch der u-bahnhof kottbusser tor zu einer modellstation für videoüberwachung ausgebaut werden. pläne gibt es schon seit zwei jahren. die aufgezeichneten bilder der herkömmlichen kameras in fahrzeugen und auf bahnhöfen werden vor allem von der polizei genutzt. im vergangenen jahr wurden 2189 mal solche daten an die polizei übermittelt.

(-- klaus kurpjuweit im tagesspiegel)

das schöne an einem blog wie diesem, das praktisch nicht mehr -- und wenn, dann nur noch von den "richtigen", dieser illusion kann man sich zumindest relativ einfach hingeben -- gelesen wird, ist, daß ich die vier von mir hervorgehobenen stellen, oder vielmehr den grund für diese hervorhebungen und warum gerade jene ein relativ großes "wtf!?" in der denkblase über meinem hirn erzeugen, nicht mehr ausdrücklich erklären muß. weiß ja alles jeder selbst, der das hier liest. resonanz, baby.

quello che conta ~

mondo cane, platte des jahres.

der zweck der nacht scheint kontrast zu sein, denkt man, wenn man auf die s-bahn wartet während man in den himmel starrt -- oder andersrum, so ganz sicher ist man sich da ja nie, was in so einem moment der eigene zweck sein sollte. anderer gedanke dann beim einsteigen: es geht doch immer um verbrüderungen. jegliches handeln wird sozial, emotional, ökologisch (..) von der grundabsicht (mit)bestimmt, sich mit gleichgesinnten zusammenzuschließen. verbündete finden, banden gründen, blogs vollschreiben, alles nur für resonanz. und auf eine eigenartige weise ist man selbst dann der kontrast zur nacht geworden, wenn man aussteigt und die letzten paar meter vorbeigeht am proll-döner und den schulklassen, die singend auf dem weg zum hostel sind, und an denen, die die nacht für egal halten.

(hymnischer werden!)

stufengrau

hier, dings:

das überzeugenste (sic!) bild das er zeichnet, ist dass ingenieure nicht erzählen, obwohl sie (derzeit) "den roman des lebens schreiben". er fordert, dass wir die werke der ingenieure und programmierer, die algorithmen die die zunehmend digital geprägte welt steuern, in narration übersetzen oder in bilder fassen müssen.

(-- ix)

und:

im zweifel ist ihm da ein simplifiziertes netz lieber, nicht weil es weniger wahlmöglichkeiten lässt, sondern im gegenteil mehr möglichkeiten eröffnet, weil sie den zugang zu informationen erleichtern. statt sich mit algorithmen wie "http://" auseinandersetzen zu müssen, ist eine vorsortierte welt besser, auch wenn er gleichzeitig weiß, dass die algorithmen wichtig sind. er will sie nur in einen anderen, leichter zu verstehenden zustand bringen. 

(-- don)

aber auch:

simplifizierung muss aber nicht unbedingt die einschränkung des gesamten angebots bedeuten. simplifizierung ist für mich in erster linie das interface, also die art und weise, die mechanik, die oberfläche, wie ich am besten und schnellsten an meine informationen komme. rss-technologie ist dafür ein wundervolles beispiel. ich muss mich als nutzer nicht mehr durch zig verschiedene designs quälen, sondern bekomme die informationen auf einen blick. auf de anderen seite würde visuelle menschen aufstöhnen, dafür gibt es aber etliche websites, die mir schöne webdesigns präsentieren – wenn ich darauf lust habe.

(-- patrick)

heidewitzka, liebe leute.

ich versuche mal in eine halbwegs nachvollziehbare artikulation zu bringen, was mir dazu im kopf herumschwirrt, und was ich vor gut fünf jahren schonmal einigermaßen uneloquent hier auszudrücken versucht hatte: unmittelbarkeit (also nah dran, aber kompliziert) als option ist ja nun kein teufelswerkzeug. besser gesagt: mittelbarkeit (also weiter weg, aber einfacher) bzw simplifizierung ist kein heilsbringer, jedenfalls nie pauschal. irgendwie muß doch ein weg gefunden werden, der zwischen den beiden extremen der kryptischen kommandozeile (einerseits) und dem interface mit nur noch zwei buttons (andererseits) liegt. das interface soll ja, um den bogen zurückzuspannen, ver-mittler sein, also nicht on/off zwischen nerdzielgruppe und großelternkompatibel umschalten, sondern im weitesten sinne das oben vorgeschlagene - technik erzählen, auf einer analog gemeinten skala zwischen diesen beiden polen.

es geht ja nicht darum, jedes einzelne bit im rechner und im netz persönlich zu kennen. es geht aber auch nicht darum, nur noch eine black box vor sich zu sehen, die mit strom betrieben wird und irgendwie magische dinge erledigt. beides halte ich für falsch aus einem eher schwammigen grund heraus: weil ich es ganz prinzipiell für ungesund halte, immer bzw. überall im leben und in jedem kontext, nicht neugierig zu sein, sich dinge vorenthalten zu lassen ohne sich wenigstens dafür zu interessieren, also -- sich mit etwas zu begnügen.

den bogen zurück: das interface soll doch, finde ich, ein vermittlungsangebot darstellen, kein exklusives gateway. die möglichkeit zur (also die chance auf) vereinfachung, für all jene, die sich - bewußt - dazu entschieden haben, nicht bis zur letzten detailstufe ein problem selbst lösen zu wollen. think kognitiv-makro, think helping hand, sozusagen.

scheiße ist und scheiße bleibt: wenn ein gerät per interface funktionen versteckt/vorenthält, vereinfachung als tarnung benutzt um den benutzer unmündig zu machen. noch scheißer ist, wenn der benutzer das nicht merkt: klingeltöne für viel geld per premium-sms kaufen anstatt sie als mp3 und kabel auf's mobiltelefon zu packen; dergleichen. nichts gegen benutzer, die sich dazu entschieden haben, lieber 2 euro für einen klingelton zu zahlen als sich mit verkabelung und dateiformaten auseinanderzusetzen, das ist dann eine legitime und sehr individuelle aufwand/nutzen-frage. im zweifel ist /mir/ das "nackte netz", die "nackte technik" lieber, aber im zweifel bin ich natürlich immer auch der libertärste von allen.

was ich also gern hätte, an viel mehr stellen im leben: das nachdenken darüber, ob man sich hier mit einem interface auseinandersetzt, auf welcher ebene man das ggf macht, wie abläufe in einer "black box" funktionieren (und das bei ampelsteuerungen, auf facebook, bei küchengeräten, in soziologie, in der werbung bzw kommunikation, ..), wie mittelbar oder unmittelbar man gerade zu seiner umwelt, zu seinem kontext in bezug steht. es geht gar nicht darum, immer alles wissen zu müssen, aber doch bitte, alles wissen zu dürfen und zu können. und vermutlich ist das dann eben der "roman des lebens" oder zumindest ein aktuell ziemlich hipper teil davon, den wir mal zu schreiben in angriff nehmen sollten. für zum lesen auf den ipads dieser welt.

(und mir ist bewußt, daß ich nur so halb-stringent klinge und vor allem auch nicht irgendeinem der drei o.g. zitate voll widerspreche oder voll zustimme. hinausrülpsen wollte ich's dann aber eben doch mal dringend.)

(dis-claimer, -closure & -functional: ich bin sowohl ingenieur als auch geistwissenschaftler, behaupten gewisse diplom- bzw. abschlußpapiere, außerdem sternzeichen waage und nachtmensch und habe "payback" nicht gelesen. das erklärt hier zwar nicht alles, aber doch einiges.)

gybe

between now and the live-dates, there'll be rivers of noise and distraction. and the internet is a petty tyrannical monster. please remember that really all that matters is the keep on keeping on. and all that really matters is the shows. and physical engagement in the world. and folks like us and folks like you. thanks for understanding, and thank you for still listening.

(-- godspeed you ! black emperor)

(bei gelegenheit dann also vielleicht doch mal endlich den stoßseufz ("meinten sie stoßsauf?") loslassen über gybe, über die neue silver mt zion platte, über mike pattons "mondo cane", über codes in the clouds und über mädchen und menschen im konzertkontext, all die themen eben, die nicht mehr nur einfach nur ein bißchen quer in der seele rumliegen, sondern direkt im herz so rumrütteln, mit substanz, also die einen überhaupt antreiben und die einem anlaß geben weiterzumachen und musik zu hören und bands zu sehen und sehen zu wollen vor allem, die dinge, die einem den grund liefern, sich für all das immer neu zu interessieren.)

wie gesagt, bei gelegenheit vielleicht mal.

._.

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(manchmal komm' ich mir im internet so vor, als wäre ich gerade in einer ordnungsamts-realitydoku auf pro7. aber das ist ja eigentlich auch nix neues.)