aber glaube

was man in der ersten nacht in einer neuen wohnung träumt, soll in erfüllung gehen, behauptet eine aLtE wEiSheIt. in meiner neuen wohnung bläst gerade noch twentyfourseven der den estrich trocknende industrieheizlüfter im nebenraum, während sich in meinem körper ein relativ origineller mix aus wick medinait, azithromycin und (ein klein wenig) scotch austobt. bonus tracks sind team erschöpfung & genervtheit sowie ein bisher dreiwöchiger dauerhusten -- jener "alten weisheit" möchte ich also nicht nur aus den komplett naheliegenden gründen widersprechen, sondern auch weil ich meine zukunftsaussichten zwar gern nicht langweilig hätte, aber vielleicht auf lebenszeit auch nicht ganz ~so~ unlangweilig wie ich es morgen in meinem traumtagebüchlein notieren werden muss.

in mitte war mein dhl-guy ein euphorisches effizienzmonster, speedy paketbote gonzales, ein volltreffer gewissermaßen, dem ich auch mal off label bescheid sagen konnte, wenn ich einen zustellsonderwunsch hatte. falls das erste paket in einer neuen wohnung also auch etwas über die zukunft aussagt, riddle me this: "hui, hallo!" - "na ick würd aber mal n namen uffm klingelschild erwarten hier, wa?" - "hamse recht, wohne aber auch erst seit ein paar stunden hier, und .." - "na hat ja damit nüscht zu tun, schön’ tach." (hab’ mich noch nicht ganz entschieden, aber ich glaube, ich mag’s. klingelschild wurde natürlich 2 minuten später benamt, ehrensache.)

am irritierendsten ist -immer-, dass hier alles anders klingt. räume, zimmer, orte generell, gegenden, als hätte mein psychogeografisches sonar leichte gleichgewichtsstörungen (tschuldigung, kurz in der metapher verheddert). das liegt, danke captain obvious, neben den drogen und dem heizlüfter hier natürlich an dingen wie noch fehlenden teppichen und generell neuer geometrie überall - aber selbst auf meine mittelalten tage hätte ich nicht damit gerechnet, dass gewöhnung so ein biestiger hund sein kann, also dass mich das alles ~trotzdem~ erstaunt: als hätte ich nicht damit gerechnet, nicht damit zu rechnen.

vom balkon aus kann ich einen friedhof, den fernsehturm, ein finanzamt, eine ubahn und eine mehrspurige straße sehen. in einer der beiden ziemlich räudigen supermarktfilialen in meinem neuen sog. kiez hab’ ich mir vorhin brot & salz besorgt, - wenn schon themenabend aberglaube, dann aber auch all in.

(keine sorge, das mit dem traumtagebuch war ein scherz.)

the walkmen (20230424−28, webster hall nyc)

um the walkmen an fünf aufeinanderfolgenden tagen live zu sehen, bedarf es im vorfeld natürlich einiger unrational getroffener entscheidungen, selbst wenn die konzerte in berlin passiert wären. taten sie nicht, sondern gut 6500km entfernt, also kamen zu den unrationalen entscheidungen noch ein paar abendliche affekthandlungen und emotional-kognitive bockigkeit dazu: die reunion show(s) werden angekündigt, ich lasse mir ein ticket für den letzten abend besorgen, denke dann (..) über eine angemessene reisedauer (aus naheliegend-zweckmäßigen gründen also "ein paar tage") nach, komme mir sofort auch wieder blöd vor vier der konzerte zu "verpassen" obwohl ich in new york sein werde, things escalate SEHR quickly, 5 tickets und 1 woche urlaub it is. ich hab’ schließlich schon größeren quatsch gemacht in meinem leben, und whythefucknot (ein begriff, der sich gewissermaßen leitmotivisch durch die ganze planung zog). zumal ich vergleichbaren quatsch für andere bands (interpol bei der turn on the bright lights tour durch halb europa zu begleiten, von explosions in the sky und current93 und scanners et al ganz zu schweigen, für max richter bzw. the leftovers 2018 schon mal nach new york geflogen zu sein) in der vergangenheit schließlich auch nicht bereut habe.

when i used to go out i would know everyone that i saw
now i go out alone if i go out at all

ich bin kein überfan, kein thewalkmen-ultra, kenne nur wenige songs/lyrics by heart, kann außer dem sänger die bandmitglieder nicht namentlich benennen, hab’ sie nur 1x zuvor live gesehen - aber im juni 2012 im roten salon, einem 250er(?)-laden, aus dem ich damals nassgeschwitzt wie selten von einem konzert nach hause lief und mit einem so penetrant verwirrend glückseligen grinsen, das knapp 11 jahre unterbewusst in hirn und herz anhalten sollte. jedenfalls rede ich mir das als grund dafür ein, oder wenigstens als anlass, die fünf dudes jetzt wieder in einem täglich ausverkauften 1500er-laden in new york erleben zu wollen.

aber auch fünf konzerte später, am sechsten tag in new york, bin ich sonderbar ratlos. ich werde keine konzertreview schreiben können oder müssen (das haben andere besser erledigt), ich will nicht auf details oder einzelnen emo-aspekten herumreiten,

(
dass beispielsweise "the rat", der bekanntlich beste song der welt aller zeiten, NICHT hochnäsig wegignoriert wurde, aber auch nicht zu prominent in den zugabenpart erst eingebaut, sondern im gegenteil an jedem abend ziemlich früh, gespielt dann aber auch NICHT mit "let’s get this over with"-habitus, sondern mit etwas, das ich vielleicht mit spitzbübischem stolz im gesichtsausdruck von hamilton leithauser beschreiben würde, spätestens wenn wirklich die halbe halle laut mitsingt, brüllt, weint, aha, sind also doch alle da, die ultras - will sagen, the walkmen sind sich nicht zu fein für ihren ALLES andere überstrahlenden monsterhit (looking at you here, tuxedomoon!), aber sie spielen ihn eben nicht als einen alles andere überstrahlenden monsterhit;

dass die setlists (1 / 2 / 3 / 4 / 5), außerdem, im prinzip zwar aus den gleichen songs bestanden an jedem abend, die reihenfolge und kleine details aber verändert wurden, als würde man experimentieren wollen, sich ausprobieren, mal sehen wie sich verschiedene dramaturgien der abende wohl anfühlen;

dass am letzten abend noch eine unerwartete "neue" coverversion dazugepackt wurde;

dass, als hamilton leithauser am donnerstag nach "we’ve been hand" erwartungsgemäß zum highfive-abklatschen an der ersten reihe vorbeilief, ich mich rechtzeitig vorgedrängelt hatte und meine fanboymomentsekunde bekommen habe;

dass ich, um meine eigene wahrnehmungsdramaturgie der woche anzupassen ("hey, this might sound weird, but - do we know each other from somewhere?"), am letzten abend meinen gehörschutz wegließ, um mehr mitzubekommen, um mehr zu spüren, und wenn’s der tinnitus hinterher sein sollte (fußnote: nein, er war es nicht);

dass ich meine fünf unterschiedlich bunten wristbands wie so eine kindertrophäe noch ein paar tage lang nicht vom rechten handgelenk entfernen werden, sondern mindestens während des rückflugs noch als artefakt bei mir trage, angesichts dessen ich kurz grinsen und seufzen kann;
)

die webster hall ist ein seltsamer laden - ein aufgeplusterter heimathafen neukölln mit starallüren, der gern eine columbiahalle wäre, aber dabei noch vor dem festsaal kreuzberg scheitert, im guten wie (vor allem) im schlechten - u.s.-typisch (?) durchsecuritysiert vom metalldetektorschleuseneingang über bekloppte warn- und weg-hinweisschilder bis zu geradezu ~deutsch~ wirkenden ermahnungen, wenn man versehentlich eine sekunde zu lang auf einem ~fluchtweg~ im weg steht, der in richtung einer verplombt-zugeschlossenen tür führt, aber vor allem ein laden, der NATÜRLICH teil einer gruppe von mehreren ähnlichen in der stadt ist und dem man das franchise-gehabe sofort anmerkt, an der bar, im klo, bei der organisation der merch-queues, bei der klimabeanlagung auf arschkalte "ich würd’ lieber schwitzen, verdammtnochmal"-temperaturen. devoha.

OHNE also auf all jene emo-kleinigkeiten näher eingehen zu wollen, ohne die rahmenhandlung einzuordnen, ohne eine review sein zu wollen: die fünftägige residency belässt mich deswegen ratlos, weil ich hinterher immer noch nicht weiß, wieso - also: womit, wodurch - sie mich gekriegt hat. die chemistry auf der bühne ist eine mischung aus the national und den bad seeds, die band wirkt nahbar ohne sich anzubiedern, bei "blizzard of ’96" passieren an jedem abend unerwartete seltsame dinge mit meinem nervenkostüm, das offenbar ein eigenes gänsehautfeature besitzt, bei "angela surf city" filme ich mit …

.. obwohl ich nie einer von ~denen~ werden wollte, bei "all hands and the cook" und "we’ve been had" (1 / 2) flenne ich einfach durch, - und nichts davon erklärt mir mich, nichts davon erklärt mir, dass ich die woche nyc nicht bereue, wohl nie bereuen werde. eigentlich nichts davon war out of this world, wenn auch sehr, sehr toll - aber jeder song, jeder abend, diese woche war gleichzeitig so out of these worlds, all of them, und, obacht, triggerwarnung/kraftausdruck: ich KAPIER’s einfach nicht.

let's go up highbeam again
just take your head from your hands
take up the cause, just once more
i never noticed before

wobei - eine leise ahnung wäre, vielleicht, die emotionale aufladung im kontext - durch die fünffachheit, durch die reunion, durch new york, durch das hotel, durch das wetter, durch die dosis ibuprofen/paracetamol/pseudoephedrin/cbd/etc, die ich an den ersten drei abenden intus hatte, durch den BUILD-UP gewissermaßen, durch die beschäftigung mit allem, durch die präsenz des themas gewissermaßen. und wenn ich nur jeweils einen teil dieser bedingungen rausdenke - sonst gleiches setup aber in berlin, sonst gleiches setup aber nur 1x statt 5x, sonst gleiches setup aber mit einer band, die nicht on 10yr-hiatus war zuvor - dann vermute ich zumindest, dass ich also selbst schuld daran bin, dass ich sowohl SO gut fand als auch dass ich es mir nicht genauer erklären kann. the yin/yang of ambiguitätstoleranz, does that make any sense?

das nichtkapieren, es tut irgendwie gut. gerne wieder.

hohlismus

alle paar monate kommt ein song um die ecke, der einen ~unerwartet~ kriegt - as opposed to der sorte, wo man’s vorher schon ahnte, oder genres, denen man zugeneigt ist, blah - also ein song dann, der plötzlich da ist, in den ich mich verknalle, erschrecke, verwirrt bin, anhand dem ich dinge über mich lerne und wenn’s nur aufheit gegenüber der welt ist, oder wenigstens gegenmittel zur panik, oder neugierde und irritation of all the things, ’ne art erweiterung der gewohnheit. funktioniert ~natürlich~ nur unabsichtlich, also wenn man nicht drauf wartet, was ja auch schon wieder so ein -achtung- ALLGEMEINPLATZ ist, also jedenfalls: funktioniert immer nur absichtslos, und wenn ich eins hasse an achtsamkeits-esoterik und meditations-apps, dann dass sie einem DAS -die absichtslosigkeit- beizubringen versuchen. dabei ist’s so einfach, man muss nur viel viel mehr musik hören.

erste sonnenstrahlen in berlin, die nachbarn grillen an, und mit "nachbarn" meine ich irgendeine der wohnungen mit denen ich mir -noch- den innenhof teile, und mit "angrillen" meine ich, dass offenbar jemand seine/ihre küche vollständig abzufackeln willens ist. ich stehe auf dem balkon und wundere mir (nicht "mich", - dativ ist der lässigere von den beiden!), hinter mir halbgepackte umzugskartons, in mir unterdrückte unplanbarkeit, vor mir dichter qualm und irgendwo kreischende kinder, zusammenhanglos. ungefähr so wird irgendwann auch die welt untergehen, hoffe ich, denke ich, schreibe ich, in schachtelsätzen. alles ist vergangenheit außer der absicht.

9 tage noch, brutto, dann erst mal zwischenzustand, - will sagen "Als Schwebung bezeichnet man den Effekt, dass die Resultierende der additiven Überlagerung (Superposition) zweier Schwingungen, die sich in ihrer Frequenz nur wenig voneinander unterscheiden, eine periodisch zu- und abnehmende Amplitude aufweist.", so nämlich, und von der physik-grundkurs-definition mal abgesehen: als wären die zwei beteiligten instrumente eben nur ganz leicht gegeneinander verstimmt, herrjeh, schon wieder ’ne metapher auf mich + das leben. muster, wo man hinguckt. metrologie übrigens, wenigstens DAS weiß ich noch von ~damals~, ist die "wissenschaft des messens", und wenn das keine fancy trivia ist für cocktailparties nach der zombieapokalypse, dann weiß ich auch nicht.

tullamore dew (der lilane, 12y) heute mal, statt slane. auch nicht ganz doof. aber was ist schon ganz doof.

b.~

a// "ich fühle mich von dir seit einiger zeit einfach nicht mehr so wertgeschätzt wie in unserer anfangszeit" höre ich ihn sagen, genau so fein schriftdeutsch artikuliert ohne auch nur eine halbe silbe zu vernuscheln. die beiden laufen hinter mir, nah genug dass ich dem dialog folgen kann, entfernt genug um mich nicht zu bemerken. ich kann nicht beurteilen, ob es ein echter, ernstgemeinter dialog ist, ich kann aber auch nicht mal mehr beurteilen, ob ich so etwas heutzutage - old man yells at cloud - noch beurteilen kann. mir fehlt kontext - story of my life, title of my sex tape, jajaschongut. ich klemme mich also einen block lang unabsichtlich-penetrant vor beide und stelle mir kontextfragen: reden menschen so miteinander?, wer redet so miteinander?, proben da zwei vielleicht nur für eine seifenoper?, gibt es seifenopern überhaupt noch in the age of tik tok?, wieso antwortet sie ihm so lang nicht?, sollte ich schneller laufen?, dergleichen, was die beiden schon nicht an mumblecore drauf haben, gleicht mein hirn beim stolpern aus. "schatz, wir hatten doch darüber gesprochen" sagt sie dann, und was ich für den beginn einer antwort halte, scheint die antwort zu sein, gewesen zu sein, denn offenbar hatten sie tatsächlich schon darüber gesprochen, es gibt nichts mehr zu sprechen, es spricht nichts mehr danach.

"menschen, die sich beim hoffen gestoßen haben" hörte ich woanders neulich als formulierung, --

die mir seitdem nicht mehr aus dem kopf gehen möchte, als eine art introvertierte version meines im jugendalter so gern aufgesagten "krankens an der welt" vielleicht, als ausdruck jetzt nicht ~nur~ der erschöpfung level class of 2022 sondern auf ’ne art eines gerade-rücken-burnouts?, also nicht eines deutschgemeinten 90grad-geraderückens, sondern eines erwachsenseinwollenden geraden rückens, die bandscheibe knirscht, aber sitzt - if that makes sense: ein bisschen verzweiflung, den schnaps eben nicht als cocktail verwässern, kapitulation und fassung statt flennen und panik, aber maybe it’s the verdrängung die uns über wasser hält, noch immer, was weiß ich denn schon mit u50, --

aber da ich mich nicht traue, mich umzudrehen zum schlussmachpärchen in der linienstraße am schneeigen samstagnachmittag, werde ich nicht wissen, ob es zwei menschen sind, die bei der vorbereitung ihres true-emo-podcasts für die uberwoke zielgruppe nur zeilen üben oder sie sich beim hoffen gestoßen haben. ecke gormannstraße biege ich ab und stelle mir "ecke gormannstraße" jetzt als ganz okayen titel für einen true-emo-podcast vor.

b// an der ampel einer dieser weißen corollas neben mir, im fahrerfenster ein kleiner aufkleber "deutscher fahrer", genauer: {deutsche flagge} fahrer, also deutschland-fahrer?, ich weiß es nicht, mir fehlt kontext again und ich denke an die nazidemo heute und an jene während der letzten sommerse, in denen wir "querdenken 0711"-shirtträger laut verachtet haben, überlege ob ~das~ hier ein ausläufer ~davon~ sein könnte, ein ~wagenknecht~ gewissermaßen und zum ersten mal am tag grinse ich über die kalauerdämlichkeit, die potentielle, auch wenn’s niemand sieht. wie ich ein paar stunden zuvor schon kapituliert habe angesichts des trennpärchens sitze ich auch jetzt wieder ratlos in der welt, also in meiner karre, die in jenem moment meine welt ist: was soll das, was möchte das, was tut das, was sagt das aus?, aber ich bin zu müde, um über gruppenbildung und egomanie nachzudenken, über politik und lager, sogar um beim grün - wie "es" sich eigentlich gehört - schneller loszufahren mit ausgestrecktem mittelfinger aus auffem fenster, wie man das eben so gemacht hatte bei den 0711-querdenk-arschgeigen, und sei’s nur für die eigene geistige haltungshygiene. bin vielleicht aus dem alter raus, wo ich mich beim hoffen stoßen möchte, und wenn nicht aus dem alter, dann doch aus der tageszeit. maybe it’s doch the verdrängung after all.

thermostate zu pflugscharen

trostlos, mürbe, trist & trüb,
öde, dröge, desolat.
es januart und ich werd’ müd,
bei ganz egal wie vielen grad

(& wetter eh): gefühl, es eiert,
körper auch ’ne einzige baracke.
der winter mich wohl feiert
rein in die panik. attacke.

ja, wie ein sextaner dichten:
das kann ich offenbar noch gut.
kreuzreim, zickzack, prost, olé?
okay, scheiße, war gelogen.

kaputtness

eigentlich wollte ich ein paar gedanken über zeitwahrnehmung 2022 schreiben, und wie jene so funktioniert wenn man sich latent "irgendwo auf dem spektrum" (..) befindet und gleichzeitig "naja, what gives" im vorderhirn-subtext rumschweben sieht - genauer gesagt: praktisch so wie es ja nichts an der situation ändert (sondern nur an den suchbegriffen und dem selbstverständnis), wenn man eine diagnose in worte formuliert, über hirn und herz und kopf, vor allem kopf - genau so ändert ja auch die beschreibung von kaputter (defekter) zeitwahrnehmung ähnlich wenig wie die sache mit der ermüdung, erschöpfung und all dem OBVIOUS im vorderhirn rumschwebenden kognitionszeug. mal angenommen, ich hätte eine diagnose über mich, also über einen aspekt von mir, von einer sogenannten instanz, der ich vielleicht sogar (ver)traue, schriftlich, was tut das dann ~mehr~ zum befinden als was ich, als beste kontrollinstanz in der angelegenheit frank, nicht sowieso schon gewusst hätte und mir auch hätte redditpassiv "schriftlich" geben können? genau so mit der wahrnehmung von zeit und welt und herz 2022: es ist ja leider alles so offensichtlich, so ~langweilig~ geradezu eben drum, dass ich doch davon ausgehe(n kann, muss, will), dass meine zielgruppe doch nicht mich erklärt bekommen möchte, sondern höchstens vielleicht kurz süffisant lächeln während sie (die zielgruppe) den nächsten nipp am whiskey tut.

aber okay: zeitwahrnehmung und hektik und stolpern und brisanz. verbunden mit dem großen fehler aller zeiten, meiner zeiten, dass ich menschen ernst nehme, generell und situativ und immer und überhaupt - führt in der kombination mit der selbstüberschätzung, die ich manchmal ernsthaft (as in: wirklich und tatsächlich) gern hätte, auch nur dazu, dass man sich täglich darüber wundert, ob man letzte nacht wohl zu schnell oder zu langsam kogniziert hat. verglichen mit dem umfeld. aber auch da wieder, who cares, und what gives, in ermangelung besserer deutschsprachiger verwunderungen. am ende ist’s ja doch nur ein stolpern, verhaspeln, hinterherrennen, vorweglaufen, also kurz: eine diskrepanz an timing, an der man krankt. mit der welt, mit menschen, mit lektüre, mit ~news~, mit gleichklang. immer stimmt nichts irgendwie nie manchmal nicht, und meistens ist das eben timing, frequenz, phase: die welt eiert ja nicht einfach so vor sich hin, sondern nur im vergleich zum eigenen dahinflanieren. und die menschen sind ja nicht per se sonderbar, sondern nur weil die phase nicht passt, weil die resonanz nicht passiert, seit corona, seit alter, seit tinder, seit einsamkeit oder seit ever, nur bemerkt man (ich) ’s erst seit eben all dem.

(zumal: traurigkeit, euphorie, tatendrang, introvertiertheit - auch alles nur aspekte, artefakte, ausprägungen (aaa!) von genau der gleichen scheiße, nämlich kaputtem timing, also: kaputtness, so oder so.)

felt cute, will delete later.

2022’s listfuck

a) die 20 supersten alben 2022 grob absteigend sortiert, und die 4 supersten alben pre-2022, die aber erst 2022 von mir entdeckt wurden

ultha - all that has never been true

atrium carceri & kammarheit - colossus

djevel - naa skrider natten sort

mondkopf - spring stories
unru - die wiederkehr des verdrängten
burial - streetlands
nils frahm - music for animals
kali malone - living torch
radko - the dirt on caligula
suir - not all of your pain is self chosen
german army - allocations of the american nile
lili refrain - mana
olhava - reborn
eros - a southern code
die andere seite - epithymia
st michael front - schuld und sühne
marco monfardini - detect
defrag - float
atronos - fehde
undveld - remnants of broken dreams

nowaves - odd secrets (2021)
freiburg - high five zukunft (2021)
svart1 - circondati dai petali da soli moriamo - surrounded by petals we perish in solitude (2021)
leo hört rauschen - modern modern (2012)

b) die 12 tollsten einzeltracks

joshua murphy - the killing floor

pup - totally fine
alessandro adriani - ecstatic feeling
yeah yeah yeahs - wolf
trixsi - schlangenmann
der blutharsch aticotlh - today i want to catch clouds
hercules & love affair - grace
use knife - ptolemaic
die andere seite - gera
sophia blenda - ties
morgana - geh mir aus den augen
the black angels - the river

c) die 3 besten sets/mixes

homva - valtos (2021)
cristian zanotti - polymotion #42
anton beatbox - modal analysis cut

d) die 4 schönsten serien und die 2 schönsten filme

severance
euphoria s02
wedding season
the tourist

run sweetheart run
emily the criminal

e) der andere geile scheiß aus dem restlichen kapitalismusleben (spiele, dinge, "stuff")

the stanley parable ultra deluxe 2022 (& original 2013)
phenibut
schrumpfschläuche
laserentfernungsmesser
slane whiskey
jens balzer, ethik der appropriation

f) sieben wahnsinig gute texte

anne helen petersen, what if this is just the way things are now
caryn rose, 'always go to the show' is now meaningless
caryn rose, 'no commitment' will end up meaning exactly that
dan hon, the store with too much
marius hobbhahn, the case for genetic enhancements
bartleby, the rise of performative work
arthur c. brooks, find more ways to be an outsider

g) die paar besten memes, accounts, sachen des jahres

instagram.com/deutschband.memes
instagram.com/bathroomdjgreatesthits
instagram.com/tiere.fom.block
instagram.com/ekekekkekkek

tiktok.com/@tahdur
tiktok.com/@sylvaniandrama

twitter.com/mitarbeiter_

h) der/das eine secret crush, weak spot, guilty pleasure, dings

tom holland "umbrella" lip sync battle (2017)

i1) zu viel gehabt

jameson
zweifel
wartezeit

i2) zu wenig gehabt

sex
konzerte
staunen

j) die 14 doofsten tode

albin julius
hans-christian ströbele
kristof schreuf
wolf schneider
götz werner
mimi parker
vader abraham
andy fletcher
klaus schulze
hermann nitsch
hans magnus enzensberger
angelo badalamenti
(michael) kämpfer
matth bohnet

k) diese liste hier auf facebook

bitte hier entlang.

l) 2021 für’s protokoll

auch bei facebook.

der zember

einen sogenannten "golfarm" hätte ich, also habe ich, sagt er, gewissermaßen einen "tennisarm ohne tennis aber mit schreibtisch haha", und irgendwie hört man mancher formulierung ja die einstudiertheit (aka floskelizität) schon beim artikulieren an. ich lächle aus höflichkeit und lasse mir erklären, dass wir da jetzt stoßwellentherapie, akupunktur, physiotherapie und manuelle therapie als gegenmittel einsetzen werden UND eine schiene/spange am arm tragen, und mit "wir" meint er natürlich mich, aber er spricht im plural, wie das ärzte mit sozialer unsicherheit im subtext (trotz "privatpraxis" und entsprechenden dollarzeichen in den augen) vermutlich tun. die dollarzeichen in den augen brüllen mich laut an, aber ich sage erstmal zu, lasse mir termine für -erstmal nur- stoßwellendingsbums und akupunktur geben und erscheine zwei tage später wieder, frisch 70euro-bespangt für eine kleine gummimanschette vom sanitätsfachbedarf, wieder in der praxis. die anamnese ("TRADITIONELLE CHINESISCHE MEDIZIN!!!!" betont er nochmals, und ich bilde mir ein, die ausrufezeichen hören zu können) findet per handlesung statt ("ja, die milz ist in ordnung") und per befragung ("essen sie eher kalt oder eher warm?"), meine antworten legen offenbar die einstichpunkte der akupunkturnadeln später fest. zuerst wird mein unterarm per spritze stillgelegt, die "stoßwellen" entpuppen sich als ein gerät, das lustige geräusche wie ein piezo-gasherdanzünder von sich gibt, und hätte ich nicht einen komplett tauben unterarm, wäre das wohl schmerzhaft, sagt er scherzhaft, oder andersrum, hab’s vergessen. ob ich denn weisungsgemäß nicht mit dem auto gekommen wäre, wegen des jetzt tauben linken arms, werde ich gefragt, ich lüge brav "logo!". dann akupunktur im nebenraum, diverse nadeln werden mir in schädel, fuß, knie, ohr und arm gesteckt, bevor mir befohlen wird, mich die kommenden 20 minuten zu "entspannen". der raum wird abgedunkelt, ich befürchte wellness, spotify spielt leise eine best of chill-wartezimmmer, und dann liege ich nun im dunkeln und entspanne mich (..) mit der rechten hand, die funktioniert ja noch, die einhandbedienung wird aber zur herausforderung bei einem durchschnittlich großen smartphonedisplay. ich verschicke also sprachnachrichten an bekannte, in denen ich mich darüber aufrege, was für eine esoterische hippiekackscheiße die hier mit mir machen, und dass ich, hätte ich nicht nadeln am ganzen körper stecken von denen ich die genauen koordinaten nicht weiß, längst einen aufstand geprobt hätte im wahrsten sinn des wortes. statt dessen aber ausharren und auf den sound der eieruhr aus dem nebenzimmer warten. die erlösung ist eine andere praxisangestellte, die für die entfernung jener nadeln zuständig ist, die nicht von selbst abgefallen waren. mein linker arm ist weiterhin taub, das anziehen von hose und schuhen und vor allem das binden der schnürsenkel nimmt daher rund 20 minuten in anspruch, während denen ich kurz erwäge mir telefonisch einen pfleger als hilfe zu bestellen. nach kurzem floskelaustausch an der rezeption ("ja, wow, interessant, bis nächstes mal") formuliere ich auf dem weg zum auto meine telefonische absage für den nächsten morgen schon mal vor ("behandlung abbrechen, ja, komplett bitte, genau, das ist nix für mich, sorry", man ist ja gut erzogen und will nicht direkt alles laut aussprechen, was einem im kopf rumging) und fahre dann linkstaub einhändig im auto nach hause. nachdem ich mich abends zu hause versehentlich schon auf (m)einen abgeknickten kleinen finger setze mangels jeglichen gefühls im kompletten unterarm verbringe ich auch die nacht in panik, mir aus versehen knochen zu brechen - und melde mich dann telefonisch für die folgenden neun termine krank, also - gesund. dings. you know. gegen die leichten schmerzen im ellenbogen ("golfarm") bestelle ich mir eine massagepistole bei amazon (70 euro) und stocke meinen ibuprofen- & diclofenac-vorrat auf, gegen die deutlich stärkeren schmerzen am rest des körpers aufgrund spritze und TRADITIONELLCHINESISCHER QUALNADELEINSTICHWUNDEN genehmige ich mir drei schnäpse noch vor 13 uhr. materialermüdung, das wort des tages.

der dachs kommt gut erholt aus dem wochenende.

bei tinder gerade ein profil einer dame namens "party maus" gesehen, auf der suche nach einem typen, der sie u.a. "bei der after streichelt". leider kein match, hätte sie gern auf ihren grammatikfehler hingewiesen.

(und vielleicht bin ich ja ZU humanistisch/empathisch für das tindergame, aber wenn jemand (nur) "CANCER!!" als einzelnes+einziges wort in der selbstbeschreibung erwähnt, ich mich dann also zur gesprächseröffnung nach dem befinden erkundige und auch andeute wie mutig und cool ich es finde, so offen(siv) und direkt mit einer schlimmen krankheit wie astrologie umzugehen, ist’s offensichtlich auch nicht recht. learning: it’s a long way to go mit meinem humorverständnis in dieser target audience.)

andererseits und umgekehrt: auf meine dortige berufsbezeichnung "consent creator" erhalte ich zahlreiche hinweise auf den schreibfehler, nette wie weniger nette, aber praktisch nur welche, die das tatsächlich für ein versehen meinerseits halten. learning: it’s an even longer way to go mit dem humorverständnis der target audience, learning daraus wiederum, vielleicht möglicherweise unter umständen eventuell ist die target audience von grund auf die falsche. (und, aha, SO fühlt sich das also an, wenn bei einer AI kaputte trainingsdaten verwendet werden. das wird ja eine grandiose zukunft, falls der planet vorher nicht noch abbrennt.)

bemerke gerade, der vorherige satz könnte eigentlich ganz gut als "party maus"-filter in meiner tinder-bio funktionieren. (untertitel für die spiegel-bestsellerliste: krebs heilen mit der kraft der sterne in nur 21 tagen.)

lakonisch elefant: rhetorisch lässig, langer rüssel.

(der eigentliche buchtitel dann.)

cornflaked

"viel spaß beim wolten!" wünscht mir die website direkt zu beginn, die neugierde überwiegt, on days like these, windowshopping, wenigstens mal auf dem aktuellen stand bleiben was das genre der ausbeutenden lieferlogistik und fOoDtEcH und der ganze dark-kitchen-imperialismus so treibt: ah, offenbar nichts ehrenwertes.

das "espresso house fernsehturm" lässt mich aus "moderner schwedischer kaffeehauskultur" einen double shot latte bestellen, nach nur 50 minuten für €1.90 extraliefergebühr erhalte ich also einen filterkaffee so lecker wie ein möbelhaus. unter der überschrift "frühstück in deiner nähe" desweiteren: "döner & more" von einer tatsächlich sympathisch aussehenden afterhour-imbissbude (das, liebe spätgeborene, war übrigens der ursprüngliche begriff für "street food", den überironisierte metaknacker wie ich gern weiterhin verwenden, egal wie teuer der crêpe gewürzt und wie ultrafancy euer instagramzeug befiltert wird), unter "derzeit beliebt" kann ich blumen, kamps-industriebackwaren oder späti-snacks bestellen. und vermutlich sind die auswahl, die kategorisierung, die taxonomien, das behandeln des gesamten genres (inklusive lieferung, konservierung, nationalitäten, gig economy -aspekten, nachhaltigkeit, "nährstoffen", shopping experience und marketing funnels, full-circle-phänomene, ..) als sammlung von PRODUKTEN das perfide daran, wie ja sowieso an fast allem in der welt:

das restaurant lässt liefern durch drittanbieter, die drittanbieter lassen anstellen durch zeitarbeit, das essen kann auch als diy-toolkit geliefert werden, und wenn wir schon dabei sind, einzelne supermarkt-items dazu, flaschenpost bringt putzmittel und bei dm gibt’s abhol-packstationen in kooperation mit, gegen, trotz und wegen sogenannter ~marktbegleiter~. andersrum: der flink-fahrer bringt die lauwarme pizza mit, wenn er schon mal unterwegs ist, und bei rewe gibt’s vouchers für lieferando, und online bestellt man dann eben das hundefutter, lieferung per DHL, outgesourced an PIN AG, nachsendeaufträge für pommes und burger, und wenn hello fresh sowieso schon vom block nebenan liefert, wieso nicht noch gleich den müll runterbringen. die totale marken-, nee tschuldigung, BRAND-kooperationshölle. aus der vereinfachung wird ein unübersichtliches chaos, bei dem keiner mehr verantwortung übernehmen muss/darf/kann, aber auch keiner mehr zuständig ist, juhu. die gig economy passiert eben auch im kundenkopf: gebe ich das trinkgeld jetzt per app oder dem fahrer, und akzeptiert der fahrer dafür google pay?, und bei wem beschwere ich mich, wenn die lieferblumen warm und der espresso kalt ist, die von der plattform zusammengefasst wurden? und: ist das überhaupt noch wichtig?

"27 optionen" für alkohol, "25 optionen" für eis bietet mir die website, und allein schon der begriff OPTION in diesem ganzen zusammenhang erinnert mich daran, wieso ich mit diesem quatsch (essen) damals aufgehört habe. meine "optionen" sind auch nur ein ernährungs-spreadsheet, aber wenigstens eines, das nicht in der cloud von verschiedenen AIs befüttert wird. ganz oldschool, diese meine nahrungspyramide: makro- & mikro-nährstoffe und gelegentlich ein bisschen zusammenhangloses rumgehate über die ~food industry~ (bzw. experience) im blog on top.

bonus track:

und, again, "obviously", gibt’s dieses chaos ja nicht nur bei nahrungslieferung, sondern auch bei dem, was sich neuerdings mobility schimpft. mit der uber-app kann man sich einen lime-scooter schnappen, denn die ehemals als jump gebrandeten roten bikes waren ja eh von uber über (..) die stadt verteilt worden - die heißen jetzt lime, können dafür aber auch mit einem miles-account gemietet werden. glaube ich. bolt und bird und voi und tier kooperieren auch mit irgendwem, tier hat die alten scooter von namevergessen wiederbelebt (nur schlechter), emmy ist nicht totzukriegen, und die meta-app urbi bietet mir uber- und taxi-fahrten als alternative zum selbstfahren an, letztere ehemals per mytaxi, jetzt vermutlich über freenow. ich saß noch bei keinem dieser fahrer im wagen, der nicht mindestens uber UND bolt UND freenow anbieterseitig am start hatte. uber eats wiederum liefert auch essen, zu all dem also siehe oben, und bolt hat neuerdings die besten ebikes. wenn ich mit freenow fahre, kann ich punkte sammeln für lieferando (oder war das nur so ein temporäres ding?), ..

[- den besten knaller von allen FÄNDE ich ja, mal ganz theoretisch, wenn uber eine personenbeförderungsfahrt und eine eats-lieferung in zukunft so zusammenfassen könnte (& würde) wie’s der berlkönig mal gemacht hat. SYNERGIEEFFEKTE anstatt branding-koops, mensch. -]

.. und dann liest man nebenbei, dass sixt gerade weshare gekauft hat, was nur heißt, dass man als kunde von beiden anbietern grinsend/verzweifelnd zusehen kann, wie die 1:1-zuordnung bestehender accounts funktioniert oder vielmehr eben vermutlich nicht. mindestens so logisch wie die ganze jelbi-sache, in der eben nur fast alle dieser quatschanbieter zusammengeführt wurden mit einem schuss bvg. fehlt nur noch eine ordentliche navi-app, die neben fußwegen und bike-vermietungen auch tageszeit und stimmung und wetter einbezieht, granulare kontrolle über ALLES is the way to go: hey, google, spuck’ mir für den weg von a nach b bitte die variante aus, bei der ich mit möglichst wenig menschen in kontakt komme, aber nicht nass werde, maximal €12 ausgebe inklusive trinkgeld, und im ideallfall mindestens 200 kalorien verbrauche, falls ich erst nach 19 uhr ankomme, als zusatzparameter möchte ich bitte payback-punkte sammeln und auf dem weg direkt meine essensbestellung von punkt c mitnehmen, falls das am ende netto genug bonuspunkte gibt um entweder das fahrertrinkgeld oder mir ein dessert zu bezahlen.

i mean: ich bin ja schon fan von tabellen, spreadsheets, struktur, listen, reihenfolgen und planung. aber halt auch NOCH mehr von überforderungsbedigtem hinschmeissen der ganzen scheiße und statt dessen daheimbleiben/fasten/weinen/masturbieren/kapitulieren. good night, and good luck.

liebenwir

es sucht mein sonntagshirn ’nen reim auf bett -
und findet keinen, das ist nicht nett.
womöglich muss dann also doch (aus trotz gegen die pose)
statt hirn mal ran das herz. oder, well, die hose.
genaugenommen passen die (ja, beide) auch viel besser dorthin rein.
aszendent kater, sternzeichen schwein.
ich reim’s mir jetzt selbst, und das sehr geballt.
(und bin ich nicht willig, so lass’ ich’s dann halt.)

"magst du wetter?"

niedersachsen wählt, demnächst, und so sehr ich mir mühe gebe, es juckt mich einfach nicht. obwohl: es sollte mich vielleicht jucken, behaupten tagesschau und twitter und podcasts, aber offenbar ist mit dieser wahl genau der tipping point überschritten, den meine doomscrolling-erschöpfung angesichts der weltlage kapazitativ (ja, ich musste googeln, ob dieses wort mit der beabsichtigen semantik existiert) noch packt: ich spule zurück, lese mehrfach, schalte ein, und denke trotzdem nach einer einstellig passiven beschäftigungs-sekundenzahl mit "niedersachsen" wieder versehentlich an alles außer niedersachen. auch nicht schön, zugegeben, aber diskutier’ ~das~ mal jemand mit der aufmerksamkeitsökonomie eines mittvierzigerhirns von anfang bis ende durch.

der vermutete azubi in der apotheke irritiert mich am nachmittag mit der formulierung "gute neuigkeiten, herr lachmann, wir haben den artikel vorrätig!", und auch hier habe ich mindestens keine zeit, sondern noch mehr, also weniger, nämlich keine energie zur weiteren ergründung ON THE SPOT was der quatsch mit "gute neuigkeiten!" zu bedeuten haben möge, also im gesellschaftlichen sinn. vermutlich irgendeine socialmedia-versauung, der ich entgangen bin?, aber selbst für den kleinen kulturpessimismus vor ort bin ich derzeit zu fickrig. noch bevor DER ARTIKEL, der vorrätige, auf dem tresen vor mir liegt, fragt er (also der azubi, nicht der artikel) schon, ob es SONST (..) noch etwas "für mich sein dürfte", der naheliegend mittellustige zynismus (zolpidem ultra, bitte, oder irgendwas von klosterfrau sonst gern) fällt mir erst auf dem heimweg ein. gute neuigkeiten, herr lachmann.

die sache mit der erschöpfung und dem dazugehörigen sarkasmus aber (anders gesagt: der kokettiererei, - und, nein, DAS musste ich nicht googeln) macht sich an so vielen stellen bemerkbar, dass da irgendwas faul zu sein scheint: wie so oft, wenn man beginnt ein muster zu erkennen oder eine situation und sich zu durchschauen, ist man (also: ich) ja erst mal misstrauisch, imposter syndrome für introvertierte: ich bin doch nicht wirklich so einfach gestrickt, dass ich mich selbst kapiere? nehmt das, ihr therapeuten, die mir seit drei jahren nicht mal auf privatpatient-kennenlerntermin-anfragen auch nur antworten. erschöpfung scheint in beide richtungen zu dingsen. also nicht stereo, sondern geisterfahrer - um mal bei den blumigen metaphern zu bleiben.

viel gelernt (also: gelesen und dabei eingebildet es zu "verstehen", - jaja, as if) in letzter zeit über hirn und zeug, über körper und selbstwahrnehmung, über wein und schnaps obviously, über wahn und willen, über sensitivität und spektren, über sex und kontrolle, über stories und reels. und gleichzeitig bemerkt, dass weniges durchdringt, egal wovon. hornhaut in jeder hinsicht (again: stereo, ja, aber vor allem geisterfahrer, oder sagenwirmal fahrig?). dann florian aigner bei zib gesehen, wie er in ein paar sätzen so irre einleuchtend gut quantenverschränkung erklären kann, dass der gedanke daran (also an potentielle metaphern und analogien, ihr kennt mich) schon fast meinen jahrelangen dusch-ohrwurm abgelöst hätte. wahnsinn, und vor allem die ersten 2 minuten des jahres, die mich endlich mal auf andere gedanken gebracht haben. gute neuigkeiten, herr lachmann.

psychologische kriegsführung gegen die welt immer mal wieder zwischendurch: handgeschriebene zettel mit der aufschrift "entschuldigen sie den kleinen kratzer, ich war in eile! :-(" beim spazierengehen nachts/frühmorgens an beliebige luxuskarren in der nähe verteilt (nicht meine idee, trotzdem super), oder je nach wetter und stimmung auch kleine kryptische gedichte, ex-blog-texte, quizfragen oder erfundene telefonnummern mit herz-icon (ebenfalls nicht meine ideen, trotzdem hilfreich). als würde ich meiner hornhaut, meiner kognitivien, mit dem bimsstein zu leibe rü.. nein, in der metapher verheddert: als würde ich meiner hornhaut, der kognitiven, mal weniger aufmerksamkeit widmen, als würde ich die guten neuigkeiten, herr lachmann, mal auf die bühne ins licht stellen.

(was oma noch wusste: morgens vor acht ist die welt noch so, dass man mit dem gardena-müllgreifer (amazon B0001E3WAA) ganz gut im kiez aufräumen kann, wenn man eh nicht schlafen kann. bei okayem wetter jedenfalls, also bald nicht mehr. aber ich bin ja auch erst 4x geimpft.)

"mein" rewe hat auch wieder offen, nach rund drei monaten umbaupause. nichts ist mehr, wo es mal war, aber die belegschaft scheint noch die bekannte zu sein. ich stolpere also dort rum wie ein erstsemester auf’m campus, aber frau swikowsky kennt mich noch von früher und zeigt mir, wo jetzt die kaffeepads sind: wenn ~das~ mal keine gute metapher für irgendwas mit kopf und welt und apotheke und schnaps und sex und therapie ist, dann weiß ich auch nicht. aber in stereo diesmal.

sammatheim, blackmetal-newcomer aus irgendwo in südeuropa. demnächst live auf dem standstreifen meiner autobahn.

scharnie

in deckung, das wird jetzt länger (title of my sex tape, jaja) und unter umständen tippe ich mich ein bisschen in wirre rage:

hinge, das nächste ding also, das ~dAtInG~ revolutionieren will und damit eigentlich erst mal nur ~matching~ meint, eine app für’s /dating/ wäre ja *wirklich* mal was, aber das muss dann wohl das meterversum irgendwann erledigen?, egal, worauf wollte ich hinaus? hinge, die dating-app, die ich vor jahren schon mal installiert und mich damals hart gewundert hatte, dass so null gar überhaupt nie -mand deutschlandweit dort zu finden war, aber kunststück, offenbar ist jetzt erst "marktlaunch", wie man das offenbar nennt, wenn die app hierzulande auch beworben wird, so dass ich ich meiner, äh, eurer zeit damals ein bisschen voraus war und mir pre-corona schon (nur) die ganzen asiatischen fakeprofile ansehen konnte (JA ICH WEISS DASS IN DIESEM SATZ IMMER NOCH DAS PRÄDIKAT FEHLT HETZT MICH NICHT): habe (..!) hinge also ~erneut~ installiert, nach tinder, nach bumble (haha, remember das gruselkabinett bumble?), nach okcupid, während feeld, trotz ohlala, kurz nach einer gefühlt halben sekunde unlikeany. review also? naja:

profile und kurzbeschreibungen und irgendein originellgemeinter müder matching-twist, in diesem fall offenbar die "prompts", inspirativ abgeguckt bei okcupid und dann auf noch nicht mal halber strecke während der umentwicklung eingeschlafen, respektive beim "man hat ja hier nicht die okcupid-zielgruppe mit dreistelligem iq vor sich", sondern muss es halt einfacher machen, das muss ja auch die-/derjenige verstehen der die app auf einer plakatwerbung entdeckt hat und nicht bei apkmirror per sideloading, man stülpt noch ein bumble-interface (aber weiß statt gelb!) drüber und schmiert ein paar premium-nudgings und in-game-quatsch (das C in DLC kann ja auch communication heißen, brüllt der product manager aus dem off, bevor er sich den nächsten schnaps eingießt) quer drauf, damit die investor-engel zufrieden sind, businessPeRsPeKtIvE und so, in den anderen ländern klappt’s schließlich auch, die dudes werden schon zahlen - also, puh, luft holen, worüber rege ich mich eigentlich auf, und wie war das jetzt mit dem prädikat des satzes?, na jetzt ist’s auch wurscht:

eine dating-app wie praktisch jede/keine andere, die zu mindestens 100% in der ethischen egalheit verschwunden sein wird spätestens wenn menschen wieder alkohol, drogen und parties als mittel zum "dating" entdecken. ABER, nämlich - geht man mal, theoretisch, davon aus, dass die paar profile "in meiner nähe" echt sind, oder echtgemeint, und dass /das/ also möglicherweise repräsentativ für das draußen ist: menschen, die sich unter romantik frühstück im bett vorstellen und teure dinner (ker!zen!licht!), deren tagesinhalte steuerconsulting und aperol spritz (aFtErWoRk!) sind, deren vorstellung vom leben auf dem fantasielevel "es genießen" und "you have to find out" liegen und deren vorstellung ihrer zukunft ein häuschen im grünen ist, die in ihren selfies kussmündchen andeuten (ironisch gemeint, selbstverständlich) um von der delphin-regenbogen-fototapete im hintergrund abzulenken, wenn man also mal davon ausgehen würde dass die dort in absoluter penetranz dargestellte berechenbarkeitslangeweile - inspirativ wie ein postident-verfahren, originell wie eine facebook-motivation-comic-sans-sharepic-page - die wirklichkeit darstellt, die offensichtlich nicht so viel fickificki wie bei tinder sucht (oder es nicht zugeben würde), aber zu doof für okcupid ist (und zu alt für okcupid classic), die wirklichkeit gewissermaßen, deren wunschpartner ihnen "wünsche von den augen ablesen" soll (muss?) und mit ihnen "träumen kann" (gern auch "bei wellness-tagen im spa"), die "auch mal ein bisschen verrückt sind" und "notes of berlin" super finden, shirt size XM, die cunnilingus für etwas verruchtes halten und veganismus für einen detox-trend, die hobbies wie "lesen" ernstgemeint in ihr profil schreiben und AMBITIONIERTHEIT als wunschpartnermerkmal, als wäre jeder der influencer seines eigenen universums -- MOMENT ICH MUSS KURZ LUFT HOLEN --

(fußnote:
dann … muss ich mich ja zwangsläufig erst mal fragen, was in meiner lebensbubble schief/krumm/anders gelaufen ist, und das ganz ohne wertung, zumindest am anfang. die bubble, in der praktisch alles oben genannte, sagenwirmal, altersmilde belächelt wird. auch ohne sich selbst direkt zum mittelpunkt der maßstäbe zu machen oder das auch nur zu wollen, jugendkultur/subkultur und milieu-abgrenzungen sind mir bekannt, danke, und legitim ist das ja alles sowieso. geschenkt. aber wie gesund ist es (spoiler: offenbar nicht sehr), dass erst so eine dahergelaufene (dahergeladene) dating-app um die ecke kommen muss, damit mir auffällt, mich in einer subkultur (einer? mehreren!) zu bewegen, zu stecken (hihi ,"stecken"!) wo ich das sonst offenbar zu erfolgreich ausblende im sog. alltag, was ist eigentlich dieser alltag?, aber so auffe fresse gezeigt zu bekommen, alle berührungspunkte die man so nach außen hat eben von einem "außen" kommen bzw. in eines führen? fair enough, wie leute außerhalb meiner bubble da sagen würden, ex-leute quasi, aber wo ich recht hab’, hab’ ich eben recht: öfter mal da hingehen, wo’s weh tut, und hinge tut ziemlich doll weh, aber es ist halt nicht das einzige.
fußnote ende)

so, während der fußnote vergessen, was ich damit eigentlich sagen wollte. vermutlich nur: da wir ja hier unter uns sind (und jede/r, die/der eine textwurst wie diese allen ernstes bis hierher gelesen hat, gehört schon fast automatisch nicht zur hinge-zielgruppe, behaupte ich) - erspart euch den quatsch und bleibt bei feeld. wo cunnilingus was selbstverständliches ist und veganismus keine diät. oder gleich bei alkohol, drogen, parties und bars, wie das normale menschen in unserer bubble halt so machen.

("hunderte von matches und alle in der corona-warn-app!") - prost.

(symbolbild)