im freien fall

überall in amerika starrten betrunkene um diese zeit an die wand und wehrten sich nicht mehr. man mußte kein trinker sein, um von einer frau abserviert zu werden; aber man konnte jederzeit einen tiefschlag verpaßt bekommen, der einen zum trinker werden ließ. eine weile, vor allem wenn man noch jung war, dachte man vielleicht, man hätte das glück auf seiner seite, und manchmal war es auch so. doch während man sich noch ganz sicher und zufrieden fühlte, gab es bereits allerhand fatale mechanismen, die gegen einen arbeiteten, ohne daß man etwas davon ahnte. und irgendwann, in einer schwülen donnerstagnacht im sommer, war man selbst der betrunkene, der allein in einem billigen gemieteten zimmer lag; und ganz gleich, wie oft man es schon durchgemacht hatte – es half einem kein bißchen, nein, es traf einen sogar noch härter, denn man hatte sich an den gedanken gewöhnt, daß es einem nie mehr zustoßen würde. man konnte sich nur noch die nächste zigarette anzünden, den nächsten drink eingießen, die schrundigen wände anblinzeln und hoffen, daß sie keine münder und augen hatten. was männer und frauen aneinander antaten, war wirklich nicht mehr zu begreifen.

[ charles bukowski, "hot water music" ]

vielleicht sollte man ja sowieso viel mehr in zitaten reden, so wie man ja auch meistens musik eher hört anstatt selbst zu singen. und vielleicht sollten all diese quotes to remember genauso behandelt werden wie eine plattensammlung, sortiert und archiviert und hin und wieder nimmt man sich die zeit dafür und macht sich einen melancholischen abend beim zurückdenken an die damit verbundenen erinnerungen und erzählt, was einen mit dem jeweiligen text verbindet und wieso er einem so wichtig ist oder wo man ihn nach langem suchen aufgetrieben hat. und dann lächelt man, unsichtbar. und stellt ihn zurück in die staubschutzhülle und zu den anderen, und lächelt ein wenig mehr, weil texte trotz und wegen all ihrer traurigkeit oder zuversicht oder (auch: trotz und wegen), obwohl sie meist in unkenntnis des lesers geschrieben wurden, manchmal eben fast so gut funktionieren wie musik. /texteologie/. und musik sollte ja schließlich auch viel mehr um uns herum sein.

rmx

vielleicht sollte ich ja auch einfach mal damit anfangen,
ältere beiträge zu remixen.
("argh.de - the clubsound edition". herrjeh.)

mehr elevanz!

schreibwut war gestern. heute ist kreative indifferenz.
(vom kontext befreit sind strom und schwäche.)

bogenscheißen, das:

1. alberner (weil meist gewollter), aber gut funktionierender (weil fäkalhumorischer und dadurch zielgruppenmaximierender) tippfehler.

2. olympisch ab voraussichtlich 2015.

bepuscheln

"was genau ist denn 'bepuscheln'?"
"in welchem kontext?"
"zitat: ich würde heute gern bepuschelt werden."
"soso."
"nein, ich weiß es echt nicht."
"dann ist das ist quasi alles, was du machen kannst, ohne eine ohrfeige zu bekommen."

kurze kampfschrift für einen liberaleren umgang mit mit dem begriff "live"

immer öfter wieder dieses gefühl, daß es eben doch keine eindeutig beantwortbare frage ist, die nach der abgrenzung einer live-darbietung von einer aufnahme. sondern vielmehr eine der mittelbarkeit und der persönlichen vorliebe und jeweiligen situation, wieviel davon zugelassen werden darf, will man ein "konzert" (oder die "echtheit" eines solchen) von einer "konserve" unterscheiden:

das anregen von schallwellen durch direktes/manuelles anstoßen, beispielsweise durch stimmbänder, als einfachste und unmittelbarste form der klangerzeugung und somit eindeutigem live-charakter, muskelkraft wird zu übertragener luftdruckveränderung. dann das hinzufügen von mittelbarkeit, auf der untersten stufe als mechanische ausprägung, das drücken auf eine taste (oder der schlag auf eine trommel), hebelwirkung zur schwingenden saite bzw. membran und dadurch die erzeugung der schallwelle. und weiter: elektronik statt mechanik auf der einen oder anderen oder beiden seiten, simulation und ersatz natürlicher vorgänge durch abstraktion einzelner details – bis hin zum per tastendruck abgespielten sample oder dem simplen "starten" einer aufnahme.

wie grundlegend und einfach müssen zutaten sein, damit man die bezeichnung "koch" "verdient"? wie privat muß man jedes byte im prozessorkern kennen, um sich als programmierer zu bezeichnen? an welcher stelle und wie genreabhängig setzt man die grenze? ab wann ist ein künstler dj "statt" musiker? und wo zieht man die grenzen zwischen remix, interpretation, inszenierung, darbietung oder vorführung eines werks? und wann hört das mit meiner anführungszeichenmanie endlich mal auf?

(then again: keine objektiven antworten, natürlich. für den anfang wäre es aber schonmal ein wesentlicher schritt, wenn mehr über diese dinge nachgedacht würde. vor dem eigentlichen diskurs. oder als diskurs.)