tausend gähnen tief
Author: frank l.
überkompensation
beim warten im postamt die schalterbeamtinnen miteinander über einen noch auf's paket zu klebenden fraggle-aufkleber reden gehört. nicht herausgefunden, ob mein gehör nur gerade gut drauf war oder ob sie "fragile"-klebebänder dort wirklich so nennen. auf der zielgeraden bei der paketaufgabe
.. auch so ein wunderbarer begriff eigentlich. plan für nächstes mal: weißes taschentuch mitnehmen, um dem paket zum abschied nachzuwinken, während die träne rausgedrückt wird ..
den perplexifiziert-irritierten gesichtsausdruck in letzter sekunde gerade noch mit einem gequälten lächeln tarnen können, dem drang nach nachfragen/korrigieren/haarspalten nicht nachgegeben. gefühlt wie ein erbärmlicher quizshowkandidat, der unwissen mit höflichkeit zu tarnen versucht ("damit die anderen auch noch drankommen"), magenverstimmt nach hause gelaufen. pathetic.
wir
wir sind uns einig darin,
daß wir nicht hierhin gehören und nicht dorthin
wir haben den schmerz überwunden
doch sag niemals, wir hätten uns abgefunden
in der bemühung, wach zu bleiben
vermissen wir die wut an unseren freunden
und finden sie wieder in der verachtung
unserer eigenen oberflächlichkeit
wir hatten längst beschlossen,
es auf sich beruhen zu lassen
und wenn wir nochmal darin wühlen,
dann weil wir uns fühlen,
als ob der zweifel
unser weg ins leben war und ist
so klingen unsere lieder,
als wären wir alte grübler
doch das ist nur zur hälfte wahr -
vergiß nicht : wir sind gute lügner
und in wahrheit strotzen unsere leben vor glück und sex
sex und glück - (…)[ -- tom liwa, "wir" ]
frag' ich mich ja auch fast täglich:
(aber diese zeitung da dürfte, andererseits, wohl eher den grund als den zweck meinen.)
tschilp
jeden morgen beim zuhören, wie das dorf aufwacht, die verschiedenen vogelstimmen erst nur im hintergrund, dann stärker wahrnehmen. dabei immer wieder an dieses interview, vor ca. einem jahr, von alexander kluge mit diesem ornithologen, dessen namen ich natürlich nicht mehr weiß, denken müssen, der über die forschungen im bereich der sprachentwicklung und kommunikation allgemein bei vögeln sprach. über zwitscher-dialekte, über geographische und "kulturelle" einfärbungen eines zwitscherns, über intonation und stimmlagen und bedeutungsunterschiede und sprachbarrieren. damals die ganze zeit gedacht, natürlich, wieso sollte es sowas auch nicht geben, erstaunlich eher, daß man vorher nie an so etwas dachte. und dann morgens um halb fünf am fenster stehen und zuhören. nicht auf die nerdige art, mit deutungsbuch und nachahmungstrillerpfeifchen, sondern einfach nur zuhören, als wäre es musik. ist es ja auch. und sich vorstellen, daß menschliches geplapper für die viecher auch "musik" sein könnte. und es immer weniger verstehen, wieso man grenzen zwischen geräusch, klang, ton und musik ziehen muß, ob dieser klassifizierungs- und distinktionszwang denn wirklich angebracht ist (keine antwort notwendig, vielen dank). e- und u-gezwitscher. (ornithologismen.)
[spiel, spaß und schokoladensirup]
im knien macht liegen übrigens mehr spaß. und genaugenommen ist knien wiederum angenehmer im liegen. wobei gerade das liegen ja im stehen auch seinen reiz hat. beispielsweise. und dabei hab' ich jetzt noch nicht mal über das sitzen nachgedacht.
se k750i im praxistest
gegnung (adj.)
letzten freitag stand boris groys vor mir an der kasse im zeitschriftendings am karlsruher hauptbahnhof. zwischen uns stand ein rentner, der es rentnertypisch eilig hatte und die vor ihm stehende prominenz als solche nicht erkannte (und selbst wenn, hätte es ihn wohl nicht gekümmert, was ja prinzipiell begrüßenswert ist (auch wenn ich dieses wort zuerst im-mer ohne r vor dem ü tippe, weswegen es initial eher nach regenschauer als nach positivismus klingt)), daraufhin groys' reisetasche beim bezahlen merk- und absicht-lich umstellte (- auch singles können halbkreise bilden) -,- was gleichzeitig zu einem ganz leicht seufzenden gesichtsausdruck (ja, das geht) bei groys, einem kassiererinnentypischen kichern gemischt mit unverständnis, kommentarbereitschaft und dialogopfersuche bei -ach?- der kassiererin, einem schwanken zwischen fanboieskem (gibt es eigentlich echte wörter mit der buchstabenfolge o-i-e im inneren?) "sind sie nicht der dings, den ich kürzlich bei kluge im interview, na sie wissen schon .." und relativierend-entschuldigendem mitfühls-lächeln (augenstellung in position "herrjeh, diese rentner!") bei mir und zu ehrlichstem unbeeindrucktsein beim vollständigen rest der bahnhofsinsassen und dem weiteren teil der welt in diesen zwei sekunden führte.
die situation hatte dann aber keine pointe.
breaking news:
mainzelmännchen jetzt bei pro7 unter vertrag.
(gründe, jene stadt zu mögen)
kreuzung jannowitzbrücke, letzten sommer, scheibenputz-action.
"sorry, ich komme gerade mit der karre aus der waschbahn. leider alles sauber."
"ach, dann ist's heute mal kostenlos", sagt er, und putzt los.
wir akzeptieren ausschließlich traveller's cheques
wenn ich mal groß bin, mach' ich einen laden für coolness, selbstbewußtsein, stil, eloquenz, understatement und dergleichen noch irgendwie zu materialisierende güter auf. architektonisch wird das ganze dann aussehen wie einer dieser "ich mix' mir 27 gummibärensorten, von denen mir nur 3 schmecken und die anderen 22 immerhin lustig aussehen, in eine papiertüte zusammen, und danach beleg' ich einen mathe-kurs an der vhs"-stände, die man von jahrmärkten, bahnhofshallen oder sehenswürdigkeitsvorplätzen kennt. und auf meinen papiertüten steht dann "pan d'ora" und 100 gramm coolness kosten genausoviel wie 10 gramm stil.
hello world / liebes tagebuch.
das feedback der letzten ca. 48 stunden: von informativen mails ("dein server wurde gehackt!!") über entsprechende blog-postings anderswo ("massen-defacement?") oder kümmer-anrufen ("alles in ordnung bei dir?") bis hin zu planlos-verwirrten "erklärst du's mir?"-anfragen, alles dabei. zur feier des tages verzichte ich auf einen latent überheblichen blogosphären-unmuts-artikel, der nur darauf hinauslaufen würde, daß (mir) in dieser szene zu viele schlipsträger (im geiste) unterwegs sind. was ja sowieso alles schon bekannt ist. sondern weise auf unser neues baby hin, zoomo.de, eine koproduktion von malorama und argh! im rahmen der ebenfalls gerade neugeborenen "we are spreeblick-family".
tusch, sekt (bzw. premium-cola), party: jetzt!
zoomo.de - gezieltes hören und sehen.
antifreeze.de - zwischen musik und kunst.
lautgeben.de - politik im hier und netz.
trashkurs.de - how to become a wohnzimmer-rocker.
d-frag.de - computerspielkultur.
spreeblick.com - papa, bist du's?.