the desolation times

eigenartig ja auch, daß offenbar noch niemand auf die idee gekommen ist, eine zeitung dieses namens rauszubringen. der titel mag ja ein wenig nach "springfield observer" klingen, aber - rezensionen langweiliger musik, schlechtwettervorhersagen, mittelmäßige nachrichten, unfallstatistiken, todestrennungsanzeigen, interviews mit arbeitslosen, "ehrliche" horoskope, rimbaud-texte, anzeigen vom dgb, jede ausgabe als "die wahrscheinlich letzte" bezeichnen. und das ganze als beilage zur brandeins. marktlücke, vielleicht. wenn man nur mehr zeit hätte.

also wenn sie mich fragen, ich bin ja startseitenfan.

und immer wieder diese hektik, ein weblog früher wieder zu erwischen als der zuletztgelesene eintrag von der startseite weggescrollt ist, weil die kopfbarriere viel zu groß ist, auf "weiter" zu klicken, oder auf "früher", oder auf "älter" oder auf "blättern". die genaue definition von "anachronismus" nachschlagen, lächeln, aber nie "weiter"-blättern.

"und genau das ist doch der punk!" (und ich b ..

"und genau das ist doch der punk!"

(und ich bekomm' einfach das bild von einem dieser hinter verschlossenen türen -meetings bei einem majorlabel nicht mehr aus dem kopf, bei dem die musikindustrie köpferaufend auf der suche nach neuen zielgruppen ist, seit dem niedergang der bravo-sampler-verkaufszahlen - und dann fällt dieser satz. verdammt. einmal gehirnwäsche für den herrn hier drüben, bitte?)

(genauso wenig bekomme ich übrigens die assoziation zu kalkofes "er mag auffe türen" aus meinem kopf, immer wenn ich "hinter verschlossenen türen" irgendwo lese .. aber vielleicht brauch' ich ja auch einfach nur urlaub.)

the great commandment

schade bei einem auftritt von camouflage ist, daß fast jeder im publikum auf fast ausschließlich zwei songs wartet. schön bei einem auftritt von camouflage ist, daß die band das natürlich weiß. schade wiederum bei einem auftritt von camouflage ist, daß sie dieses wissen nicht besser einsetzt und die songs relativ "verloren" im set plaziert (einen mittendrin, einen als zugabe, talking about berechenbarkeit). schön, und ich meine wirklich schön bei einem auftritt von camouflage ist aber trotzdem, und das wiegt eigentlich alles unschöne auf, wenn beim ersten dieser beiden songs (und beim zweiten später eigentlich auch nochmal, da ist aber der kontrast zu vorher nicht mehr so stark) innerhalb von sekunden das publikum kapiert hat, daß es er jetzt kommt und sich sofort selbst eine gänsehaut verschafft. tausende (?) von menschen bekommen ein glitzern in den augen, als die ersten takte zu hören sind - fernab von jeglichem stadionrock-gefühl, viel individueller, 1000x individuell - da sind leute um einen rum, die eine ähnliche jugend hatten, leute, die mit der gleichen musik aufgewachsen sind, leute, die heutzutage irgendwie in die gothicszene oder artverwandtes gerutscht sind, leute, die auch nach so vielen jahren noch jede silbe der texte in vorschul-englisch mitsingen können. und man steht im publikum und grinst. ganz leicht nur. aber 1000x sanftes grinsen ergibt insgesamt trotzdem ein gefühl, das man spontan vielleicht nicht unbedingt mit einer messehalle voller schwarzkittel assoziieren würde. the great commandment. wie kitschig. wie richtig.

[und der rest des auftritts war übrigens klassisch so-la-la. also alles wie erwartet.]