und ich verdanke es wohl meiner konservapositiven ..

und ich verdanke es wohl meiner konservapositiven erziehung, daß ich beim vorbeiradeln am pornokino und beiläufiger zurkenntnisnahme des angespriesenen filmtitels "faust fuckers" für einen kurzen moment an goethe denke, bevor ich deswegen grinsen muß. alltagsfreuden.

hallo, stern-tv!

es ist ja an sich ganz hübsch, wenn ihr wieder mal (wie schon letzte woche, zb) über das altbekannte javascript-loch bei ebay berichtet. wenn ihr zur demonstration allerdings ein mädel aus köln bzw. dem publikum rekrutiert, deren paßwort "live gehackt" werden soll, dann .. ist es eine ganz dämliche idee, nach der aktion ebendieses paßwort zusammen mit ihrem account-namen klar und deutlich in der live-sendung zu erwähnen.

'mein ebay' von melli090377

und da hilft leider auch nicht, daß der sogenannte ebay-sicherheitsexperte ein paar sekunden später dringlich darauf hinweist, doch bitte jetzt sofort das paßwort zu ändern, wie man im "mein ebay"-bereich der armen dame wunderschön beobachten kann. beachtlich, was da in den letzten minuten alles eingekauft wurde, noch bevor der account durch ebay endlich gesperrt wurde.

("einmal mit profis arbeiten ..")

köln, auch

das erste mal in freier wildbahn "ordnungshüter" der art, wie man sie andauernd auf pro7 sieht, erlebt. ordnungshüter mit bestimmtem artikel vorndran, für-zucht-und-ordnung-sorgen-dürfende menschen mit fragwürdig eingetrichtert bekommener auffassung von zucht und vor allem ordnung. es gibt derzeit wenige formate im fernsehen, die noch ekelerregender sind und zweifelhaftere werte auf plakativer-hirntötere art transportieren als "the swan", aber dieser "aufpasser"-dreck (auf streife mit wachtmeister müller, unsere helden von der autobahnpolizei, der harte job der politesse, ordnungsamt-man to the rescue, ..) ist bestimmt eines davon. "junger mann, ihre café-tische stehen 50 cm zu weit auf dem bürgersteig. wenn das jeder machen würde, .. und ich muß sie daher zu einer ordnungsstrafe von .." - meistens setzt an der stelle der brechreiz, respektive der umschaltreflex, ein, an der der spannende bericht über einen un-angeleinten dackel oder einen geklauten regenschirm beginnt.

die fernbedienung hatte ich in köln leider nicht dabei. drei vergrünte und beschlapphütete wichtigmänner patrouillieren auf dem radweg und verdonnern radfahrer, die es wagen, ihre beleuchtungsfunzel nicht einzuschalten, während diese nachmittags auf dem radweg einer strahlend hell erleuchteten einkaufsstraße fahren, zu einer gebühr von weißnichwieviel. die oberlippenbartrambos werten mein ungläubiges staunen und kichern zum glück nicht persönlich, sonst hätte ich wohl auch zahlen müssen. später beim aufwärmkaffee mit blick nach draußen (toller bildschirm, aber scheiß-programm) vergleichbares am laufenden band - armen tröpfen, die bei rot über die straße rennen, um eine s-bahn zu erwischen, wird nicht nur letzteres vermasselt sondern der spaß auch gleich noch - wieso muß ich gerade an meine schulzeit denken? - mit einer standpauke sowie einer gebühr belohnt.

mit der begleitung während der ausschauhaltung nach kamerateams über prämiensysteme, einschaltquoten, werteverfall und blockwartmentalität diskutiert und zu dem schluß gekommen, daß ich weiterhin nicht in köln leben möchte (kühn verallgemeinernd und pauschali(si)erend, i know). kurz über dinge wie "eigentlich sollte man ja mal eine nacht seines lebens in einem knast verbracht haben" nachgedacht, die daraus resultierende wahrscheinlich notwendige gesetzesübertretung (mit offenen schnürsenkeln rennen? lautes lachen in der öffentlichkeit? taschentuchfreies niesen?) sowie die erwartung des kölner provinzknasts für nicht hinreichend spannend gehalten, mit "stay low"-attitude vorsichtig weitergelaufen und irgendwann dann schließlich doch an angenehmere dinge als "recht und ordnung" denken können.

[update: "scheiße, die bullen!", aus der taz vom 2.12. - danke an tim für den link.]

von öln (und ein bißchen auch erlin)

brutto 36 stunden in köln (ja, liebe kinder, das ist doch mal eine lustige definition von "ein paar tage"!) haben übrigens wieder einmal nicht ausgereicht, mir die stadt sympathischer zu machen. spätestens beim vergleich mit mannheim (im gegensatz zu berlin, also heidelberg) nicht mehr nur harmlos-böse blicke von der begleiterin zugeworfen bekommen, sondern nur noch ganz knapp am stadtverweis vorbeigeschrammt. sogar der lokalpatriotismus der zugezogenen macht mir dort mittlerweile angst.

("besser als ilmenau" ist die k-stadt natürlich, aber "besser als ilmenau" ist so ziemlich jede stadt mit k, sogar -arlsruhe und -refeld. und das will was heißen. -oblenz hingegen kenne ich (neben anderen) noch nicht, daher das "ziemlich" im vorletzten satz. ehrlicherweise würde ich städte auch nur in ausnahmefällen (zwickau, aalen) nach den anfangsbuchstaben ihres namens beurteilen, so erwachsen bin ich dann ja mittlerweile doch.)

köln also. von den 36 stunden rund 10 im auto, fünf plus zwei in betten, vier beim konzert und vier bei viva verbracht und den rest auf unerklärliche weise mit dingen wie starbucks, internet-cafés (möchte jemand noch rund 3 stunden credit im "giga-center", gültig bis mitte februar, geschenkt haben? bitte mailen!), spaziergängen gewaltmärschen durch -öln bei affenkälte sowie bestätigung von vorurteilen verbummelt. meßfehler also, oder sowas in der art. frau monolog im underground und herrn waldar in der filmdose kennengelernt (diese stinkende antville-siezerei verursacht bei mir übrigens schweißausbrüche), mit mb dann mal wieder frollein kuttner besucht (nein, kein bericht diesmal, sorry) und auf der nachfolgenden nächtlichen heimfahrt auf wundersame weise nicht in die leitplanke geschlafen, trotz nebelregenfieswetter und ganzdollböser übermüdung. (drawback: freitag nicht so richtig wahrgenommen und noch am samstag so kaputtmüde gewesen, daß aus dem spontansonntagsberlinlesungstrip nichts mehr wurde.)

(aus der reihe "vielleicht sollte ich ja doch einfach mal ein weblog aufmachen, statt diesem tagebuchmist hier".)

back to nature

ich bin ja derzeit mehr so in "party in besetztem haus / alternativen zentrum, ohne heizung, mit auf-dem-boden-sitzen bei musik aus schlechter anlage, aber mit den guten leuten und vor allem nach mitternacht"-laune als in "käsehäppchen und rotwein bei dezenter beleuchtung und smalltalk mit zu den guten gehören wollenden leuten in angesagtem vip-club"-stimmung.

"und letztlich ist der bodensatz der liebe immer reichlich banal, oder?"

die schönheit daran zu erkennen, darin liegt die kunst.

als ich eines tages meinen eltern den glauben an den weihnachtsmann verdarb (plus rum-mäandernde zu lange einleitung als bonustrack)

die telefonklingel abgeschaltet. die vielen kleinen telefonelektronen finden durch den nebel da draußen sowieso nicht den weg bis zu meinem anschluß, sondern verlaufen sich irgendwo im "kein anschluß anywhere in dieser gegend"-bereich. bei gelegenheit dann doch mal über melancholiewetter-preselection nachdenken. einmal weihnachten, bitte, mit totem nadelbaum und extra schmalz. geschenkezeit voraus. an pre-weihnachtliche verhandlungen mit den eltern vor rund 20 jahren gedacht ("mami, was bekomm' ich zu weihnachten?" - "nichts, du hast doch schon alles.") und mit pre-weihnachtlichen telefonaten heute verglichen ("willst du irgendwas zu weihnachten?" - "nee, ich hab' doch schon alles."). ernüchterungleichterung, die gefühlsdusel- und verblendungsfreie form von sentimentalität.

ich erinnere mich nur noch an einzelne szenen, von damals, als meine eltern noch dachten, ich würde den glauben an das christkind ihnen zuliebe vorspielen (und nicht "dem setting" zuliebe). daß ich leider zu intelligent war um an osterhasen, weihnachtsmänner oder eigene geburtstagsparties zu glauben, führte zu einer seltenen, aber nicht minder interessanten form einer glücklichen zufriedenen kindheit.

geschenkofatz. das, was ich hatte, wurde nach kurzer zeit langweilig; das, was ich haben wollte, bekam ich nie (ach, so viele parallelen zu all dem zwischenmenschlichkeitsquatsch heute, daß es fast peinlich ist, es überhaupt zu erwähnen). ich hatte also actionfiguren von masters of the universe (skeletor, nicht he-man, versteht sich!), aber ich wollte einen billardtisch (das allerdings zugegebenermaßen in einem alter, in dem ich über den rand desselben wahrscheinlich noch nicht hätte schauen können, der vorwurf in richtung meiner eltern hält sich mittlerweile also wieder in grenzen - damals hingegen zog ich die taktik des terrorisierens (einzelkind!) vor). bis heute bin ich der meinung, daß mir ein billardtisch -im gegensatz zu ferngesteuerten autos, actionfiguren, fußbällen oder socken- nie langweilig geworden wäre (im gegenteil, meine eltern haben dadurch, davon gehe ich aus, meine profi-snooker-karriere im keim erstickt). daß ich auch im bereich des zwischenmenschlichkeitsquatschs ähnliche gedanken über etwasse, die ich nie "bekommen" habe, denke, dieses argument schiebe ich dezent beiseite.

im rahmen einer dörflichen weihnachtsfeier für kinder ("der weihnachtsmann kommt!!", schrieben die plakate angeblich) wurde ich von meinen eltern irgendwann in einem winter ungefähr zwischen 1978 und 1980 auf den dörflichen weihnachtsmarkt vergeschleppt. ich befand mich bereits im oben erwähnten neunmalklugen besserwisserischen alter (soll heißen, ich konnte schon sprechen), um hinreichend weltlich-gefestigt zu sein und nicht mehr an "den weihnachtsmann" zu glauben. jedenfalls nicht an einen, der mit rentieren vor seinem schlitten aus der luft kommt und uns unsere geheimsten wünsche, hübsch verpackt, an den kopf wirft (wobei ich erwähnen sollte, daß die billardtisch-sache doch erst ein paar jahre später aufkam). zusammen mit kindern, die ich nicht kannte, stand ich im kreis, fror und wartete mit meinen eltern also auf einen verkleideten studenten von der zeitarbeitsfirma, den sie, meine eltern, immer als "den weihnachtsmann" bezeichneten.

dieser kam, wenn ich mich recht erinnere -und nicht im laufe der jahre einfach nur den gedanken so putzig fand, daß ich ihn irgendwann zu einer erinnerung gemacht habe- in einem dunkelblauen golf, aus dessen kofferraum er die geschenke und zwei dicke bücher holte, während unsere eltern so taten, als würden sie ihn nicht bemerken. er parkte am anderen ende des platzes, stapfte (ja! schnee!) zu unserem grüppchen herüber und wurde von unseren eltern mit einem freigetränk glühwein begrüßt. dann begann der eigentlich wichtige teil des abends, die verleihung der awards für gutes benehmen in den vergangenen zwölf monaten.

der student mit dem angeklebten bart klappte sein großes buch auf, nannte einen namen, und das betreffende kind wurde von seinen hinter ihm stehenden eltern nach vorn geschoben. den meisten sah man es an, daß ihnen diese rolle nicht recht war, gab es doch eher selten texte aus dem "goldenen" buch zuerst zu hören, immer waren ein paar sätze aus dem "schwarzen" buch zuerst an der reihe. und was dieser student alles wußte - der nachbarsjunge war gemein zu seiner kleinen schwester, diese wiederum ging zu selten mit dem hund raus, sohn soundso war keine genügende hilfe im elterlichen haushalt, -- ja, investigativ-boulevardesker enthüllungsjournalismus, wie ihn sich ulrich meyer damals noch nicht hätte vorstellen können. jedesmal folgte aber nach einer besserungsgelobingung des kindchens ein ebenso persönlich formulierter netterer text und die übergabe eines geschenks.

ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, was ich gedacht habe, als ich an der reihe war und aus der reihe nach vorn trippelte. ich fühlte mich, als stünde ich vor einem erschießungskommando, dem meine mutter peinliche geheimnisse von mir ausgeplaudert hat, soviel weiß ich noch, als der große seltsame kerl -in einem für ihn eher ungünstigen winkel zu mir stehend, übrigens- sein schwarzes buch aufschlug und mir vorlies, daß offenbar zu meinen schlimmeren taten des vergangenen jahres eine gewisse abneigung gegenüber taschentüchern zählte. das war alles? geht klar. daß ich mich in zukunft weniger vor meiner eigenen rotze ekle (und somit nicht mehr ganz so oft von meinen eltern zum hno-arzt gebracht werden mußte), das sollte ich ja wohl hinbekommen. hey, ich war vier. da ist alles ausbaufähig. und jetzt her mit dem geschenk.

auf der heimfahrt beging mein vater den folgenschweren fehler, mich süffisant nebensätzlich zu fragen, ob das denn eindruck auf mich gemacht hätte, daß der weihnachtsmann so viel über mich wußte. ich antwortete reflexartig: "nö, papi. das war doch schließlich deine handschrift in seinem buch." - betretenes schweigen folgte, und meine eltern warfen sich blicke zu, die ich erst ein paar jahre später verstehen sollte.

ich hoffe glaube, meine eltern hielten schon damals so viel von mir, daß sie mir in ihren ehrlichen momenten wohl nicht zutrauten, an einen weihnachtsmann zu "glauben". sie machten mir nie einen vorwurf, daß ich ihnen diesen abend verdorben hatte - aber ein bißchen höflicher hätte ich sein können, das stimmt.

speisecard

"gäste, die dieses hauptgericht bestellt haben, interessierten sich auch für folgende vorspeisen: (..)"

"7 von 10 gästen fanden diesen wein lecker: (..)"

"momentan noch zutaten für 17 portionen vorrätig. bestellen sie jetzt!"

(file under zukunftsvisionen)