die zeit des frauen-um-werbens war mir doch lieber als die des um-frauen-be-werbens.
Month: December 2004
"wer sich selbst kommentiert, geht unter sein niv ..
"wer sich selbst kommentiert, geht unter sein niveau." mit seinem bekannten bonmot aus den epigrammen zu "blätter und steine" (1934) hat ernst jünger die auch unter autoren beobachtbare neigung, nicht nur zeugnis abzulegen bis zum letzten, sondern auch das eigene werk interpretierend zu deuten und gegebenenfalls zu rechtfertigen, frühzeitig für sich ausgeschlossen. mit gutem grund: es kann nicht aufgabe des autors sein, den lesern und deutern seines werkes vorzugreifen und ihnen die eigenen lesarten zu präsentieren, und es darf seinen zeitgenossen nicht einfallen, dem autor bei der kommentierung seines uvres den primat zu geben.
reality-checks heute:
das mobilofon-verzeichnis durchgehen und sich überlegen, ob einem die jeweiligen namen überhaupt noch bekannt vorkommen. "purge & compress". sich vornehmen, bei nokia einen feature-request einzusenden: menüpunkt benötigt, der mich täglich auf "(n) tage nicht angerufene kontakte" aufmerksam macht und mir die löschung derselben anbietet. schlank leben für soziophobe.
(variante für abenteuerlustige gelangweilte: reziprokes purging. nur diejenigen einträge löschen (lassen), die man sowieso dauernd anruft. schlank leben für potentiell einsame. sich einen tag freinehmen, um all die unbekannten namen, "unbeantwortete/unbekannte anrufer" sowie die der eigenen nummer ähnlichen anschlüsse (ziffern vertauschen, gleiche nummer mit anderer vorwahl, eigene rufnummer plus oder minus datum, telefonnummer auswürfeln, - unzählbare möglichkeiten!) anzurufen. pathetic, zugegeben.)
haushaltstips mit frank:
gliedmaßen bleiben länger frisch und funktionierend, wenn man sie sich nicht beim gemüseschneiden absäbelt.
(bitte langsamer lesen in den nächsten tagen. ich tipp' auch langsamer. versprochen.)
abt. anderswo
gut gebrüllt.
(aus ilmenau. nicht zwingend deswegen ~, aber dennoch und überhaupt ganz wunderbar toll.)
an der wellnesstränke
eigenartige mischung aus langeweile, streß und angekotztheit derzeit. genug zu arbeiten tun, durch den wind mit kopf und herz außerdem, die passend positive herbstwinter-stimmung mag sich trotzdem noch nicht einstellen.
"und, seid ihr jetzt zusammen?"
"ja, ich bin total happy."
"merkt man."
"du klingst so .. beleidigt?"
"nein, das klingt immer so, wenn ich mich für jemanden freue."
jahreszahlen verwechselt. ich bin in einem alter, in dem man beginnt nachzurechnen, wenn man nach einer konkreten zahl gefragt wird. zu jung um kommentarlos würdevoll antworten zu können, zu alt um die antwort nicht in einen schlechten kalauer (marke "sie brauchen mir nicht über die straße zu helfen, meine grauen haare reflektieren ausreichend, bevor ich überfahren werde") zu verpacken. grübeln außerdem bei fragen nach der bisherigen andauer des aktuellen familienstands (pro single-seite knapp 5 minuten bei 45 rpm, macht bei meiner gefühlten lebens-umdrehungszahl also rund eineinhalb jahre) oder des aktuellen hormonhaushalts (gedanklich im vergleich zur 7inch eher analogie zum doppel-tapedeck mit hi-speed-copy-funktion hinfabuliert - rechenergebnis demnach irgendwo in der gegend um ein paar zu viele monate herum). überhaupt, zeitgefühl und perspektiven. meine eigene kleine relativitätstheorie, you can call me einkiesel. die zeit rennt und steht, je nachdem in welche richtung ich schaue. und wie viele augen ich dabei zukneife.
wiederentdeckung von musikmomenten, synästhesie-frank in aktion. das hat man nun davon, wenn man ausschließlich seine klassiker auf den musikbuddy überspielt - verzückungsmomente und erinnerungen bei fast jedem song. mittlerweile kaum noch eine längere autofahrt ohne parkplatzzwischenstop zum dringenden schwelgen in der eigenen kindheit jugend, oft auch "huch, hier bin ich schon?"-momente nach 100 kilometern reflexfahren während ebendiesem. das gefühl, am zielort dann eigentlich sofort wieder zurückfahren zu müssen, um wieder ins new-model-army-, annabelle's-garden-, dead-can-dance-, sisters-, depeche-mode- oder direkt irgendwo ins new-wave-alter zurückzukommen. sich beim hören mancher oneinamillion-alben aber zur ordnung rufen. ich kann zu fast jedem meiner tonträger eine kleine geschichte erzählen, aber nochmals erleben will ich sie -glaube ich- dann doch nicht mehr unbedingt. nicht mal die positiven. "captain future", der star meiner grundschulzeit, hat ja auch nicht mehr funktioniert, als ich ihn mit 20 nochmal gesehen habe.
erschreckende begeisterungsfähigkeit für fast schon irreale dinge derzeit. seltener und intensiver, die hochs und tiefs. geht in ordnung, leben. das rechtzeitige erkennen und damit-umgehen der jeweiligen momente lerne ich dann auch noch irgendwann. oder das nutzen des leerlaufs zum kraftschöpfen anstatt apathisieren, wenigstens. trans-formierung weg von "von allem ein wenig und nichts richtig" über "von vielem nichts und von wenig ein bißchen" hin zu "manches perfekt und vieles auch". stayen sie tuned, wir zählen auf mich (aufstehen, bevor der ringrichter "acht" sagt, das ist das wichtigste - ich stell' mir mal den wecker).
schrecklich auch und übrigens diese moderatoren sp ..
schrecklich auch und übrigens diese moderatoren sprechpraktikanten auf "techno"-radiosendern, die die verkehrsmeldungen sprechen, als würden sie eine kirmes anmoderieren: "uuuuund der nächste stau liegt hinter einer kuuuuuuuurve ..". geht doch bitte wieder zurück in eure mobile wochenend-dorfdisco. danke.
spaß mit plastikgeld
kings of convenience & bart davenport, karlstorbahnhof heidelberg, 20041126
vor ungefähr sechs wochen zum ersten mal mit den "kings of convenience" konfrontiert worden, im rahmen eines samstagabendlichen herumlungerns auf weißen plastikstühlen in der mittelkleinen stadt, anläßlich der einleitung "kennst du die eigentlich?". ich kannte sie nicht. sofort all die klassischen simon-and-garfield-assoziationen gehabt
(sich vornehmen, über den zwang, sogar bei selbstgesprächen kalauer machen zu müssen, demnächst mal etwas zu schreiben)
, wenige tage später die cd bestellt
(die sich dann dank copy-control zwar nicht auf dem cd-player an der anlage abspielen ließ, wohl aber am notebook auslesen - aber einen kopiergeschützten tonträger erst kopieren zu müssen, um ihn hören zu können, erschien mir doch hinreichend zweckverfehlend, ich zog jedenfalls den umtausch gegen die vinyl-variante vor)
, nach weiterer bedenkzeit ein ticket für den karlstorbahnhof hinterher.
ffwd zum 26.11., ankunft heidelberg. den karlstorbahnhof bereits (welch wunderbar retro klingender begriff das doch übrigens ist) von einem tuxedomoon-konzert ende 2000 in eher positiver erinnerung habend (außerdem "die form" anfang 1999, aber das hatte ich eigentlich längst verdrängt). heute statt dessen gedränge, schlechte luft und seltsame menschen. dank hochmodernster technik ("telefon") erkenne ich herrn nanoblogg wieder, der ungefähr eineinhalb meter neben mir steht und die seltsame-menschen-quote senkt. quasikindliche dj-begeisterung dann beim nacheinandrigen erlauschen sowohl von antony and the johnsons als auch nada surf, daraufhin längerfristig verzücktes lächeln. ich werde gefragt, ob ich verliebt bin. bin ich, aber man sieht es mir eigentlich nur während entsprechender musik an. ich antworte "äh?" und merke erst später, daß das eine anmach-vorstufe gewesen sein könnte.
bart davenport. ein mann männlein, das aussieht, als hätte robin gibb die hauptrolle in zoolander, und sich auch auf der bühne genau so verhält. bis heute noch keine entscheidung getroffen, ob ich den auftritt toll, nett oder creepy fand. der rest des publikums grinst leise an ähnlichen stellen wie ich, immerhin - singersongwriter-kram im sonntagnachmittags-kleidchen, gutwetter-tralala mit einer irgendwie ironischen note, zu subtil um das ganze unernst zu nehmen, zu offensichtlich aber um den saal sofort zu verlassen.
let there be a gentle melody
that you can hum while you love and be loved
es ist zu voll. bei den kings of convenience stehe ich anderswo. weiter hinten, näher an der lüftung, weiter weg vom massengequalme, aber auch weiter weg von der bühne. näher dran an 1.90m-typen genau vor mir. der 1.76m-typ genau hinter ihm scheint ihn nicht zu stören, das meiste optische erahne ich nur, aber wenigstens kann ich atmen. zwei studentisch wirkende simon and garfunkels, einer mit bill-gates-gedächtnis-brille und einer ohne, sorgen für - naja - ergriffenheit? im publikum. songs werden mit "the next song is song number two" angekündigt, geschichten über eingerissene fingernägel und über das quasselnde publikum in italien füllen die zeit zwischen den luft-anhalt-minuten während der songs. das publikum beifallt für sich selbst (am anfang der songs) und für die band (am ende der songs). gitarre, stimme, manchmal auch der bereitstehende flügel und der bereitstehende bart davenport werden verwendet. es ist schön, es gefällt, aber der funke hüpft nicht. vielleicht hüpft er nur in die vorderen reihen. nach ungefähr 70 bis 80 minuten flucht nach draußen, verzicht auf die anschlußparty und nada surf und legendary pink dots auf der heimfahrt.