das "plopp" des instant messengers genau eine halbe millisekunde vor dem escape-wegdrücken des fensterchens zu hören und die motorik nicht mehr stoppen zu können, die letzte nachricht des gesprächspartners also aus der history rausfrickeln müssen. hat ja doch ein bißchen was von "im müll rumwühlen", nur ohne irgendwem anders die schuld geben zu können.
Year: 2004
aus der reihe "dinge, die ich
(ilmenau/dba) - ein verwirrtes kleines männchen wu ..
(ilmenau/dba) - ein verwirrtes kleines männchen wurde am späten nachmittag im thüringer wald nahe der bundesstraße 88 aufgegriffen. der bislang unidentifizierte mann saß am straßenrand, klammerte sich an sein notebook und stammelte im wechsel immer wieder die begriffe "fachblog" und "gaga". außerdem warf er mit asterix-zitaten um sich, wenn man ihn berührte ("die sind alle so doof, und ich bin ihr chef!") und stammelte dinge wie "ironieresistente vollidioten". im moment ist die person dank starker sedativa in einem weniger aggressiven aber noch nicht kommunikationsfähigen zustand. unter größten sicherheitsvorkehrungen konnte der mann, offenbar ein student an der ilmenauer technischen universität, in vorläufige sicherheitsverwahrung in einen der ilmenauer studentenclubs gebracht werden, wo er im moment darauf wartet, von einem familienmitglied abgeholt oder wenigstens identifiziert zu werden. die polizei bittet auch um sachdienliche hinweise bezüglich der begriffe "blog" bzw "weblog", die ebenfalls heftige reaktionen bei der unbekannten person auslösen.
fußball und ich
nein, ich mag fußball nicht. ich mag den hype nicht, ich mag übertriebenen fankult nicht, "meisterschaften" haben mir schon in der schule angst gemacht. schwitzende menschen sind mir sowieso unangenehm, von "sport" ganz zu schweigen. ich halte tippspiele für ähnlich beknackt wie pferdewetten (und das ist noch milde ausgedrückt), hooligans für peinlich, die vergabe von fernsehrechten noch für das interessanteste an dem ganzen drumrum. der euro2004-fußball sieht aus wie eine flipperkugel, rudi völler ist auch nur ein mensch mit einer scheißfrisur, die bild-zeitung nervt derzeit ganz besonders, und die bildchen aus duplo und hanuta werfe ich unangesehen weg. ich hab' keine ahnung, was die unterschiede zwischen einer champion's league und einem uefa-cup sind, das letzte mal so ein rundes ding getreten habe ich im alter von ca. 6 jahren (und dabei eine lampe im elterlichen haus zertrümmert), und wenn ich günter netzer im fernsehen sehe, überkommt mich eine mischung aus mitleid und .. naja, mitleid. ich hab' keine lust, "abseits" zu erklären, weil es weiß gott interessantere dinge im leben gibt. wenn man mich auf fußball anspricht, denke ich zuerst an einen kicker-tisch, bei "euro 2004" denke ich an den eu-beitritt diverser staaten im mai. selbst tipp-kick fand ich schon immer langweilig. man könnte in der tat sagen: ich mag fußball wirklich nicht.
aber otto rehhagel .. dessen gesichtsausdruck fand ich niedlich, wie er eben so auf's feld gerannt ist. als ich, rein zufällig natürlich, mal im zdf reingeschaut habe.
(eine große neudefiniton mit mais, lauch und extra käse, bitte)
und immer wieder dieser selbstzweifel in jeder noch so dämlichen situation. bei der falschen richtigen musik, im gespräch mit den richtigen falschen menschen, oder auch beim morgens allein auf dem balkon der welt zusehen. kann man das abschalten? eine meta-ebene höher reiben sich die hirnzellen die nichtexistenten händchen und freuen sich schonmal vor - der diskurs über die eigenenschaften kann beginnen. danke, heute nicht. irgendwann vorhin dann auf den trichter (sagt man das heute noch? oder ist das eighties?) gekommen, daß ich selbstzweifel mit reflexionsfähigkeit verwechselt habe (nicht immer, aber oft genug). telekolleg 1, happy laune durch zielgerichtete interpretation und pragmatische herangehensweise ("wie fängt ein mathematiker einen löwen?", anyone?). ich bin ein held. und kann jetzt erstmal beruhigt einschlafen. träumen ist ja auch eine art von selbstreflexion.
ihr dachtet doch wohl nicht, ihr kämt diesmal ohne meine button-spende durch? ha!
nichts zu danken, mach' ich doch gern:
(nur so aus tradition. und jetzt schön brav nominieren. als design- und fachblog, versteht sich. firma dankt.)
aus der reihe "kleines trauma am vormittag"
ich war als kind nie von der sorte, die ihre lego-steine in einer großen chio-chips-trommel aufbewahren konnte. ich war statt dessen ein kind, das den lego-technic-rennwagen genau nach anleitung zusammenbaute, ein paar tage stolz stehenließ (und ein komisches gefühl dabei hatte, wenn es die eltern beim angeben beobachtete) und dann die steine wieder sortiert in die originalverpackung zurücklegte. meine einstellung gegenüber den chio-chips-trommel-legostein-sammlern war wohl die erste ausprägung dieser mischung aus bewunderung und abscheu, die ich heute so oft in meinem leben antreffe, wenn der kontakt zu anderen menschen mich sucht.
und bemerkenswert unbeeindruckt von all dem schlaf ..
und bemerkenswert unbeeindruckt von all dem schlafmangel zeigt sich übrigens auch der abgabetermin der projektarbeit.
"bemerkenswert resistent gegen die ausbreitung de ..
fan-sein im 4. jahrhundert
"bezahl-fenster öffnen" (rtl.de). ..
"bezahl-fenster öffnen" (rtl.de).
diät
menüpunkte entschlackt, zusammen mit den navigationsbuttons, der adreßzeile, dem suchfeld und dem throbber zusammen in eine leiste zeile gequetscht. "navigation-bar" eingespart, geschätzte 24 mal browserbreite quadratpixel dazugewonnene viewport-fläche bestaunt. bei gerade mal einskommaneunzwo millionen insgesamt zur verfügung stehenden pünktchen ein eigentlich nicht zu unterschätzendes areal potentieller glückseligkeit. mein internet kommt mir auch gleich viel sexier vor. ja, die kleinen freuden des geekdaseins.
callcenter, abt. schlagfertizismus
"guten tag. ich würde gern mein première-abo kündigen."
"darf ich sie fragen, wieso? sind sie unzufrieden?"
"nein, aber ich schlafe in letzter zeit so schlecht."
"äh .. wegen unseres programms?"
"nein, ich meine: kein filmbedarf mehr, ich träume jetzt selbst wieder mehr als genug tolle actiongeschichten."
"verstehe. möchten sie vielleicht mal einen monat gratis goldstar-tv testen?"
dankend abgelehnt, aber lächelnd (ja, sowas hört man am telefon) die kündigung nochmal zurückgenommen. freche schnauze muß belohnt werden.
gothic und erwachsenwerden (wgt, teil zwo)
"people = shit" steht auf seinem t-shirt. an seinem gesichtsausdruck merkt man, er meint es wörtlich. keine zweite ebene, kein meta-witz, keine sanfte ironie, nein, ein "statement" ist für ein "statement" hält er das. ein in times new roman geschriebenes, also offenbar selbst hergestelltes ("underground!!") bzw. im onlineshop ("dein ganz persönlicher aufdruck auf einem t-shirt!") bestelltes (und dabei aus versehen den falschen font ausgewählt, zu peinlich zum zurückgeben, zu teuer zum wegwerfen) statement. er krankt an der welt, ohne stil zwar, ohne understatement, aber er ist davon überzeugt, daß er es tut. immerhin. er schreibt gedichte (das versmaß holpert noch, aber das macht es, das versmaß, doch irgendwie sympathisch!?) über die dunkelheit der seele und den glanz des mondes und die einsamkeit des "menschenkindes" und er hält sich für einen abgebrühten typen, jetzt, mit all den piercings. und dem bierbauchansatz unter dem auch noch irgendwie zu engen t-shirt. dem mit dem statement. vormittags steht er im supermarkt in der in der kassenschlange, hilft im affekt einer vor ihm stehenden älteren dame beim aufsammeln heruntergefallenen kleingelds (allerdings benutzt er dabei keinen genitiv), ärgert sich über das hierbei geerntete lächeln und nimmt sich vor, das pfadfindergetue abzugewöhnen, seine eltern haben ihn da wohl ganz schön verdorben. es ist schwierig, böse zu sein bleiben werden. er freut sich, wenn kinder auf ihn deuten, während sie an der hand von mama von ihm weggezogen werden. ach was, er freut sich nicht, sich freuen ist für shitpeople. aber er ist zufrieden. denkt er. "people = shit", davon ist er überzeugt (worden, von der pubertät). schließlich hat er immer noch keine freundin. nein, es ist nichts so banales, er will ja nicht schlechte laune verbreiten, sondern auf einen latenten weltschmerz aufmerksam machen. so spricht er wie auswendiggelernt, wenn er auf das t-shirt mit dem statement angesprochen wird. freitags und samstags trifft er sich mit seinen kumpels zum saufen. kriegt manchmal noch die kurve und behält dabei die schlechte laune, aber einfach ist es nicht.
einmal im jahr fährt er zum wgt nach leipzig. da gibt es noch mehr von seiner sorte. meint er. trägt also stolz sein "people = shit" -t-shirt und fühlt sich wohl. lächelt sogar. feiert. freut sich. natürlich nur über bands, die "die alten sachen" spielen. und genau so aussehen, wie auf den covern der gothic-magazine. und texte haben, die "people = shit" aussagen, in schlechtem englisch. er fühlt sich wohl, trotz allem. und merkt nicht, daß man auch als schwarzkittel haltung bewahren und stilvoll depressiv sein kann. und sogar lächeln darf. people = shit, meistens, also, die anderen people, die fröhlichen halt, nein, nicht die fröhlichen die er gerade kennengelernt hat, und nicht der kleine süße engel, der ihn gerade angelächelt hat, sondern die normalen fröhlichen. die er nicht kennt. alles fotzen außer mama, quasi.
in vier jahren hat er vielleicht gemerkt, daß zum misanthropendasein mehr gehört als ein schlecht bedrucktes shirt. und daß man "in der szene" keine rolle spielen muß, auch wenn's 80% der leute tun. im gegenteil. wir sprechen uns wieder, vielleicht. wenn er bis dahin nicht zum hiphopper mutiert ist.