die zarteste versuchung, seit es schokolade gibt

vorhin dann zum ersten mal seit jahren wieder diesen gesungenen slogan, claim, refrain -wie auch immer- irgendwo im hintergrund wahrgenommen. in der audioversion natürlich mit gedankenstrich statt komma und mit langgezogenem vokaaal in schneekoppe-akustik, gesungen von einer weiblichen 70erjahrestimme. original eben. sofort darüber nachgedacht, warum milka kraft diesen singsang jetzt wieder auspackt. irgendwer hat bemerkt, daß bei den monatlich 27 neuen milka-produkten kein mensch mehr durchblickt, und man will die retro-welle reiten? vielleicht war der slogan gar nicht weg, sondern ich hatte ihn nur seit über 10 jahren geistig ausgeblendet unter dem ganzen "ischt kuhl, män!"-quatsch? vielleicht hab' ich mir den ganzen spot vorhin nur eingebildet, in wirklichkeit doch schneekoppe-werbung gehört und unterbewußt meinen akuten zuckermangel ins ohr reingebildet? (liebes unterbewußtsein, wir müssen sowieso mal zwei ernste worte wechseln: es gibt doch wirklich bessere schokolade als milka.)

im supermarkt dann erstmal ritter sport gekauft. aus prinzip. (ja, liebes werbefernsehen, so einfach funktioniere ich als konsument.)

enter sandman

den entschluß gefaßt, jetzt doch endlich müde werden zu wollen, also nach sandmännchen-bildern im netz gesucht. zuerst überall nur die ossi-variante gefunden. (bitte keine mails, die mir erklären, daß das der "einzig echte" sandmann ist, ich bin wessi-kind und will meinen wessi-sandmann sehen. ich laß' euch ja auch euren ost-sandmann. danke.) daraufhin erstmal noch wacher geworden bei dem krampfhaften versuch, mich noch an andere sandmännchen-inhalte ("na, sand!!", schrie herr kalau in diesem moment von links hinten, kurz bevor ihm ein klavier auf den schädel fiel) außer an piggeldy und frederick zu erinnern. eingeschlafen schließlich bei der lektüre des kika-teletexts (und nur kurz aufgewacht, um diesen eintrag hier zu schreiben und den fernseher abzuschalten).

"und piggeldy ging mit frederick nach hause", bzw. ins bett, die sau! ("mmmpmf!", stimmte der geknebelte herr kalau in diesem moment zu.)

vision

eines tages werden mich diese webseiten übrigens um meinen posten als bundespräsident bringen. ganz knapp wird das werden, und kurz vor der wahl buddelt irgendein provinzjournalist über archive.org diese meine jugendsünden aus, bringt meinen echten namen mit diesem hier in verbindung, verkauft die story an die frankfurter rundschau und das war's dann mit "bundespräsident frank". tja, das habt ihr jetzt schonmal davon.

i miss you more than i knew

"i've got no time i wanna lose to people with something to prove."

und dann bei 02:47 dieser dezente, ganz zurückgenommene background-gesang, als würden die bandkollegen gerade bei einer nächtlichen strandparty sitzen, dieses siewissenschongefühl, lagerfeuer, intelligente und nur latent betrunkene menschen, die einfach ungefragt in den gesang einstimmen, am anfang noch kurz grinsen, weil sie es selbst dann doch eigentlich albern finden, aber scheißdrauf und man ist nur einmal jung in anführungszeichen, .. und tolle musik die ganze nacht, die einen an die zeit erinnert, in der man noch jung war ohne anführungszeichen, und gespräche statt unterhaltungen, menschen statt leute. und im morgengrauen sind alle noch wach, die noch da sind (der harte kern ist schon vor mitternacht zu anderen parties verschwunden, der weiche kern ist gern weich und wird sich auch in 10 jahren noch verstehen). und einer heult, als er heimgeht.

"of course I'll be alright, i just had a bad night."

"möchten sie 3x zucker dazu?"

zum ersten mal beim kaffee-to-go-kauf am mcdrive explizit eine bestimmte menge zucker angeboten bekommen. auf den nachsatz "sie sehen so aus, als könnten sie's brauchen." gewartet, vergeblich. bei der weiterfahrt verschiedene antworten ausgedacht, die sicher total schlagfertig rübergekommen wären. auf der autobahn und in gedanken versunken mit dem zuckerlosen kaffee in der hand geblitzt worden. jetzt erstmal in freudiger erwartung des karmapunkt-kontoauszugs verbleibend.

retro

einer der vorteile eines sog. altmodischen cd-players gegenüber einem sagenwirmal winamp ist ja auch, daß man, nachdem man auf "skip" gedrückt hat, eine halbe sekunde zeit hat zum nochmaligen drücken. das übrspringen von 5 songs wird nicht begleitet von den jeweils ersten halben sekunden der übersprungenen songs, die sich kurz zu wort melden, als wollten sie wenigstens ein "hey, ich bin auch noch da!" rausquetschen in den milli-augenblicken, die ihnen bleiben - sondern nur von dem dezenten surren der lasermechanik. unmittelbarkeit kann eben auch angst machen. hat mir früher besser gefallen, glaube ich. gibt's ein anachronismus-plugin für winamp?

remix 2

so rückblickend war das gestern wohl ein massiv uncooler abend (und das meine ich liebevoll!), als benjamin von stuckrad-barre in jena lesetourauftaktete. ja, ich war dort (aber ich finde ja auch soloalbum toll, was man in der öffentlichkeit ja eigentlich nicht mehr laut sagen darf). rechtzeitig, also viel zu früh. die brav wartende menschenmasse draußen bestaunend - "wir würden gern spex lesen, beschränken uns aber auf neon und visions" - die sich später zu einem uncoolen publikum im klassischen sinn entwickeln sollte, das an den falschen stellen lacht, witzig gemeinte passagen nicht als solche versteht aber ernstgemeinte anmerkungen für witze hält. und größtenteils uncool gekleidet war, aber da will ich mich nicht ausschließen. die vorlesestätte location, wohl ein ehemaliges schwimmbad, mit dem charme von leberwurstfarben braunen wänden, bestach dann auch durch eher gequält wirkende themen-cocktails an der bar ("schwimmbadbiere") und rotlichtbeleuchtung auf den klos als durch coolness, was bvsb (und selbst ich als fußballhasser muß bei dieser abkürzung immer an dortmund denken) - oder wahrscheinlich eher irgendeinen superhipper event-coördination-manager aus jena - offenbar dazu bewog, ungefähr 337 handkopierte a4-zettel mit seinem portrait wäscheleinenartig über dem zuschauerraum aufzuhängen.

was an bvsb auffällt, ist die fehlende souveränität (ja, ich wollte den begriff "uncool" ausnahmsweise vermeiden). als er unelegant auf die bühne gehopst kommt und seine begrüßung aufsagt, hat man den eindruck, er würde sowas zum ersten mal machen. als wäre er ein siebtklässler, der nervös sein erstes referat vor der gesamten klasse halten soll und mit dem overhead-projektor nicht klarkommt. der overhead-projektor ist (s)ein notebook auf der bühne, augenscheinlich für leseshow-untermalende slideshows im hintergrund gedacht, mit dem natürlich er auch nicht klarkommt, dieses nichtklarkommen aber zum programm zu machen versucht und leute aus dem publikum auf die bühne holt ("kennst du dich mit sowas aus? wollen wir mal ein bild bearbeiten? komm' doch mal auf die bühne."). klappt nicht recht. vom ersten text merkt man bvsb die unsicherheit an, er beendet jeden text mit dem phrasengleichen "das war der text, herzlichen dank", unterbricht manche texte und schweift "spontan" stelzend ab, läßt absätze weg ("blah, da kommt dann noch was uninteressantes, ich les' mal hier oben weiter") und wirkt wie jemand, der nicht so recht weiß, wie er gern wirken wollen würde. zuerst wird das publikum gesiezt, ab dem zweiten text geduzt. dem uncoolen publikum neben mir in der reihe gefällt's ("hach, der sieht ja schon toll aus!"), gegackert wird bei jeder noch so unwitzig gemeinten bemerkung. zwei stunden larifari-texte, unbedeutend, mit allerdings zugegebenermaßen wunderbaren formulierungen im detail. danach autogramme am merchandising-stand - wie befürchtet mit einer erschreckend verkrampften handschrift signiert er bücher, t-shirts, geklaute poster und was man sich sonst so signieren lassen kann. er macht immer noch den eindruck, als würde er sowas zum ersten mal machen, krakelt seinen namen ungelenk auf's papier und lächelt für fotos erstaunlich popstar-ungemäß unlocker. eigenartig, das alles. immer noch.

benjamin von stuckrad-barre beim autogrammegeben

(glaubt mir jetzt sicher sowieso keiner mehr, aber - mir hat's gefallen. ehrlich.)

hustler - hardcore since '74

"nettes t-shirt. bist du jahrgang '74?"
"nein, '75."
"hmm. dann paßt das ja gar nicht so richtig zu dir."
"ach, naja. ich hab' da so eine theorie, was meine eltern betrifft .."