und man hat ja auch immer eine entschuldigung für sich selbst parat. meistens die, daß man ja nur vor irgend etwas wegläuft, weglaufen muß, daß man problemen aus dem weg geht, daß man situationen navigiert. daß man prioritäten setzt, die richtigen, die tragischen, aber daß das eben alles nicht so einfach sei mit der selbstbestimmung, denn der wind kommt von hinten und drückt einen eben immer in eine richtung. nicht zwangsläufig in die richtige, aber was will man machen. es gibt fehler, die macht man eben nur drei mal im leben. dann prokrastiniert man aber irgendwann einfach so rum und googelt sich gründe und anlässe dafür zusammen, anstatt sich selbst mit angemessenem abstand zu beobachten (das gefüge zu erkennen!) und zu interpretieren: und wenn man dann inmitten der postostertouristen am hackeschen markt steht und sich noch wundert, wo denn die aggressivität bleibt und wieso die eigene laune zur zeit eigentlich so vollkommen unbeeindruckt von solchem streß ist, .. -- dann ahnt man den fehler, nämlich daß es doch überhaupt kein davonlaufen und reagieren ist, sondern vielmehr ein ankämpfen-gegen und ein voranprügeln. der wind kommt dann von vorn, und man muß sich einfach nur in die richtige richtung drehen, um das zu spüren. dann tränen zwar die augen und man muß vielleicht sogar mal die jacke zumachen anstatt sein hohlkreuz zu kultivieren, aber aus dem davonrennen ist ein nach-vorne-tapsen geworden. und demnächst vielleicht sogar mal ein ausgewachsenes durchschlagen oder sogar ein zweckstolpern. mehr geht selten. aber das ist ja schon so viel mehr als bislang.
Month: March 2008
(".. daß der grund der welt ein geistiger ist.")
denn alles funktioniert nämlich folgendermaßen: man muß das /gefüge/ erkennen, dann wird es ganz einfach. der blick auf's ganze, der einem etwas ermöglicht, was ein kleines bißchen so wie objektivität wirkt, also wenigstens aber doch distanz und diese gefühl der möglichkeit einer interpretation -- die notwendige portion abstraktion gewissermaßen. die hilft manchmal. die großkotzigkeit des lebens enttarnen und /angemessen/ einsortieren, was wahrgenommen wird. die signale nicht mehr als signale deuten sondern nur noch als indizien. das system verstehen, nicht nur eine der relationen daraus, und dann: dingen nicht mehr auf den grund gehen wollen, sondern nur noch ahnungen bestätigt sehen. dem ghostwriter zugucken und lächelnd nicken.
(ungefähr so, als würde man eine gute dokumentation im fernsehen sehen über ein thema, in dem man sich schon auskennt. die einzige hürde besteht darin zu akzeptieren, daß man sich in und mit der welt -- mit den interaktionen und beziehungen und bedeutungen und ausprägungen und inszenierungen und ebenen und .. -- eben schon genau so gut auskennt, wenn man dinge erlebt, und situationen und menschen. und dann /alles/ genau /so/ auch rezipieren sollte. anstatt zu scheitern, andauernd.)
vorhin ging's los.
die stadt hatte uns gepiesackt, damals, als wir dort waren, aber uns waren andere dinge wichtiger. es fiel schnee, kurz nachdem wir ankamen, und das ist in dieser stadt ungewöhnlich, sagte der gastgeber, aber wir nahmen es persönlich und lächelten. wir bezogen unser sofa, und als wir dann die wohnung verließen um zum konzert zu gehen, wußten wir nicht mehr, wo wir sind, sondern nur noch, wo wir hin wollten. die stadt biß und kratzte, aber wir nahmen das nicht wahr, das aussaugen der kräfte und die kälte und die unmenschliche größe. und all die menschen, die überhaupt nicht mehr /teil/ der stadt waren, die aber von ihr benutzt wurden, um an unsere energie zu kommen. wir gingen zu diesem konzert und waren genausowenig teil dieses abends, denn wir waren fixiert auf uns, und die stadt bot die umgebung dafür, die richtige szene, denn wir waren außer uns selbst und natürlich außer unserer heimat. ich war wegen dir hier, aber nicht für dich, und du wegen mir, aber nicht für mich, und als wir wieder zu uns kamen waren wir auf dem weg zu unserem sofa, auf das wir uns beide quetschten, denn die luftmatratze war unbequem und die stadt war kalt. das sofa war noch unbequemer, denn es war für etwas weniger als eine person gedacht, aber draußen schneite es schließlich und wir hatten kein kaminfeuer.
am nächsten morgen waren wir naßgeschwitzt und hatten das konzert schon vergessen, aber auch uns, und auf dem heimweg hielten wir kurz vor der autobahn noch an, damit ich frühstücken konnte und du mir dabei zusehen. wir redeten über die stadt und die kälte und andere menschen. alles außer uns. wir fühlten uns wie gerädert, aber wir wollten es uns nicht anmerken lassen, denn eigentlich wollten wir einen guten eindruck hinterlassen, und nicht zuletzt imponierte uns das ja auch: diese souveränität und kühlheit, diese subtil angemerkte überlegenheit. nicht nur beim ungewöhnlichen winter in der stadt, auch an uns. als wir wieder zu hause ankamen, du bei dir und ich bei mir, waren wir nicht schlauer als vorher, aber es hatte sich gut angefühlt. und ich weiß noch immer, wonach das sofa roch, und worüber wir auf der heimfahrt nicht redeten, als die musik lief.