und immer auch dann, wenn laut meinen logfiles "google translate" auf ein hier irgendwo abgelegtes -beispielsweise- jpg(-bild) zugegriffen hat, stelle ich mir vor, wie all die kleinen google-tierchen versuchen, das jpg in eine ihnen (und ihm) fremde sprache zu übersetzen - also nicht den bildinhalt, womöglich im bild enthaltenen text (denn "google ocr" wohnt in einem anderen rechenzentrum und kommt nur gelegengtlich auf einen weltherrschaftsplankaffee vorbei), sondern: das jpg/jfif selbst. die metadaten, die bedeutung der datei und all ihrer innewohnenden mechanismen in ein anderes kulturelles system zu übertragen. das format verständlich zu machen. eine digitale abbildung eines analogen phänomens, mit all der quantisierung und diskreten kosinustransformation und weiß der geier, was die google-tierchen natürlich fließend sprechen (also: berechnen, aber das ist ja auch nur eine andere form von sprache) können müssen, deren bedeutung also zu übertragen in ein anderes system, zu vereinfachen (für den antragsteller der übersetzung). genaugenommen also das, was lehrer immer machen: variationen erschaffen, metaphern bilden, abstrahieren, algorithmen entwirren, sachverhalte von konkret zurück zu allgemein .. enttarnen. zu erklären, was da vor sich geht, wenn ein bestimmter moment in einem digitalen bild aufgezeichnet wurde, was das über den moment aussagt und die technik und die beteiligten und die welt. (und dann eben auch dieses gelegentliche gefühl der verbundenheit mit google, weil man (also ich) ja sowieso/auch dazu neigt, dinge zu (v)erklären und nahezubringen und eben auch zu übersetzen, und wie bei google bleibt es bei einem selbst ja derzeit meist noch beim versuch und der eher charmanten kapitulation.)
Month: November 2009
"in romance, as in show business, always leave them wanting more"
aber wenn man fragt, wo das herkommt -- das mit der traurigkeit oder der euphorie oder dem affekt oder dem übermut oder der hingabe oder kurz: dem verknallen in das situative, dem schätzen und spüren des moments --, dann will man ja auch eigentlich gar nicht wissen, wo das herkommt: man achtet einfach darauf, an welcher stelle des körpers es piekst, zieht eine gedankliche linie vom mittel- bzw. zielpunkt durch jene stelle nach draußen, und irgendwo dort von dieser halbgeraden wird das dann schon her-kommen. zwangsläufig. man meint mit der herkunftsfrage aber doch vielmehr: warum trifft einen das, wieso stand man gerade versehentlich in der zielgeraden dieses gefühls, welche konstellation hat dazu geführt, daß man das jetzt abbekommt. nicht zu verwechseln mit dem grund oder dem anlaß. sondern: was hat mich dazu gebracht, daß ich diesen affekt gerade erlebe.
(tbc)
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man redet nicht miteinander, man fängt miteinander nichts an. man trinkt sein bier und bleibt bei sich. jeder verwaltet die last seiner augenblicke, das ist alles, und begegnungen, die schmerzen oder erkenntnisse aufrühren könnten, werden tunlichst vermieden. nicht einmal die luft ist mehr rauchgeschwängert. (..)
(-- flugblatt)
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die zeitspanne, die ich benötige, um beim belauschen der startup-models vom nebentisch herauszufinden, wer von den beteiligten eigentlich der pitchende und wer der bepitchte ist, überbrücke ich meist mit dem zählen der begriffe "spannend", "performance" und "zielgruppe".
malachai
(in der grundschule hab' ich die immer gehaßt, die sich gemeldet haben und beim drankommen ihren quatsch mit "ich weiß ja nicht, aber" einleiten mußten. und das waren noch nicht mal die streber oder die uncoolen, das waren nur die idioten, die /wirklich/ "nicht wußten", ohne "aber". aber das konnte man ihnen damals ja noch nicht sagen, denn erstens war man nicht rhetorisch schlagfertig genug, zweitens zu gut erzogen, drittens war es einem im endeffekt (autsch) sowieso egal. so. worauf wollte ich noch gleich hinaus? ach ja:)
die menschen in der schlange gucken bräsig und fühlen sich vermutlich vom old-spice-geruch des vorder- und hintermanns genauso belästigt wie vom winter, diesem arschloch, also auf dieser ganz persönlich gemeinten ebene. einer der wurstbratläden wurde gegen einen pizzaverkauf ausgetauscht, einen dieser hippen mit den großen pizzen, die man "pizzazungen" nennt in den randbezirken der stadt (die aber "pizza" genannt werden von allen anderen), denn tip und zitty haben das ihren lesern so erklärt, denn tip und zitty erklären immer alles, wie man so lebt in einer großstadt, auch den großstädtern, und vor allem auch denen, die sich dafür halten.
die ganze verkaufstheke wurde auf italienisch getrimmt in farbwahl und beleuchtung und beschallung und produktnamen und auch der pizzazungenteilverkäufer ist eine italienische montage, ein pizza-imbiß-mashup. man fragt sich unwillkürlich, ob es castings für solche jobs gibt, also ob da vielleicht bei dem, was die bewerber für ein bewerbungsgespräch halten, eigentlich castingshow-regeln gelten, wo irgendein 22jähriger schnösel der produktionsgesellschaft (lies: pizzazungen-franchise-zentrale) einzelne features abhakt, bei denen "hat ahnung von pizza" eher so gar nicht auf der liste vorkommt. der pizzazungenteilverkäufer hat einen dreitagebart, ist ein klein wenig braungebrannt, spricht parallel zu italienisch ausladenden gesten mit jedem kunden so, als würde er ihn schon lang kennen, mit floskeln natürlich, mit ausschließlich aus textbausteinen bestehendem schmarrn eigentlich sogar, aber wer sich von tip und zitty die welt erklären läßt, glaubt auch an komplimente, die er von unterbezahlten armen tröpfen gemacht bekommen muß. it's all in the job description.
niemand hier hat ein iphone, und das ist das einzig versöhnliche, was einem auffällt, während man dabeisteht und einem dieser versuche nachgibt, die welt verstehen zu wollen. jeder hier hat aber einen medion-mp3player (türkis), geschwister (nicht türkis), eine schlechte meinung über "die da oben", und das gefühl, im und vom leben permanent "verarscht" zu werden. zur eröffnung gibt es pizzazungenteile für 1.90€ (statt 2.20€), man geht also günstig italienisch essen (bzw. versichert sich gegenseitig mehrfach, daß das hier "ein faires angebot" sei, wie ja überhaupt fair demnächst billig ablöst, auch so ein zumkotziger euphemismus) an einem der plastiktische auf dem bürgersteig, der vermutlich gehweg genannt wird. einer der außenstehenden, die das sich aufdrängende bild von traurigkeit beobachten und sich mühe geben, das mitgefühl nicht in überheblichkeit abdriften zu lassen, bin ich, der aus einer iphone- und geschwister-losen position heraus zu argumentieren versucht gegenüber dem eigenen gewissen. kulturpessimismus ist ja auch nur antrainiert. als ich drankomme, ist aber die einzige vegetarische pizzazungenvariante gerade aus. und das paßt ja dann dummerweise wieder so überhaupt gar nicht in mein allzu vereinfachtes weltbild. vielleicht bin ich ja doch zielgruppe von tip oder zitty. scheiße.
linienstraße
piezo
was ebenfalls zu bedauern ist, neben vielem: der verlust des überraschungsmoments beim beantworten eines anrufs, verbunden mit dem darauffolgenden zwang zu originalität bei der eigenen namensnennung -- also vielmehr die umkehr der überraschungspflicht, weg vom anrufer, hin zum angerufenen; daß anrufe kein zurückhaltendes angebot mehr sind, sondern eine aufforderung und erinnerung und so ein gewissens-pflicht-ding, mit dem sich zwangsläufig die selbstwahrnehmung beim angerufenen ändert, auch durch diese andere form von un- und höflichkeit, die da entsteht. also: die beiläufigkeit, die das telefonieren dadurch verliert, und auch weil es inzwischen so viele für beiläufigkeit besser geeignete medien gibt - ganz schön schade ist das, wenn man sprache und stimme schätzt (und man verlernt ja irgendwann auch das schätzen als kulturelle fähigkeit, wenn man es nicht mehr regelmäßig ausübt, übrigens). da verkümmern sinne.
(perspekt)
"im kern ist das, was man meint, wenn man etwas als 'moment' bezeichnet, ja doch meist eher eine konstellation: nichts verdankt man nur einem zeitpunkt, sondern vielmehr doch der iteration drumherum, zeitlich und inhaltlich. das innehalten (der vorgang!) gehört zwangsläufig zum moment, der kontext (die semantik!) gehört zwangsläufig zur situation.", notierte schrödingers katze gerade noch in ihren aufzeichnungen, kurz bevor schrödinger feststellen mußte, daß sie gar keine kommunikationspsychologin war.
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"deutsches oder english menu?" fragt die bedienung das dreiergrüppchen am nebentisch, -- und das daraufhin leicht italienisch akzentierte "is' wurscht!" des mittig sitzenden mädels versöhnt mich für einen kleinen moment dann doch wieder mit der welt.
eine kleine resonanzthese
man ist ja umgeben von frequenzen, also takt und rhythmus in sogenannt umgangssprachlicher verwendung. alles hat einen bestimmten rhythmus, mal mehr und mal weniger konstant, und in den kurzen momenten der klarheit, also wenn man die welt als solche versteht, sieht man all diese takte und frequenzen ja auch immer in ihrer zusammensetzung und wie sie aufeinander einwirken. und die resonanz, die sie erzeugen, also einige der beteiligten - und die nichtresonanz, die man chaos nennt, aber natürlich nur deswegen, weil man nicht fähig ist, die gemeinsamkeit zu erkennen (vor primfaktorzerlegungen hat noch jeder kommunikationswissenschaftler kapituliert).
resonanz jedenfalls: wenn zwei frequenzen vollkommen identisch sind (und .. noch ein paar sachen, aber darum geht's hier nicht). der klickende blinker im auto, der manchmal genau zum takt der musik aus dem radio paßt. menschen, die ihre schritte jemand anderem anpassen. regengeräusche draußen, deren monotonie genau dem summen des backofens drinnen entsprechen. gefühlte und temporäre resonanz, wenn sich zwei frequenzen nur ähnlich sind: dann gibt es diese phase, in der man meint, alles tickt parallel und gleichphasig, und kurz danach die phase, in der man den wechselseitigen rhythmus für chaos hält: der blinker tickt im takt zur musi.. ach, nein, doch nicht. die interpretation im einen oder anderen extrem: geschenkt. es resoniert -vs- es resoniert überhaupt nicht, geschenkt, weil offensichtlich. interessant ist doch, wieder mal, nur der übergang dazwischen und die interpretation (transposition) auf andere dinge im leben: der moment, in dem das umschlägt. in dem man wahrnimmt, begreift, daß der eine klick eben 1027 mal pro minute tickt und der andere 1026 mal. also der moment, ab dem man sofort wieder auf halbe (oder drittel) wellenlänge wartet, sich also der neue und nächste rhythmus ergibt. genau dieser eine bereich, den man nicht versteht -- also man versteht selbstverständlich, daß man sich in diesem bereich befindet, und daß man mit mehr abstand und taschenrechner auch jetzt gerade irgendeinen takt beobachten könnte. aber man ist eben nicht geeicht darauf, man ist nicht so groß wie man wollte, und man spürt die reibung zwischen den beiden frequenzen und die phase der asynchronität und des eiernden quarzbausteins im analogen synthie (in ermangelung besserer analogien).
der moment ist's dann eben auch, in dem man dieses phänomen auf zwischenmenschlichkeit bzw. freundschaften und beziehungen überträgt, wo einem der alte penner luhmann einfällt, und wo einem auffällt, welche entsprechungen für das eigene leben es da(bei) noch gibt: daß die übergangsphasen die interessanten und (naja, zwangsläufig:) solipsistischen sind, und die (als solche wahrgenommenen) resonanzmomente die zwar langweiligeren, aber kommunikativeren sind. und daß vielleicht alles, was so tickt, eine ganz exklusive (also: persönliche, eigene, ungeteilte, einzige existierende) eigenfrequenz hat; und daß also alles, was man so als resonanz empfindet, deswegen nur temporär sein kann. (und daß das genau so sein muß, weil alles andere das leben ja auch echt beschissen kitschig machen würde.)
[update: ich müßte doch langsam mal wissen, daß es zu jedem großen gedanken schon einen xkcd-cartoon gibt.]
(gegenwart)
ein sternenpfad
wort des tages: vermutig (die ahnung, ein "wagendes vertrauen in die eigene kraft" (nie war wikipedia poetischer) zu benötigen). anwendungsbeispiel fällt mir sicher auch noch irgendwann ein.
ein schneegemach
eine stufe weiter oben auf dem weg zum wahnsinn, also nachdenken über das nachdenken, heute. warum man als kopfmensch durch sein leben geht, ob in dem begriff vielleicht zuviel wertendes mitschwingt, was für auswirkungen das hat, ob es einen gegensatz zu anderen menschen gibt, ob man sich das vielleicht nur vormacht und kopfsein doch subjektiv (nicht: individuell, das ist es ja sowieso) ist, wie sich das anfühlen würde, wenn man sich nicht mehr von außen sähe und stetig analysierte in haltung, bewegung, äußerung, sprache, allem. wie banal und stumpf einem dann doch alles vorkommen würde, wie unverrückt langweilig die ganze welt sich drehen müßte. so daß ich manchmal glaube, es ist alles keine sache von zuviel kopf sondern von zuviel aufmerksamkeit (- abstrakter ticken!), außerdem klingt das positiver und ärger.
und keine weltgeräusche
was wir suchen ist aber eben auch nur trost. also: mittel, besser noch hilfe gegen die traurigkeit, die man von vornherein erstmal als dem menschsein verbunden unterstellen darf (denn würde man das nicht tun, würde ja das wollen entfallen und das verzweifeln), und zwar nicht die kulturelle oder die situative oder die meckerige traurigkeit, sondern diejenige, die einfach nur anlaß bietet, etwas besseres zu suchen (meinetwegen auch: unzufriedenheit, aber das klingt natürlich wieder viel zu verkniffen). trost, der also gar keine besondere größe oder dramatik hat, sondern zur selbstvergewisserung in der kognitiven kuschelecke sitzt. das nichtquälende ziel. // deswegen funktioniert ja trost von außen auch so selten, weil der tröstende da eben nicht drinsteckt, man selbst tut das ja nicht mal, das tut nur diese traurigkeit ganz konkret und deswegen erzeugt die auch das trostbedürfnis gleich mit, und wir verwechseln zähigkeit und zeit mit subtilität und indifferenz. man müßte dem wesen der traurigkeit auf den grund gehen können. andererseits.
"soziale netzwerke" bedeutet aber doch vielmehr:
der abstand, den andere menschen von einem selbst - in gefühl und wahrnehmung - haben, und der dazu führt, daß jene andere menschen, vor allem während extremsituationen (wenn man also eben nicht außer sich ist, was hilfreich wäre), einen besser verstehen und deuten können als man selbst, -- dieser abstand also ist ja im prinzip der gleiche, den man von sich selbst nur zeitlich erreicht, also verspätet, zwar qualitativ fast identisch, aber als vermutlich letzter aller beteiligten, denn der zeitliche ist ja meistens der einzige abstand, den man zu sich selbst haben kann; was geradezu und fast "unfair" zu nennen wäre, hätte man nicht auch eben diese ahnung, daß aus all dem dieses ganze sozio-ding entsteht, daß dadurch interaktion konstruiert wird, daß diese verzögerung nur zu dem zweck erfunden (entdeckt) wurde, um nicht vollständig durchzudrehen, sondern zu kommunizieren überhaupt. daß also diese unterschiedlichen ausgangspositionen im blick auf ein subjekt auslöser sind, oder wenigstens möglichmacher und potential, für reibung und interaktion, für das entstehen einer topographie der zwischenmenschlichkeit.
(das alles, und alkohol, natürlich.)