u+266e

"eine mischung aus panik und kitsch" (zit. monika rinck) wühlt sich quer durch meinen kopf und hinterläßt wünsche und rhythmus, wortspiele und andeutungen: auf dem heimweg, der auch /immer/ eine metapher ist, selbst wenn er mal keine sein sollte. rausch ist absatz, also paragraph, nicht verkauf - und wegen des unterschieds, wegen der ungewöhnlichkeit, mögen wir uns auf einmal so sehr darin, und fast nur dann. die bezüge nach draußen sind das, was uns so flasht, immer kurz vor den heimwegen, und innerhalb des rauschs finden wir nicht statt. nähe passiert nur im unterschied. --

(rausch mit zeitlichem potential, also wegen der seltenheit des auftretens, aber eben auch mit inhaltlichem, also der ungewöhnlichkeit; ein doppelt artikulierter /moment/ gewissermaßen)

-- später im taxi, das auch /immer/ eine andere metapher ist, selbst wenn es mal keine sein sollte: versionen, formulierungen, ausarbeitungen, kontraste. du behauptest, du magst das, und ich nicke und lächle schon wieder, als ich endlich vergessen habe, ob ich eigentlich allein auf dieser rückbank sitze oder zu zweit, und wer heute eigentlich gewonnen hat. du kannst nicht aus meiner haut.

intra & inter

woran wir eventuell kapitulieren: daß dinge kein ende haben, zwar auch keinen anfang, aber eben vor allem kein ende - daß wir immer nur einen auszug mitbekommen dieses streams der ereignisse, daß wir uns den beginn und das ende selbst festlegen, weil wir darauf trainiert sind, weil die erwartung so läuft und weil uns endlichkeit vertrauter erscheint als ausschnitte eines ganzen.

das "always" macht uns angst, und manchmal wird uns genau das bewußt und wir verfluchen die erkenntnis, die klarheit, und uns natürlich, in allen konstellationen. i fell for you, "29 years before i met you", sage ich dir dann über einen kitschigen blogtext oder eine karte oder eine andeutung, also über eine beiläufigkeit, die diesem stream und der enttäuschung und dem verständnis gerecht werden soll, dafür aber nie ausreichend ist. dann wechseln wir das thema.

woran wir kapitulieren: an der unangemessenheit unserer gefühle, vermutlich.

simon says

wir schreiben geschichten, nur nicht auf. (geschenkt: daß der autor nur medium ist, /durch/ das die dinge artikuliert werden - geschenkt deswegen, weil es viel zu nah an schicksalsgesteuertem esoquatsch der sorte "die welt spricht durch mich" oder "ich geh' mal eben thomas bernhard channeln" vorbeischrammt.) sondern vielmehr: die geschichten und konstellationen, das /drama/ und die emotionalität, der puls - das passiert ja alles ganz automatisch, und man nimmt es wahr, meinetwegen auch nur unterbewußt, aber -- dieses geflecht an handlung, das uns verbindet und verknotet, so daß wir eigentlich banden und gangs gründen müßten und vor bewußtsein und überforderung eigentlich wie gelähmt und vor /fülle/ eigentlich aus dem staunen nicht mehr herauskommen sollten, dieses geflecht an handlung also, exakt das ist die geschichte, und nicht der text darüber, das script dazu oder das buch zum kopfkino.

krib

was wir in erwägung ziehen sollen: ein mashup aus lee hazlewood und gisbert zu knyphausen. ~~

in meinen textchen ginge es nur um so liebeskram, hörte ich neulich, und ich war in diesem moment nicht schlagfertig genug, um mit der mir liebsten und vermutlich von woody allen stammenden (oder wenigstens dort aufgeschnappten) theorie zu entgegnen, daß liebe und/oder tod schließlich der anlaß und antrieb von /allem/ auf der welt sind und ich mich mit dem tod doch schon lang genug auseinandergesetzt habe, dann ist doch jetzt nach außen wenigstens auch mal der liebeskram dran, egal wie ernst und akut und kitschig und profan und verkopft und ironisch dann im jeweiligen fall eben auch immer. (außerdem, daß ich konjunktive anstrengend finde.) ~~

auf dem heimweg, der nicht nach hause führte, fiel uns zum ersten mal auf, wie ähnlich wir tickten, was bäume und rhythmus angeht. (..) ~~

sonntagrhythmus

("es sind nur 120 stufen", sage ich zu dir, und nach der vierzigsten kommt es mir vor, als wären es schon 100, oder noch 200, und nach 600 schritten sind wir dann angekommen und erinnern uns wieder ans atmen, wir drei, die unangenehme stille und du und ich. wir sind uns nicht mehr ganz sicher, wie lang wir uns eigentlich schon kennen, in situationen wie dieser, haben uns aber irgendwann gemeinsam darauf geeignigt, daß es uns egal sein sollte und nichts ändert. die vollidioten können uns schon längst nichts mehr anhaben und die guten mittlerweile auch nicht mehr, wir haben die sprunghaftigkeit abgelegt und sind ratlos resonant, so fanden wir uns immer am besten. für sex sind wir zu betrunken und für schlaf zu müde. "vielleicht ist ja auch gar nicht die empfindlichkeit, sondern nur die aufmerksamkeit erhöht?" vermutest du laut, aber ich habe vergessen, worauf das eine antwort sein sollte. (..))

entente (rot)

"sie ist die erste seit langem, auf die ich mal wieder neugierig bin," sagt er, und ich denke nach über die letzte, auf die ich neugierig war, und mir fällt auf, daß mit der fähigkeit, menschen und situationen und konstellationen zu durchschauen, offenbar ein nachlassen der neugierde einhergeht (der volksmund brüllt aus dem off "schlau fickt schlecht!", aber der volksmund hat mundgeruch) -- also, erkenntnis des jahrhunderts, daß verstehen vielleicht doch kein allheilmittel ist. maybe deswegen der drang zum schnaps, in situationen. fuck, schon wieder was verstanden.

ver: -missen & -messen, 2012 edition

den silvesterkleinkram heute im späti besorgt, bei rewe lag schon jahresendzeitstimmung in der luft: eine der besten entscheidungen des tages. 2 cent geschenkt bekommen von dem typ mit dem stoppelbart, damit ich meinen schein nicht "anbrechen" muß, er hat wirklich "anbrechen" gesagt, mich dabei aber nicht angesehen, das war mir recht. wie es mir überhaupt sehr recht war im jahr zwanzigzwölf (vorsatz für 2013, die erste: nicht mehr mit menschen reden, die "in 2012" für gutes deutsch halten), nicht von menschen angesehen zu werden, statt dessen aber menschen anzusehen, zu interpretieren, einzuordnen, zu verstehen. [das eigentlich tragische, an das man sich zwar gewöhnen kann, aber es nicht mögen muß, das eigentlich tragische - oder besser anstrengende - also war ja dann auch in diesem jahr, wieder mal, das nicht abschaltbare verstehen von konstellationen. das verkopfte hierarchisieren von zuständen, von beziehungen, von situationen, von emotionen - alles außer mir war ganz offensichtlich, und ganz offensichtlich langweilig. aber reflexion ist hitler, war sie immer schon. neu seit diesem jahr: ironie auch ein bißchen.]

("and in that moment, i swear we were infinite.")

im vergleich zu zwanzigelf war zwanzigzwölf nur noch in einer kurzen junijuliaugust-episode s/w, nach systemrausprügelung aber entgegen aller erwartungen nicht angenehm graufstufig sondern widerwärtig quietschbunt. nach sieben jahren endlich mal aus- respektive um-gezogen, wenn sich die dinge im kopf schon nicht von selbst ändern, dann vielleicht mit externer motivation. weg aus der kiezlosen wohnung, über deren "keine werbung und gratiszeitungen einwerfen"-aufkleber am briefkasten ich jahrelang nachgedacht habe (also: darüber, ob es nicht eher "oder" statt "und" heißen sollte), hinein ins noch steriler als hotelzimmer riechende holodeck drei blöcke weiter. vorsatz für 2013, die zweite: upgrade von hiersein auf wohnen. zwanzigzwölf war ein bißchen kleinkarierte veränderung - mehr tattoos, weniger haare, mehr verknallen, weniger verlieben, mehr parolen, weniger zitate. zwanzigdreizehn wird größerkariert, mehr vom mehr und weniger vom weniger. vielleicht funktioniert das mit dem ansehenlassen dann irgendwann auch wieder.

("und jetzt schau' nicht so gequält, das sieht scheiße aus.")

es ist ja nur ein spiel; punktesammeln, strategien entwickeln, taktiken lernen durch selbstbeobachtung - das system verstehen. überhaupt wie so oft beim lernen: ein spiel im umgang. belohnungen und bestrafungen (aber keine echten konsequenzen), selbstbetrug und walkthru-cheats, abstürze und ladezeiten und mißtrauen gegenüber der mechanik, der selbstkonstruierten. komplexe systeme lassen sich anfangs viel zu einfach auf axiome, regeln und algorithmen abbilden. weil es so einfacher /wird/. weil es die ganze dämliche komplexität abbildet auf ein nachvollziehbares, auf ein durchspielbares /game/, auf start und ziel, auf endgegner und tabellen. bei dem man während des erstkontakts noch herumtappst wie ein bekifftes baby, man dann beginnt, die regeln zu befolgen, die regeln zu lernen, damit umzugehen, schemata zu entdecken, die regeln nicht mehr als regeln zu verstehen sondern als system, man flüssig wird und die ursprünglichen ziele erreicht als kollateralbenefit. der punkt, mit dem nie gerechnet wurde, der nicht wahrgehabt werden will, ist aber der: kurz vor der virtuosität entdeckt man den haken. man /durchschaut/ das system, an diesem punkt zwischen mitdenkenmüssen und können, dieser zustand kurz bevor eine taktik ins blut übergeht und man virtuos wird: schmerz, der so plötzlich und so heftig nachläßt, daß man klingt wie bei mehreren gleichzeitigen orgasmen. diese momente bastelt man sich zu hymnen zurecht, man taggt sich einen kampfnamen bei facebook und fühlt sich unzerstörbar und radikal. beim rasieren nimmt man die obertöne wahr und beim lächeln verzieht man keinen mundwinkel mehr.

("you know i dreamed about you for 29 years before i saw you.")

kauft man sich eine festplatte, so erwirbt man ja nur nebenbei die magnetscheibchen oder drumrumelektrik, sondern vor allem eben doch das /versprechen/, die möglichkeit, etwas (..) aufbewahren zu können. wie überhaupt alles, was man tut und möchte, sehnsucht und möglichkeitsversprechen ist. love & death of herz-/kopf-scheiße.

("die welt hat geburtstag und wir zünden sie an.")

tl;dr:
2012 war völlig egal. 2013 wird noch schlimmer.
mittelfinger runter & lang lebe das oxford-comma.

musik 2012 // (15+10)

(nach ungefährer tollheit absteigend sortiert, jeweils.)

~ live

the walkmen, roter salon (11.06.)
swans, berghain (03.08.)
casper, columbiahalle (16.03.)
amanda palmer, platoon (12.06.)
death in june, sophienclub (06.07.)
godspeed you! black emperor, so36 (08.11.)
camera, kater holzig (09.08.)
seven that spells & jastreb, white trash (21.09.)
dead skeletons, kater holzig (20.09.)
listener, cassiopeia (07.08.)
die nerven, monarch (13.12.)
purity ring, berghain kantine (08.06.)
sun worship, west germany (26.05.)
tu fawning, hebbel am ufer (05.05.)
charli xcx, festsaal kreuzberg (07.03.)

~ alben

the walkmen - heaven
godspeed you black emperor - 'allelujah! don't bend! ascend!
camera - camera
two gallants - the bloom and the blight
naked lunch - all is fever (vö 2013, i know, whatever)
little gang - half of everything
locrian & mamiffer - bless them that curse you
silent servant - negative fascination
my heart belongs to cecilia winter - midnight midnight
swans - the seer

hier ist wo wir leuchten

ich erinnere mich an an den abend mit diesem halben absturz, an dem es schon viel zu spät war. mit der wackligen laune am anfang und der selbstverordneten spontaneität im mittelteil. mit der plötzlichen emoscheiße und dem splitternden glas und dem plötzlichen füreinanderwichtigsein, - nicht kitschig füreinander, sondern der jeweils andere zum zweck des einen, zur anwesenheit, zur vervollständigung. mit dem plötzlichen einanderbenötigen, mit dem affektknutschen und dem /stillsein/ und dem ungelenken umgang damit, mit dem weißwein und den eigenartig verständnisbeherrschenden blicken. ich erinnere mich an die wortlosigkeit, die so angebracht war, und den nieselregen und das geburtstagsgeschenk und an facebook-"withs". an taxi, tor, treppe. an den sound des vormittags und an das aufwachen am nachmittag erinnere ich mich. an die farbe des shirts, an die katzen, und an jede einzelne berührung. alles andere war unwichtig und wurde vergessen, aus gerechtigkeit.

von ahnungsforschung

"einmal her und zurück, bitte". die entfernung zwischen uns ist meistens nur ein paar millimeter weit, je nachdem wie breit das chatfenster gerade ist oder wie tief wir gerade in uns versunken sind (each other -vs- ourselves: pick one) und wie spät und wie selbstlos. wenn sie doch nur so wäre, wie sie glaubt zu sein, denke ich und vergleiche dabei mein eigenes innen mit dem außen.

"naja, zum einschlafen, blaues licht, das pulsiert so" sagt sie, und ich antworte "ah, ja" und denke egoistische assoziationen über schlafen und atmen und rhythmus. an ihrem augenwinkel hängt eine wimper, und weil ich alles außer meta verlernt habe, lächle ich und sage nichts dazu, als ich mich nicht traue sie zu berühren. und sie auch nicht. wenn wir ruhig sind, aber das sind wir selten, denn wir haben die köpfe permanent voller text und lärm und bedeutung, -- wenn wir aber/also ruhig sind, dann können wir uns hören sehen, wie wir die köpfe mit text und lärm und bedeutung füllen, manisch, als würde uns die stille angst machen. in diesen momenten sind wir verliebt, aber das verrate ich ihr nicht.

es sind einzelne blicke oder momente oder einbildungen, an die ich denke und die mich weitermachen lassen. je unspezifischer, desto ärger (also: je unabsichtlicher, desto ehrlicher). "ich kann nicht aus meiner haut" schreibe ich, und "this won't change", weiß aber natürlich, dass das gelogen ist, wenn ich meinen oberarm betrachte. aber das verrate ich mir nicht. sie schläft dann meistens schon, und am nächsten morgen geht alles von vorn los.

(xkcd/433)

love will tear us apart, vermutlich

und irgendwie war es dann doch vergleichbar. wie einerseits im berghain letzte woche michael gira wieder als (chef der) swans auf der bühne steht und ein donnern erzeugt, überall, akustisch und im hirn aller beteiligten, wie er die intensität als botschaft hat, eine wichtigkeit, ein anliegen, das zwar völlig unkonkret ist in seiner semantik, aber durch so eine AUFDIEFRESSE-syntax umhaut, dass man staunend und bewegungslos dasteht, kurz bevor man in trance - also in gedanken - de 20minuten-kloppern die koppführung überlässt. wie er fast ausschließlich meta ankommt, seine band als instrumente seines kopfs und seiner absicht begreift, und zweieinhalb stunden alle anwesenden so total und absolut abschaltet und abschottet und vollpumpt mit energie und lautstärke und bedeutung und argem.

und wie andererseits dann listener im cassiopeia das gleiche auf einer vollständig anderen ebene, nämlich ausschließlich dieser semantischen, hinbekommen: mit text und mimik und content, auf eine brutal autistisch-anmutende und vor allem manische art: mit brüllen und lächeln, mit freundlicher intensität, mit songs über survival und holes in our hearts, überhaupt natürlich über hearts und glaciers und relatives & relationships. mit andeutungen und mit subtext, mit offenheit und krassheit - und dann also eben auch mit argem, mit vielem, mit heftigem.

weil es eben exakt darum geht in dieser ganzen dramascheiße in den köpfen und in der stadt und in diesem alter zwischen 15 und 90 und in diesen momenten und in diesem uns, auch wenn wir uns weigern, ein uns anzuerkennen und unsere köpfe und unsere herzen und unsere momente: es geht um intensität und drama. we only ever fall in love with those that inspire us, von innen und außen. schnaps und klingelstreiche als hymnen.

(aber es wird noch eine weile und ein paar konzerte dauern, bis wir das so richtig verstanden haben. macht nichts.)

straight, manchmal auch edge

es sind immer freitage. it's the losers who win, und das macht mich doppelt glücklich, aber it's the losers who win, und das macht mich doppelt aggressiv. die herzscheiße steigt zu kopf, samstag kommt sie oben raus oder wird runtergeschluckt, so oder so wird sonntag der kater gepflegt und noch darauf angestoßen, und wenn irgendwer mal nach einer knackigen definition für "tragik" gesucht hat, dann bittesehr, gerne. hat ja doch alles mit potential und differenz zu tun. i won't try to fix you though, denn all die knalls, die wir so haben, sind schließlich das, was aufweckt, also am leben hält trotz anti allem. beating like a hammer. leider unbesieglich. die vollidioten könnten uns nichts mehr anhaben. aber auf freitage verzichten wollen wir ja eben auch nicht.

in diesem sinne: weitermachen.