"weil ja alle von den gleichen bands das gleiche gelernt haben darüber, wie wir auszusehen haben, zu reden, zu denken, zu fühlen, die art zu gehen (..)"
(stages/pages)
man hat immer eine entschuldigung, für und vor sich selbst. meistens hat man auch keine zeit, also eine gute erklärung. man hat grauheit und affinität zu empathie, man hat aber auch ein faible für kitschige wannabe-fremdwörter. man hat sehnsucht, doll. man hat keine ahnung wonach. aber die braucht man auch nicht. man hat ahnungen, aber keine ahnung. man hat kopf und bauch und auf einmal sogar wieder freunde, oder zumindest sowas, das sich dem annähert, was man sich so als "freunde" zurechtdefiniert hat.
man hat hunger, nachts, und man hat zweifel. vor allem zweifel. an details, an affekten und minihandlungen, an handlungs-widgets. an taktiken. aber man hat keine angst mehr, ein bißchen respekt vielleicht manchmal vor allem (nicht: jedem!), aber man hat übung. man hat keine sorgen, das hat man so beschlossen. man hat so ein bauchgefühl, daß man ohne bauchgefühl diesmal noch gar nicht so viel falsch gemacht hat. und man hat ja, im zweifel, auch immer musik.
schnitzeljagd
1) fünftes wort im "about"-text der page mit den 2 likes und admins (+) abkürzung für natriumpersulfat (+) streiche die ersten vier buchstaben
2) tennis: nicht einzel (+) voll berühmtes satzzeichen
3) zweites wort des besten tracks auf der neuen peterlicht
4) erstes wort des besten tracks auf der neuen peterlicht
5) super weblog, startseite, das wort vor "fabelhaft"
6) anderes super weblog, startseite, wort nach "göttingen", letzten buchstaben weglassen (+) die ersten drei buchstaben der mini-konzertreihe, die ich im kkk mitveranstaltet hatte
7) lieblingsspeise von pac-man (singular)
8) robinsons taschenhersteller- & wochenzeitungs-kumpel
9) skype-log, 16.11.2011 um 11:18 uhr, einzelnes wort zwischen zwei bildern
10) samstag
11) satzzeichen am ende des ersten nennenswerten absatzes des von mir vor einiger zeit auch schon korrekturgelesenen pressinfotexts jener platte, die ich zufällig nun wieder für die nächste vice-ausgabe kurzrezensieren soll
pantomem
musik 2010 // (3×10)
(nach ungefährer tollheit absteigend sortiert, jeweils.)
~ live
arcade fire, tempodrom (31.08.)
the national, astra (09.05.)
mono, hebbel am ufer (03.04.)
hundreds, michelberger hotel (26.06.)
strange forces, café hagestolz (25.09.)
reliq, raum20 (27.11.)
white hills, white trash (17.03.)
agent side grinder, lovelite (04.05.)
anbb, berghain (17.09.)
my heart belongs to cecilia winter, schwuz (08.09.)
(knapp nicht mehr, aber auch super: these new puritans (06.12., hebbel am ufer), swans (13.12., volksbühne), sixth june (13.08., luzia).)
~ alben
haus arafna - you
thee silver mt. zion memorial orchestra - kollaps tradixionales
arcade fire - the suburbs
fotos - porzellan
hundreds - hundreds
codes in the clouds - paper canyon
the national - high violet
mike patton - mondo cane
mgmt - congratulations
my heart belongs to cecilia winter - our love will cut through everything
(knapp nicht mehr, aber auch super: ceremony - rocket fire, the walkmen - lisbon, whirl - distressor, future islands - in evening air, salem - king night, nosaj thing - drift, sven weisemann - xine, autechre - oversteps.)
~ songs
ceremony - regret
small black - kings of animals
ulterior - sex war sex cars sex
haus arafna - judas kiss
king dude - my beloved ghost
death in june - peaceful snow
glasser - apply
gemeine gesteine - war party
matthew dear - slowdance
fleischdolls - grenze
(knapp nicht mehr, aber auch super: élite gymnastics - we fly high, the national - conversation 16, martin vogel - tough, turbostaat - fünfwürstchengriff, the whigs - kill me carolyne.)
~ nachtrag
in der anderen großen stadt nach dem konzert im mai durchgemacht habend und frühmorgens in die eigene zurückfliegend also, dieser zustand, wenn man sich glücklich einerseits und erschöpft andererseits und kitschig dritterseits vorkommt, letzteres weil man /natürlich/ weiß, daß man hier gerade eine szene nachspielt, daß man einen auf easyjetset in der umgekehrten und indie-variante nachspielt, daß man sich gewissermaßen /einer geste bemächtigt/. ist das jetzt gut?, ist das jetzt schlecht?, kann man ja mal drüber nachdenken an so einem sonntagvormittag, wenn man im airport-expreß genannten bummelzug hockt. überhaupt darf man ja durchaus oft mal über das gefüge nachdenken und über konstellationen, wenn man dauernd davon im blog erzählt.
alexanderplatz plötzlich dann, restheimweg zu fuß, noch schnell ein bißchen obst mitnehmen, smalltalk mit dem obstverkäufer, ob ich auf dem weg nach weg oder her wäre, aha, also her, und wo ich denn war, im urlaub etwa, ja, so ähnlich, in london, sagt man dann, und der obstverkäufer bekommt leuchtende augen und hält ganz kurz inne und sagt "wow!". das ist dann nämlich der zustand, wenn man sich glücklich einerseits und erschöpft andererseits und ertappt dritterseits fühlt, weil einem noch vor einer sekunde ja gar nicht bewußt war, wie scheißegut man es hat und wie ehrlich dieser kerl da gerade mit einem umgeht und wie geil das wäre, wenn alle menschen einfach cool zueinander wären, nicht hippiecool sondern entspannt und mit diesem lässigen respekt im umgang miteinander, wie es der obstverkäufer da gerade mit mir gezeigt hat, bevor er mir sagte, daß er das irgendwann auch gern mal können wolle, eben so nach london fliegen, und er wünscht mir jetzt alles gute und vor allem auch eine gute nacht.
und wie dieses gefühl auf den letzten paar metern von dort nach hause: ungefähr so war dieses 2010 dann ja auch insgesamt. scheißegut und unterschätzt.
meiner spielt gameboy
nach der ersten stunde beginnen einzelne eltern, die augen zu verdrehen. meist sind es die, mit denen man schon bei der einschulung instinktiv zusammen gestanden hat, und - wie sich später herausstellte - mit deren kindern die eigenen instinktiv befreundet sind. es ist ein rätselhaftes phänomen, das einem auch auf partys, in reisegruppen oder bei anderen gemischten veranstaltungen immer wieder begegnet: ein leiser seufzer, ein viel sagender blick, alles klar. es hat nach 20 jahren nichts mehr mit mode und nur noch selten mit dialekten zu tun: wir fallen einander auf, weil wir nicht weiter auffallen, was den anderen vermutlich nicht mal auffällt, weil sie damit beschäftigt sind aufzufallen.
(-- "schnauze wessi!: showdown beim elternabend", holger witzel)
abzug
you know, it actually /does/ make an unterschied, ob du in deinem onlinedatingprofil bei den "sechs dingen, ohne die ich nicht leben könnte" die formulierung "meinen ipod" oder "musik" verwendest.
(und wenn du fragen mußt, welchen, schreib' besser "meinen ipod".)
querfeld/einlauf
jetzt dann draußen also wieder: diese spätsommerherbstluft während der dämmerungen, wenn man bejackt vor konzerthallen herumsteht und auf freunde wartet und dabei die welt in ihrer schwerfälligkeit bewundert. und diese spätsommerherbstluft riecht ja ungefähr wie nach-dem-regen-luft, nur weniger kitschig: ein bißchen glühend und ein bißchen funkelnd, aber nicht einlullend und vor allem nicht /aufgeladen/, sondern eher selbstverständlich, auf augenhöhe, als hätte sie die gleichen gebrechen und ideale und haken und hoffnungen im hinterkopf sitzen, so eine luft denn einen hinterkopf hätte. die einzige zeit, in der man zum nachdenken kommt - auf heimwegen und im regen und beim warten, zwischen den jahreszeiten: über angemessenheit, über doppelpunkte und rhythmus, über bedeutungen und zumessungen, über rollenverhalten und scheitern und über satzbau. also: über die musik, die man so wegen sich herumträgt, in kopfbauchherz.
mehr feuer
in einem pressewaschzettel auf einer einzigen seite brian eno, cocteau twins, my bloody valentine, slowdive, this mortal coil, spacemen 3, swans, harmonia, la düsseldorf, alan vega, phil spector, nick drake, scott walker und die einstürzenden neubauten als referenzen und einflüsse zu erwähnen, ist das eine. daß man sich das als deutsche turnschuhabiturientenkapelle namens "fotos" traut, also, das ding von stephan glietsch schreiben zu lassen, ist das andere. das dritte und auf eine größenwahnsinnig-charmante art beeindruckendste ist dann aber, daß die platte sogar richtig gut geworden ist. denn platten, bei denen einen stellenweise ungefragt the jesus and mary chain anbrüllen, sind nunmal meistens gut, presseinfo hin oder her.
hymnen
am morgen danach wird auf facebook kreuz und quer alles ge-liket, was irgendwie mit dem gestrigen arcade-fire-konzert zu tun hat, denn jeder, der dort war, ist lächelnd nach hause gelaufen und lächelnd eingeschlafen und lächelnd aufgewacht. und empathie verpassen will niemand, am morgen danach. wie wohl das gefühl sein mag, eine band zu sein, die für lächeln sorgt, jeden abend, eine band zu sein, die dafür sorgt, daß menschen in hallen glücklich sind, eine band, der man es abnimmt, echt zu sein (geblieben zu sein, sein zu wollen, whatever), trotz der ganzen auch auf facebook immer wieder erwähnten "stadionrock"-sache, -- ob die band wohl weiß, daß ein paar tausend leute in sie verknallt waren am gestrigen abend, spätestens gegen ende während neighborhood #3 (power out) & rebellion (lies), als man freudentränen im gesicht hatte, aber eigentlich natürlich während der gesamten 90 minuten, ob die band wohl weiß, daß dieses positive so sehr abfärbt und für die meisten im publikum immer noch ungewohnt ist und ab morgen wieder sein wird, daß dieses positive vielleicht deswegen so schockierend nah ging, allen, -- wie die band mit dieser verantwortung umgeht, mit diesem nachklang, den sie hinterlassen, mit diesem unbesigbarkeitsgefühl, mit der relevanz, die sie geworden sind.
das würde ich sie gern irgendwann mal fragen.
duisburg und all sowas
ob architektur, kunst, kultur oder alltag – ein ausstieg aus dem pornographischen, nach immer mehr steigerung und eskalation fordernden system des spektakels tut not. das große event, das den einzelnen in die passivität zwingt, zum vieh macht, das den dialog und das wahre austauschen unmöglich macht und nur das besoffene (in jedem sinne des wortes) kybernetische aufgehen in der masse, im sportpalast-mob der neuzeit, ermöglicht, in dem es nur noch um konsumieren und ausscheiden zu gehen scheint, um eine tröstende form von anonymität in den schlangen vor bierwagen und chemotoiletten, um diese seltsame vereinzeltheit in der masse. vielleicht sollten wir wieder lernen, dass fußball auch mit 10 leuten ansehbar ist, dass kleine konzerte schöner klingen als sportstadien-gigs, dass weniger mehr ist.
fümpf
der eher akademische diskurs rund um social software wurde von niemandem gelesen und in der folge vom eher technokratischen diskurs web 2.0 abgelöst, dieser wiederum wurde von niemandem verstanden und in der folge von social media abgelöst, der aber eigentlich nur angewandte pr ist. was fehlt ist eine theorie, die konsequent den wirklichen wert für den user (entlang des gesamten spektrums individuum – gruppe – gesellschaft – system) in den mittelpunkt stellt.
(-- markus spath: "the death of theory", 5 jahre live.hackr)
lesenswert, von oben bis unten, ..
(und gerade über die sache mit der granularität und atomisierung was zu schreiben liegt mir schon eine ganze weile quer im hinterkopf -- zwar mehr in bezug auf granularität von kulturgütern und rechtskram bzw sich stellenden fragen beim filesharing oder vielmehr bei dem, was da in wirklichkeit passiert, wenn man teil eines "schwarms", einer "cloud" oder eines p2p-chens ist, also über den übergang von bit über artefakt zu "item" im weitesten sinn und wo da die grenzen gezogen werden könnten, sollten, müßten, und, ach, .. bald, vielleicht.)
.. überhaupt das ganze zukunftsding, dieses gefühl beim lesen von hackr.de, wo man auf die nüchternstmögliche text-art there is das funkeln in den augen spürt angesichts der beschäftigung mit fortschritt, -- das begeistert mich. seit rund fünf jahren, übrigens. nurmalso.
wartende maschinen
wartende maschinen. zur ästhetik des hinterhalts -- in berlin derzeit zu sehen im rahmen der sonst leider eher nicht so umwerfenden shannon-ausstellung im mfk. (bonusfeature für blogleser: die "maschine, die auf einen zeitpunkt wartet", hat diesen, übrigens, im letzten jahr -schon- erreicht.)
das ausstellungs-mißfallen, übrigens, kann ich natürlich sehr wohl begründen, wenn auch nur subjektiv halbherzig: der raum ist zu klein, die info-screens nerven, shannon wird reduziert auf eine art "q" bzw. spielzeughersteller, zum riesigen thema informationstheorie und übertragungstechnik gibt es gerade mal ein exponat, .. all sowas, was einen dann eben unbefriedigt nach hause gehen läßt, mit einer handvoll stichwörter in der notizzettel-app des telefons zwar, über themen, die man "daheim mal genauer recherchieren" will, aber auch dem blöden gefühl, daß man das anhand des ausstellungs-flyers auch von vornherein zu hause oder in einer wlan-strandbar hätte machen können.
(shannon wiederum hätte die sache mit der entropie in diesem absatz bestimmt lustig gefunden. aber, ach.)