sammelalbum

zum ersten mal habe ich reiseliteratur dabei: ein schlecht gebundenes englischsprachiges paperback mit "bestseller"-aufkleber auf dem geprägten cover und hoher schriftgröße auf recyclingpapier im inneren. ein buch, das gemessen an der substanz zu lang, gemessen an der flugdauer zu kurz ist: man zwingt sich zur langsamkeit, damit beim rückflug noch etwas übrig ist von dem ablenkungspotential, das schund nunmal mit sich bringt, und das einem - gemeinsam mit den ohrstöpseln namens "psst!" - hilft, nicht am geschwätz der anderen zu verzweifeln. mein erstes mal jedenfalls mit einem typ buch in der öffentlichkeit, mit dem umzugehen ich nie gelernt habe -- es fehlen die taktiken des vertuschens, die subtilität fehlt, und egal, was ich mache, ich komme mir nur noch verkrampfter vor (und bin es dadurch vermutlich auch), je lässiger ich das lesezeichen setze, je umgedrehter ich es hinlege beim aufs-klo-gehen, je leiser ich raschle beim blättern und je angespannter ich nicht lächle selbst bei den durchaus rundformulierten stellen. und, natürlich auch: wem habe ich etwas zu beweisen?, der sitznachbar ist nur smalltalk-komparse und die flugbegleiterinnen nur aufgrund ihrer uniformen heiß, for all they know könnte ich irgendein depp sein, der sowas jeden tag liest und die meisten derer, die es sehen, werden es noch nicht mal für belangvoll halten oder so viel gedanken daran verschwenden wie ich, und natürlich weiß ich das in jedem moment auch alles und ich denke über das sollenverhalten nach (als ich mir den begriff "sollenverhalten" ausgedacht hatte, übrigens, mußte ich wieder eine seite zurückblättern, weil ich kognitiv woanders war anstatt beim lesen, woraufhin ich dann beim zweiten lesen der seite darüber nachdachte, ob der bestsellerschund vielleicht doch nicht so banal ist wie ich dachte, denn sonst hätte ich den text ja auch un(ter)bewußt aufgenommen, und dann las ich alles ein drittes mal) und komme aber natürlich zu keinem schluß. ~~

am "plaza" vor der euston station (denn alles heißt offenbar "plaza", wo heutzutage coffeeshops und sandwichbuden und ökoveganbiosnackhändler um ein paar sitzbänke herumstehen) sitze ich apfelessend und kaffeetrinkend und versuche zu verstehen, wieso mir diese dezente art von gutmenschentum, die man hier mittlerweile überall vorfindet, so auf die eier geht, also diese womöglich sogar ehrliche version von korrektheit und freundlichkeit und biogesund und kaffee nur aus glücklichen bohnen und anstatt "einen schönen tag!" bekommt man "und noch eine tolle woche!" gewünscht. am meisten angst würde mir dann wohl auch genau das machen, also: wenn ich mir sicher wäre, daß das kein marketing ist, daß das nicht einer der punkte im zweijährigen "trainee-camp" ist, daß das nicht "modul: kundenansprache" heißt. oder daß die bedienung bei pret, die mir gerade ein sandwich verkauft hat, vielleicht wirklich mit mir geflirtet hat. im gegenteil: daß ich es durchschaue, zu durchschauen glaube, beruhigt mich. und das ist ziemlich genau so überheblich gemeint, wie es klingt, nämlich ungefähr mittel. ~~

in der u-bahn dann später das bibellesende mädchen. so wie es andere nicht-nur-mädchen mit der modestrecke von neon oder intouch machen. und in diesem moment war mein staunen noch nicht einmal wertend gemeint, sondern nur aus der seltenheit so eines anblicks heraus (grundlagen der informationstheorie: ereignisse und ihre entropie, bitte selbst wikipedia bemühen). abzüge dafür natürlich, daß es "die bibel" war, für den exotenstatus aber bonuspunkte. macht in der summe dann ein herzliches "egal", aber erwähnen wollte ich's aus irgendeinem grund ja doch. ~~

was übrigens auch schwer nervt: menschen, die wikipedia mit "wiki" abkürzen. (gleich hinter denen, die "steigern" und "teilen" verwenden; alles zusammen aber sehr weit hinter den "realisierern" und "am ende des tages"-feststellern.) ~~

ach, ich weiß, also, ahne, wieder: frage mich permanent, wo dieses gefühl der urbanität eigentlich herkommt, dieses gegenwärtige und greifbare, in einer stadt wie jetzt meinetwegen london, aber vermutlich auch anderswo, das es aber eben in berlin fuckingnochmal einfach nicht gibt. ichliebeberlinaber: das weltstädtische ist nur nachgespielt, ist eine geste, ist eine imitation. berlin ist geil und groß und kaputt und toll und all sowas, aber dieses gefühl, daß es moloch und großmut gleichzeitig darstellt, daß es atmet und einen charakter hat, -- das kenne ich nur aus anderen großstädten, weltstädten. und jedes mal, wenn ich dieses gefühl in beispielsweise london spüre und versuche zu greifen und in worte zu fassen, komme ich immer nur so weit: daß berlin in der hinsicht einfach ein bißchen unreifer ist. (weitergedacht würde das natürlich erklären, warum ich mich dort - also in berlin - so wohlfühle, nämlich weil die stadt "das zeug zu" etwas hat, das potential, die chance auf. wasted german youth: in berlin ironiefreier slogan, in echten weltstädten aufgesetzter zitatquatsch. berlin hat die möglichkeit zur weltstadt, berlin ist in der pubertät oder kurz danach und eiert halt so rum. und solang es möglichkeit bleibt, hat es auch diesen zauber von allem, was raum läßt, was unfertig ist, was auf einem weg ist. und diesen zauber, dieses gelegentlich regelrecht mystische, hat london dann beispielsweise wieder nicht, die stadt macht ja eher angst aufgrund ihrer welt-zugewandtheit vor allem (in kombination mit so einer subtilen unentspanntheit auch, erwachsensein eben und das auch zeigen wollen, wie man das als weltstadt halt macht), und diesen zauber jedenfalls verlöre wahrscheinlich auch berlin, wäre es "fertige" weltstadt, und "fertig" nicht im sinne derer, die montags aus der bar25 nach hause torkeln. worauf ich, glaube ich, hinauswill: das ist schon okay so, alles. mit allen haken. geflirtet wird mit london, gefickt mit berlin.) ~~

the national, astra, 20100509

mir fallen genau drei situationen ein, bei denen mir -reproduzierbar- immer die tränen kommen. weder vor positivklischee noch aus schmerzen, sondern weil mich olle weichei-tante da irgendwas an den emo-eiern packt und durchschüttelt ("mein herz blutig massiert", meinetwegen), so daß ich nicht mehr recht weiß wie mir geschieht und später versuche, das möglichst frei von mädchengrunzwörtern ("hach!" und synonyme) im blog auszuformulieren, denn in meinem biblischen alter kommt es selten genug vor, daß mich eine sache an den emo-eiern packt und bewegt. alle drei situationen haben, gottseidank, mit musik zu tun.

die erste situation ist, wenn ich auf "who put the 'm' in manchester?" am anfang "subway train / everyday is like sunday" sehe, wo sich während des songs ein fan nach vorn durchkämpft, um morrissey zu berühren, von der security abgehalten wird und schon fast aufgeben muß, morrissey dann aber an den bühnenrand kommt und ihm doch noch kurz die hand gibt. eine der herzzerreißendsten, schönsten, beeindruckendsten szenen aller zeiten, voller demut (morrissey, dem publikum bzw dem fan gegenüber) und stil und unaufgeregtheit und unerwartbarkeit und dadurch eben doch wieder seele. man flennt beim ansehen, weil man sich für diesen kerl aus dem publikum freut, weil man plötzlich sein bester kumpel geworden ist, weil man allen beteiligten geradezu ansieht, wie wichtig dieser moment für sie war, auch wenn's nur ein popkonzert ist, logisch, aber irgendwie baut man sich (heißt: ich mir) den enthusiasmus in seinem, meinem, einem leben halt doch aus erwartungshaltung und kontext zusammen, und in diesem moment waren die inszenierung und das resultat eben die vollkommenen hundert prozent. wun-der-fuck-ing-schön.

die zweite situation ist die beim gucken der arcade-fire-dvd "miroir noir". eigentlich permanent, aber doch vor allem beim finale, bei den letzten rund 20 minuten, wenn mir plötzlich (und immer wieder) bewußt wird, daß ich an die band glaube. wenn mich das immer wieder umhaut, diese spielfreude zu sehen, diese ekstase und euphorie und den ganzen kindergarten auf der bühne, die bandmitglieder, die sich in ihrer musik verlieren und mit solch einer selbstverständlichkeit hysterisch werden, daß ich natürlich zuerstmal verwirrt bin, aber dann eben doch lachen muß, und da sind's dann doch eher freudentränen wie beim wiedersehen verschollener bekannter, also wenn mir bewußt wird, daß ich diese band vermißt habe. 29 years oder eher noch länger.

die dritte situation ist, wenn ich the national live erlebe. je-des mal.

bild: (cc) realname @ flickr.com

(mehr bilder: hierdort, u.a.)

dear tooth fairy: fuck you.

vielleicht muß man ja doch viel mehr im leben als notwehr betrachten bzw angehen. als grund und zweck gewissermaßen.

der zotteltyp, der nachts um halb zwei auf der warschauer brücke radioheads "creep" singt; die kaufhof-kassiererin, die in ihrer pause beim "wiener feinbäcker" ihren nikotinbedarf von drei wochen in drei minuten nachholt; oder das pärchen, das vermutlich nicht wahrhaben will (oder kann), daß es sich gerade öffentlich streitet und alle außer ihnen beiden die tragik darin sehen. und man selbst zwischendrin, lächelnd, manchmal aus galgenhumor heraus und manchmal aus distinktion, oft aus spaß oder ironie, manchmal aus zynismus, selten aus schutz. -- das alles versteht man plötzlich, wenn man sich hoffnung zur szene dazudenkt, gegen die in allen öffentlichen wie privaten räumen immer herumstehende bitterkeit meinetwegen. notwehr als parole, als stumme und zurückhaltende, als gedachte, als aufbegehren meinetwegen, als unabsichtliches manchmal sogar, gegen die welt, die schnupfen hat.

"restart to complete the installation".

ich bin deine mudda, luke.

männerfernsehen sei eigentlich ganz einfach, erzählt sie jetzt gerne: hauptsache, es explodiert irgendwo was oder es gibt was zusammenzuschrauben. das ist natürlich auch ein bisschen als provokation gedacht. jetzt aber noch mal im ernst: "männer brauchen im fernsehen viel stärkere audiovisuelle reize. der sound eines formel-1-rennens macht mich als frau zum beispiel wahnsinnig. für männer ist das wie musik. frauen wollen viel stärker emotional angesprochen werden", sagt hofem-best. bei sixx sieht man das schon an den themen, die den wochentagen zugeordnet wurden: montags ist "mädelsabend", mittwochs "kuschelabend", donnerstags zeit für "gänsehaut".

(-- spiegel online über katja hofem-best)

"natürlich", "auch", "ein bißchen", "provokation". hoho, mit knuff auf den oberarm und penetrant unsubtilem augenzwinkern gebrüllt. männer sind so, frauen können schlecht einparken und echte kerle haben drei-tage-bärte und gehen manchmal fremd. das ist der stoff, aus dem dokusoaps generiert werden, in denen es der größte traum der dargestellten abziehbilder ist, von ihrem macker "zu einem romantischen dinner ausgeführt" zu werden, und wo jene macker "auch eine softe seite" haben. vereinfachungen, rollen und klischees, von denen mario barth lebt und die bild-zeitung sommerlöcher füllt: und daß der rtl-nachmittag so tickt, weiß man ja, aber wenn man dann noch liest, daß es im echten leben menschen gibt, die offenbar genau so ein weltbild haben und mit solchen wertvorstellungen in ihre umwelt eingebunden sind und so denken, ..

da bekommt der begriff "kapitulation" (fängt ja mit dem gleichen buchstaben an wie "kotzen") dann ein ganz ordentliches leuchten.

agent side grinder, lovelite, 20100504

unser anlaß, andauernd auf konzerte zu gehen, ist, das gefüge der welt erklären zu können, oder wenigstens konstellationen verstehen zu wollen, die über aufstellungen und situationen hinausgehen. wir möchten dinge erschließen anstatt sie nur wahrzunehmen, wir möchten dieses gefühl spüren, das man hat, wenn man für drei millisekunden glaubt, eine antwort auf die bislang unformulierte frage im kopf gehabt zu haben, dieses gefühl, mit dem man in die zukunft schaut bzw in dem die zukunft einem zurückglotzt.

agent side grinder

wir stehen fast täglich vor bühnen, weil wir dem verzweifeln die ersten drei buchstaben nehmen wollen und der vernunft dann auch gleich, denn um diesen neuen begriff kann man nach ein paar wodka wunderbar herumtanzen, also mit dem knie wippen und dabei lächeln. überhaupt ist lächeln wichtig, auch bei bands ernsthafter junger männer mit okayem haarschnitt und engen hemden.

agent side grinder

wir gehen auf konzerte, weil wir männer zum mitreisen sein wollten, damals als wir es hätten sein können, und natürlich wegen der projektion. wir stehen dabei locker, und "tanzen" ist für uns auch nur gelebte diffusion, und wären wir nicht verliebt, würden wir zu hause fernsehen, und wären wir keine nerds, wüßten wir schließlich auch nicht, was romantik bedeutet.

(irgendwo in "sicherheit" steckt ein komparativ)

bis november 2010 soll auch der u-bahnhof kottbusser tor zu einer modellstation für videoüberwachung ausgebaut werden. pläne gibt es schon seit zwei jahren. die aufgezeichneten bilder der herkömmlichen kameras in fahrzeugen und auf bahnhöfen werden vor allem von der polizei genutzt. im vergangenen jahr wurden 2189 mal solche daten an die polizei übermittelt.

(-- klaus kurpjuweit im tagesspiegel)

das schöne an einem blog wie diesem, das praktisch nicht mehr -- und wenn, dann nur noch von den "richtigen", dieser illusion kann man sich zumindest relativ einfach hingeben -- gelesen wird, ist, daß ich die vier von mir hervorgehobenen stellen, oder vielmehr den grund für diese hervorhebungen und warum gerade jene ein relativ großes "wtf!?" in der denkblase über meinem hirn erzeugen, nicht mehr ausdrücklich erklären muß. weiß ja alles jeder selbst, der das hier liest. resonanz, baby.

quello che conta ~

mondo cane, platte des jahres.

der zweck der nacht scheint kontrast zu sein, denkt man, wenn man auf die s-bahn wartet während man in den himmel starrt -- oder andersrum, so ganz sicher ist man sich da ja nie, was in so einem moment der eigene zweck sein sollte. anderer gedanke dann beim einsteigen: es geht doch immer um verbrüderungen. jegliches handeln wird sozial, emotional, ökologisch (..) von der grundabsicht (mit)bestimmt, sich mit gleichgesinnten zusammenzuschließen. verbündete finden, banden gründen, blogs vollschreiben, alles nur für resonanz. und auf eine eigenartige weise ist man selbst dann der kontrast zur nacht geworden, wenn man aussteigt und die letzten paar meter vorbeigeht am proll-döner und den schulklassen, die singend auf dem weg zum hostel sind, und an denen, die die nacht für egal halten.

(hymnischer werden!)

stufengrau

hier, dings:

das überzeugenste (sic!) bild das er zeichnet, ist dass ingenieure nicht erzählen, obwohl sie (derzeit) "den roman des lebens schreiben". er fordert, dass wir die werke der ingenieure und programmierer, die algorithmen die die zunehmend digital geprägte welt steuern, in narration übersetzen oder in bilder fassen müssen.

(-- ix)

und:

im zweifel ist ihm da ein simplifiziertes netz lieber, nicht weil es weniger wahlmöglichkeiten lässt, sondern im gegenteil mehr möglichkeiten eröffnet, weil sie den zugang zu informationen erleichtern. statt sich mit algorithmen wie "http://" auseinandersetzen zu müssen, ist eine vorsortierte welt besser, auch wenn er gleichzeitig weiß, dass die algorithmen wichtig sind. er will sie nur in einen anderen, leichter zu verstehenden zustand bringen. 

(-- don)

aber auch:

simplifizierung muss aber nicht unbedingt die einschränkung des gesamten angebots bedeuten. simplifizierung ist für mich in erster linie das interface, also die art und weise, die mechanik, die oberfläche, wie ich am besten und schnellsten an meine informationen komme. rss-technologie ist dafür ein wundervolles beispiel. ich muss mich als nutzer nicht mehr durch zig verschiedene designs quälen, sondern bekomme die informationen auf einen blick. auf de anderen seite würde visuelle menschen aufstöhnen, dafür gibt es aber etliche websites, die mir schöne webdesigns präsentieren – wenn ich darauf lust habe.

(-- patrick)

heidewitzka, liebe leute.

ich versuche mal in eine halbwegs nachvollziehbare artikulation zu bringen, was mir dazu im kopf herumschwirrt, und was ich vor gut fünf jahren schonmal einigermaßen uneloquent hier auszudrücken versucht hatte: unmittelbarkeit (also nah dran, aber kompliziert) als option ist ja nun kein teufelswerkzeug. besser gesagt: mittelbarkeit (also weiter weg, aber einfacher) bzw simplifizierung ist kein heilsbringer, jedenfalls nie pauschal. irgendwie muß doch ein weg gefunden werden, der zwischen den beiden extremen der kryptischen kommandozeile (einerseits) und dem interface mit nur noch zwei buttons (andererseits) liegt. das interface soll ja, um den bogen zurückzuspannen, ver-mittler sein, also nicht on/off zwischen nerdzielgruppe und großelternkompatibel umschalten, sondern im weitesten sinne das oben vorgeschlagene - technik erzählen, auf einer analog gemeinten skala zwischen diesen beiden polen.

es geht ja nicht darum, jedes einzelne bit im rechner und im netz persönlich zu kennen. es geht aber auch nicht darum, nur noch eine black box vor sich zu sehen, die mit strom betrieben wird und irgendwie magische dinge erledigt. beides halte ich für falsch aus einem eher schwammigen grund heraus: weil ich es ganz prinzipiell für ungesund halte, immer bzw. überall im leben und in jedem kontext, nicht neugierig zu sein, sich dinge vorenthalten zu lassen ohne sich wenigstens dafür zu interessieren, also -- sich mit etwas zu begnügen.

den bogen zurück: das interface soll doch, finde ich, ein vermittlungsangebot darstellen, kein exklusives gateway. die möglichkeit zur (also die chance auf) vereinfachung, für all jene, die sich - bewußt - dazu entschieden haben, nicht bis zur letzten detailstufe ein problem selbst lösen zu wollen. think kognitiv-makro, think helping hand, sozusagen.

scheiße ist und scheiße bleibt: wenn ein gerät per interface funktionen versteckt/vorenthält, vereinfachung als tarnung benutzt um den benutzer unmündig zu machen. noch scheißer ist, wenn der benutzer das nicht merkt: klingeltöne für viel geld per premium-sms kaufen anstatt sie als mp3 und kabel auf's mobiltelefon zu packen; dergleichen. nichts gegen benutzer, die sich dazu entschieden haben, lieber 2 euro für einen klingelton zu zahlen als sich mit verkabelung und dateiformaten auseinanderzusetzen, das ist dann eine legitime und sehr individuelle aufwand/nutzen-frage. im zweifel ist /mir/ das "nackte netz", die "nackte technik" lieber, aber im zweifel bin ich natürlich immer auch der libertärste von allen.

was ich also gern hätte, an viel mehr stellen im leben: das nachdenken darüber, ob man sich hier mit einem interface auseinandersetzt, auf welcher ebene man das ggf macht, wie abläufe in einer "black box" funktionieren (und das bei ampelsteuerungen, auf facebook, bei küchengeräten, in soziologie, in der werbung bzw kommunikation, ..), wie mittelbar oder unmittelbar man gerade zu seiner umwelt, zu seinem kontext in bezug steht. es geht gar nicht darum, immer alles wissen zu müssen, aber doch bitte, alles wissen zu dürfen und zu können. und vermutlich ist das dann eben der "roman des lebens" oder zumindest ein aktuell ziemlich hipper teil davon, den wir mal zu schreiben in angriff nehmen sollten. für zum lesen auf den ipads dieser welt.

(und mir ist bewußt, daß ich nur so halb-stringent klinge und vor allem auch nicht irgendeinem der drei o.g. zitate voll widerspreche oder voll zustimme. hinausrülpsen wollte ich's dann aber eben doch mal dringend.)

(dis-claimer, -closure & -functional: ich bin sowohl ingenieur als auch geistwissenschaftler, behaupten gewisse diplom- bzw. abschlußpapiere, außerdem sternzeichen waage und nachtmensch und habe "payback" nicht gelesen. das erklärt hier zwar nicht alles, aber doch einiges.)