"blogger-treffen"

meine güte. habt ihr wirklich gedacht, ich mein' das ernst?

überhaupt nehmen hier viel zu viele leute alles wörtlich, was ich schreibe, und denken, das wäre ein online-tagebuch oder ein weblog oder ein kühlschrank oder ein "diary" oder weißdergeierwas. sorry, leute, ist es nicht. nichts davon. ihr müßt das hier nicht lesen, im gegenteil, und vor allem müßt ihr euch nicht angesprochen fühlen. keiner. dies hier ist ein ventil für mich, sonst nichts.

aber bestimmt nimmt das jetzt auch wieder irgendwer wörtlich und zu ernst …

berlin: prolog

ich fürchte, ich bin derzeit zu wenig seltsam drauf, als daß ich tiefschürfende gedanken über die letzten paar tage erwähnen könnte. die zusätzlich vorhandene miese laune aus diversen anderen gründen trägt auch nicht gerade dazu bei, jetzt etwas anderes machen zu wollen außer ins bett zu fallen und die träume endlich mal wieder in die richtung positiverer gedanken zu drängen. kommt zeit, kommt metapher. erstmal die tasche auspacken.

"kunstkopf"

… ist ja auch so ein klasse begriff, den ich stundenlang anschmachten und über den ich stundenlang nachdenken könnte.

alive and kicking

der kastanienbaum hier draußen ist einsam und er macht einen traurigen eindruck und einen melancholischen machen ja eh alle bäume und er wirft in seiner langeweile und traurigkeit und melancholie mit kastanien nach den unter ihm parkenden autos. ein lebenszeichen. immerhin.

happiness

"die weiber sind erbärmliche klatschtanten und die männer sind …"
"… sind nur erbärmlich."

wunderschöner film. gerade auf arte.

extrem stereotype klischees. aber amüsante, wenigstens.

"gut." - eine frau benutzt dieses wort am ende jeder auseinandersetzung, bei der sie glaubt, recht zu haben, aber will, daß er den mund hält.

"nichts." - das bedeutet "etwas". "nichts" wird gewöhnlich verwendet, um das gefühl einer frau zu beschreiben, die lust verspürt, den mann zu erwürgen. "nichts" setzt oft eine auseinandersetzung in gang, die "fünf minuten" dauert und mit dem wort "gut" endet.

"fünf minuten." - damit ist etwa eine halbe stunde gemeint. sie entsprechen exakt den fünf minuten, die ein fußballspiel noch dauern wird, nach dem ein mann den müll runterbringen wird.

"nur zu." (mit hochgezogenen augenbrauen) - das ist eine mutprobe, die dazu führt, daß eine frau sich über "nichts" ärgert, und die mit dem wort "gut" endet.

lauter seufzer - das heißt, dass sie sie für einen idioten hält und sich fragt, warum sie ihre zeit damit verplempert, sich mit ihnen über "nichts" zu streiten.

[aus dem aktuellen "stern", auszug aus so 'nem neuen büchlein, das wahrscheinlich nix taugt, aber trotzdem bzw deswegen ein bestseller wird.]

plan

scheiß auf anonymität. ich will ein blogger[tm]-treffen der defekten existenzen und sonstigen kaputten leuten. viel trinken und ein bißchen auf die welt schimpfen. aber nur die élite. wär' das nix?

namenlose geschichte, vor ein paar jahren mal entstanden, als ich tagelang krank im bett lag. merkt man wahrscheinlich.

wer bist du denn?
was fragst'n so doof. du stehst vor einem spiegel.
hmm. mein spiegelbild?
könnte man so sagen.
aber wieso kann mein spiegelbild sprechen?
hey, du hast mich zuerst angesprochen.
wo du recht hast …
und, wie geht's dir?
müßtest du das nicht automatisch wissen, oh spiegelbild?
klugscheißer.
tut mir leid, bin im umgang mit spiegelbildern noch etwas unsicher, vor allem mit dem eigenen.
also, paß auf, das ist gar nicht so schwierig - ich seh' nur so aus wie du. das ist alles.
und du hast da drin dein eigenes leben?
wenn du das hier in einem 1×2 meter großen zweidimensionalen raum als "leben" bezeichnen möchtest, gern.
wie, du hockst da immer drin?
klar. ich darf mich aber nur zeigen, wenn du vorbeiläufst. weißt du, wie sehr sowas nerven kann?
ich kann's mir vorstellen.
mal ganz zu schweigen davon, wenn du nachts um halb fünf auf's klo gehst und mich aus dem schlaf reißt. und du machst dann nicht mal die augen auf, wenn du hier vorbeischlurfst.
'tschuldigung. werd' in zukunft drauf achten. es gibt leider nur den einen weg ins bad.
schon gut. schlimmer ist ja eigentlich, daß nicht nur du hier drin bist, sondern alle. ziemlich eng.
wie, "alle"?
na, alle, die dich jemals besucht haben oder besuchen werden, deine möbel, alles eben. könnte ja sein, daß sie mal eingeblendet werden müssen.
sekunde …
ja?
alle, die mich besuchen werden?
logo. oder meinst du, wenn du besuch bekommst, daß wir hier erst die modelkartei durchtelefonieren und jemanden in millisekunden rankarren, nur weil ein klempner bei dir in der wohnung was richtet?
klingt trotzdem komisch.
naja, man gewöhnt sich dran. läuft im prinzip darauf hinaus, daß es hier und in jedem anderen spiegel verdammt eng für uns ist, vom organisatorischen aufwand ganz zu schweigen.
verstehe.
nein, tust du nicht. aber mußt du ja auch gar nicht. ich wollt's nur mal erwähnt haben …
aber wenn ich nochmal auf die sache mit den leuten, die mich irgendwann mal besuchen kommen, zurückkommen dürfte …
ja?
heißt das, ihr könnt in meine zukunft sehen?
es gibt keine zukunft. es gibt auch keine vergangenheit. es gibt nur die gegenwart. immer wieder.
versteh' ich nicht.
was ihr menschen "zukunft" nennt, ist nur eine andere gegenwart. eine neue szene. frische kulissen. ihr habt dafür den begriff "zeit" erfunden, um das besser zu verstehen, wir nennen's halt anders.
okay. aber das würde doch darauf hinauslaufen, daß du mir sagen könntest, w..
stop. nein. das würde es nicht. dinge passieren nicht in der zukunft. sie passieren, weil sie passieren müssen.
klingt kryptisch.
ist es auch. die ganz großen geheimnisse darf ich dir schließlich nicht verraten. aber ein paar andeutungen mach' ich halt, damit diese geschichte hier wenigstens irgendeine pointe zu haben glaubt.
also wie war das nun mit der zukunft? kannst du mir sagen, wie ich in 2 jahren leben werde?
das kann ich in zwei jahren, ja.
aber sagtest du nicht, in diesem spiegel da drin wären schon alle dinge, alle erlebnisse, alle menschen, die in meinem leben vorkamen, vorkommen und vorkommen werden, enthalten?
hast du schonmal von dem begriff "schicksal" gehört? ich glaube zumindest, daß ihr das so nennt.
ja, hab' ich.
gut. dann find' dich damit ab.

unser held geht verdutzt und grübelnd ins bad, stellt sich von der badezimmerschrank und fängt an, auf den spiegel dort einzureden. wenige wochen später wird er in eine irrenanstalt eingeliefert.