2022’s listfuck

a) die 20 supersten alben 2022 grob absteigend sortiert, und die 4 supersten alben pre-2022, die aber erst 2022 von mir entdeckt wurden

ultha - all that has never been true

atrium carceri & kammarheit - colossus

djevel - naa skrider natten sort

mondkopf - spring stories
unru - die wiederkehr des verdrängten
burial - streetlands
nils frahm - music for animals
kali malone - living torch
radko - the dirt on caligula
suir - not all of your pain is self chosen
german army - allocations of the american nile
lili refrain - mana
olhava - reborn
eros - a southern code
die andere seite - epithymia
st michael front - schuld und sühne
marco monfardini - detect
defrag - float
atronos - fehde
undveld - remnants of broken dreams

nowaves - odd secrets (2021)
freiburg - high five zukunft (2021)
svart1 - circondati dai petali da soli moriamo - surrounded by petals we perish in solitude (2021)
leo hört rauschen - modern modern (2012)

b) die 12 tollsten einzeltracks

joshua murphy - the killing floor

pup - totally fine
alessandro adriani - ecstatic feeling
yeah yeah yeahs - wolf
trixsi - schlangenmann
der blutharsch aticotlh - today i want to catch clouds
hercules & love affair - grace
use knife - ptolemaic
die andere seite - gera
sophia blenda - ties
morgana - geh mir aus den augen
the black angels - the river

c) die 3 besten sets/mixes

homva - valtos (2021)
cristian zanotti - polymotion #42
anton beatbox - modal analysis cut

d) die 4 schönsten serien und die 2 schönsten filme

severance
euphoria s02
wedding season
the tourist

run sweetheart run
emily the criminal

e) der andere geile scheiß aus dem restlichen kapitalismusleben (spiele, dinge, "stuff")

the stanley parable ultra deluxe 2022 (& original 2013)
phenibut
schrumpfschläuche
laserentfernungsmesser
slane whiskey
jens balzer, ethik der appropriation

f) sieben wahnsinig gute texte

anne helen petersen, what if this is just the way things are now
caryn rose, 'always go to the show' is now meaningless
caryn rose, 'no commitment' will end up meaning exactly that
dan hon, the store with too much
marius hobbhahn, the case for genetic enhancements
bartleby, the rise of performative work
arthur c. brooks, find more ways to be an outsider

g) die paar besten memes, accounts, sachen des jahres

instagram.com/deutschband.memes
instagram.com/bathroomdjgreatesthits
instagram.com/tiere.fom.block
instagram.com/ekekekkekkek

tiktok.com/@tahdur
tiktok.com/@sylvaniandrama

twitter.com/mitarbeiter_

h) der/das eine secret crush, weak spot, guilty pleasure, dings

tom holland "umbrella" lip sync battle (2017)

i1) zu viel gehabt

jameson
zweifel
wartezeit

i2) zu wenig gehabt

sex
konzerte
staunen

j) die 14 doofsten tode

albin julius
hans-christian ströbele
kristof schreuf
wolf schneider
götz werner
mimi parker
vader abraham
andy fletcher
klaus schulze
hermann nitsch
hans magnus enzensberger
angelo badalamenti
(michael) kämpfer
matth bohnet

k) diese liste hier auf facebook

bitte hier entlang.

l) 2021 für’s protokoll

auch bei facebook.

der zember

einen sogenannten "golfarm" hätte ich, also habe ich, sagt er, gewissermaßen einen "tennisarm ohne tennis aber mit schreibtisch haha", und irgendwie hört man mancher formulierung ja die einstudiertheit (aka floskelizität) schon beim artikulieren an. ich lächle aus höflichkeit und lasse mir erklären, dass wir da jetzt stoßwellentherapie, akupunktur, physiotherapie und manuelle therapie als gegenmittel einsetzen werden UND eine schiene/spange am arm tragen, und mit "wir" meint er natürlich mich, aber er spricht im plural, wie das ärzte mit sozialer unsicherheit im subtext (trotz "privatpraxis" und entsprechenden dollarzeichen in den augen) vermutlich tun. die dollarzeichen in den augen brüllen mich laut an, aber ich sage erstmal zu, lasse mir termine für -erstmal nur- stoßwellendingsbums und akupunktur geben und erscheine zwei tage später wieder, frisch 70euro-bespangt für eine kleine gummimanschette vom sanitätsfachbedarf, wieder in der praxis. die anamnese ("TRADITIONELLE CHINESISCHE MEDIZIN!!!!" betont er nochmals, und ich bilde mir ein, die ausrufezeichen hören zu können) findet per handlesung statt ("ja, die milz ist in ordnung") und per befragung ("essen sie eher kalt oder eher warm?"), meine antworten legen offenbar die einstichpunkte der akupunkturnadeln später fest. zuerst wird mein unterarm per spritze stillgelegt, die "stoßwellen" entpuppen sich als ein gerät, das lustige geräusche wie ein piezo-gasherdanzünder von sich gibt, und hätte ich nicht einen komplett tauben unterarm, wäre das wohl schmerzhaft, sagt er scherzhaft, oder andersrum, hab’s vergessen. ob ich denn weisungsgemäß nicht mit dem auto gekommen wäre, wegen des jetzt tauben linken arms, werde ich gefragt, ich lüge brav "logo!". dann akupunktur im nebenraum, diverse nadeln werden mir in schädel, fuß, knie, ohr und arm gesteckt, bevor mir befohlen wird, mich die kommenden 20 minuten zu "entspannen". der raum wird abgedunkelt, ich befürchte wellness, spotify spielt leise eine best of chill-wartezimmmer, und dann liege ich nun im dunkeln und entspanne mich (..) mit der rechten hand, die funktioniert ja noch, die einhandbedienung wird aber zur herausforderung bei einem durchschnittlich großen smartphonedisplay. ich verschicke also sprachnachrichten an bekannte, in denen ich mich darüber aufrege, was für eine esoterische hippiekackscheiße die hier mit mir machen, und dass ich, hätte ich nicht nadeln am ganzen körper stecken von denen ich die genauen koordinaten nicht weiß, längst einen aufstand geprobt hätte im wahrsten sinn des wortes. statt dessen aber ausharren und auf den sound der eieruhr aus dem nebenzimmer warten. die erlösung ist eine andere praxisangestellte, die für die entfernung jener nadeln zuständig ist, die nicht von selbst abgefallen waren. mein linker arm ist weiterhin taub, das anziehen von hose und schuhen und vor allem das binden der schnürsenkel nimmt daher rund 20 minuten in anspruch, während denen ich kurz erwäge mir telefonisch einen pfleger als hilfe zu bestellen. nach kurzem floskelaustausch an der rezeption ("ja, wow, interessant, bis nächstes mal") formuliere ich auf dem weg zum auto meine telefonische absage für den nächsten morgen schon mal vor ("behandlung abbrechen, ja, komplett bitte, genau, das ist nix für mich, sorry", man ist ja gut erzogen und will nicht direkt alles laut aussprechen, was einem im kopf rumging) und fahre dann linkstaub einhändig im auto nach hause. nachdem ich mich abends zu hause versehentlich schon auf (m)einen abgeknickten kleinen finger setze mangels jeglichen gefühls im kompletten unterarm verbringe ich auch die nacht in panik, mir aus versehen knochen zu brechen - und melde mich dann telefonisch für die folgenden neun termine krank, also - gesund. dings. you know. gegen die leichten schmerzen im ellenbogen ("golfarm") bestelle ich mir eine massagepistole bei amazon (70 euro) und stocke meinen ibuprofen- & diclofenac-vorrat auf, gegen die deutlich stärkeren schmerzen am rest des körpers aufgrund spritze und TRADITIONELLCHINESISCHER QUALNADELEINSTICHWUNDEN genehmige ich mir drei schnäpse noch vor 13 uhr. materialermüdung, das wort des tages.

der dachs kommt gut erholt aus dem wochenende.

bei tinder gerade ein profil einer dame namens "party maus" gesehen, auf der suche nach einem typen, der sie u.a. "bei der after streichelt". leider kein match, hätte sie gern auf ihren grammatikfehler hingewiesen.

(und vielleicht bin ich ja ZU humanistisch/empathisch für das tindergame, aber wenn jemand (nur) "CANCER!!" als einzelnes+einziges wort in der selbstbeschreibung erwähnt, ich mich dann also zur gesprächseröffnung nach dem befinden erkundige und auch andeute wie mutig und cool ich es finde, so offen(siv) und direkt mit einer schlimmen krankheit wie astrologie umzugehen, ist’s offensichtlich auch nicht recht. learning: it’s a long way to go mit meinem humorverständnis in dieser target audience.)

andererseits und umgekehrt: auf meine dortige berufsbezeichnung "consent creator" erhalte ich zahlreiche hinweise auf den schreibfehler, nette wie weniger nette, aber praktisch nur welche, die das tatsächlich für ein versehen meinerseits halten. learning: it’s an even longer way to go mit dem humorverständnis der target audience, learning daraus wiederum, vielleicht möglicherweise unter umständen eventuell ist die target audience von grund auf die falsche. (und, aha, SO fühlt sich das also an, wenn bei einer AI kaputte trainingsdaten verwendet werden. das wird ja eine grandiose zukunft, falls der planet vorher nicht noch abbrennt.)

bemerke gerade, der vorherige satz könnte eigentlich ganz gut als "party maus"-filter in meiner tinder-bio funktionieren. (untertitel für die spiegel-bestsellerliste: krebs heilen mit der kraft der sterne in nur 21 tagen.)

lakonisch elefant: rhetorisch lässig, langer rüssel.

(der eigentliche buchtitel dann.)

cornflaked

"viel spaß beim wolten!" wünscht mir die website direkt zu beginn, die neugierde überwiegt, on days like these, windowshopping, wenigstens mal auf dem aktuellen stand bleiben was das genre der ausbeutenden lieferlogistik und fOoDtEcH und der ganze dark-kitchen-imperialismus so treibt: ah, offenbar nichts ehrenwertes.

das "espresso house fernsehturm" lässt mich aus "moderner schwedischer kaffeehauskultur" einen double shot latte bestellen, nach nur 50 minuten für €1.90 extraliefergebühr erhalte ich also einen filterkaffee so lecker wie ein möbelhaus. unter der überschrift "frühstück in deiner nähe" desweiteren: "döner & more" von einer tatsächlich sympathisch aussehenden afterhour-imbissbude (das, liebe spätgeborene, war übrigens der ursprüngliche begriff für "street food", den überironisierte metaknacker wie ich gern weiterhin verwenden, egal wie teuer der crêpe gewürzt und wie ultrafancy euer instagramzeug befiltert wird), unter "derzeit beliebt" kann ich blumen, kamps-industriebackwaren oder späti-snacks bestellen. und vermutlich sind die auswahl, die kategorisierung, die taxonomien, das behandeln des gesamten genres (inklusive lieferung, konservierung, nationalitäten, gig economy -aspekten, nachhaltigkeit, "nährstoffen", shopping experience und marketing funnels, full-circle-phänomene, ..) als sammlung von PRODUKTEN das perfide daran, wie ja sowieso an fast allem in der welt:

das restaurant lässt liefern durch drittanbieter, die drittanbieter lassen anstellen durch zeitarbeit, das essen kann auch als diy-toolkit geliefert werden, und wenn wir schon dabei sind, einzelne supermarkt-items dazu, flaschenpost bringt putzmittel und bei dm gibt’s abhol-packstationen in kooperation mit, gegen, trotz und wegen sogenannter ~marktbegleiter~. andersrum: der flink-fahrer bringt die lauwarme pizza mit, wenn er schon mal unterwegs ist, und bei rewe gibt’s vouchers für lieferando, und online bestellt man dann eben das hundefutter, lieferung per DHL, outgesourced an PIN AG, nachsendeaufträge für pommes und burger, und wenn hello fresh sowieso schon vom block nebenan liefert, wieso nicht noch gleich den müll runterbringen. die totale marken-, nee tschuldigung, BRAND-kooperationshölle. aus der vereinfachung wird ein unübersichtliches chaos, bei dem keiner mehr verantwortung übernehmen muss/darf/kann, aber auch keiner mehr zuständig ist, juhu. die gig economy passiert eben auch im kundenkopf: gebe ich das trinkgeld jetzt per app oder dem fahrer, und akzeptiert der fahrer dafür google pay?, und bei wem beschwere ich mich, wenn die lieferblumen warm und der espresso kalt ist, die von der plattform zusammengefasst wurden? und: ist das überhaupt noch wichtig?

"27 optionen" für alkohol, "25 optionen" für eis bietet mir die website, und allein schon der begriff OPTION in diesem ganzen zusammenhang erinnert mich daran, wieso ich mit diesem quatsch (essen) damals aufgehört habe. meine "optionen" sind auch nur ein ernährungs-spreadsheet, aber wenigstens eines, das nicht in der cloud von verschiedenen AIs befüttert wird. ganz oldschool, diese meine nahrungspyramide: makro- & mikro-nährstoffe und gelegentlich ein bisschen zusammenhangloses rumgehate über die ~food industry~ (bzw. experience) im blog on top.

bonus track:

und, again, "obviously", gibt’s dieses chaos ja nicht nur bei nahrungslieferung, sondern auch bei dem, was sich neuerdings mobility schimpft. mit der uber-app kann man sich einen lime-scooter schnappen, denn die ehemals als jump gebrandeten roten bikes waren ja eh von uber über (..) die stadt verteilt worden - die heißen jetzt lime, können dafür aber auch mit einem miles-account gemietet werden. glaube ich. bolt und bird und voi und tier kooperieren auch mit irgendwem, tier hat die alten scooter von namevergessen wiederbelebt (nur schlechter), emmy ist nicht totzukriegen, und die meta-app urbi bietet mir uber- und taxi-fahrten als alternative zum selbstfahren an, letztere ehemals per mytaxi, jetzt vermutlich über freenow. ich saß noch bei keinem dieser fahrer im wagen, der nicht mindestens uber UND bolt UND freenow anbieterseitig am start hatte. uber eats wiederum liefert auch essen, zu all dem also siehe oben, und bolt hat neuerdings die besten ebikes. wenn ich mit freenow fahre, kann ich punkte sammeln für lieferando (oder war das nur so ein temporäres ding?), ..

[- den besten knaller von allen FÄNDE ich ja, mal ganz theoretisch, wenn uber eine personenbeförderungsfahrt und eine eats-lieferung in zukunft so zusammenfassen könnte (& würde) wie’s der berlkönig mal gemacht hat. SYNERGIEEFFEKTE anstatt branding-koops, mensch. -]

.. und dann liest man nebenbei, dass sixt gerade weshare gekauft hat, was nur heißt, dass man als kunde von beiden anbietern grinsend/verzweifelnd zusehen kann, wie die 1:1-zuordnung bestehender accounts funktioniert oder vielmehr eben vermutlich nicht. mindestens so logisch wie die ganze jelbi-sache, in der eben nur fast alle dieser quatschanbieter zusammengeführt wurden mit einem schuss bvg. fehlt nur noch eine ordentliche navi-app, die neben fußwegen und bike-vermietungen auch tageszeit und stimmung und wetter einbezieht, granulare kontrolle über ALLES is the way to go: hey, google, spuck’ mir für den weg von a nach b bitte die variante aus, bei der ich mit möglichst wenig menschen in kontakt komme, aber nicht nass werde, maximal €12 ausgebe inklusive trinkgeld, und im ideallfall mindestens 200 kalorien verbrauche, falls ich erst nach 19 uhr ankomme, als zusatzparameter möchte ich bitte payback-punkte sammeln und auf dem weg direkt meine essensbestellung von punkt c mitnehmen, falls das am ende netto genug bonuspunkte gibt um entweder das fahrertrinkgeld oder mir ein dessert zu bezahlen.

i mean: ich bin ja schon fan von tabellen, spreadsheets, struktur, listen, reihenfolgen und planung. aber halt auch NOCH mehr von überforderungsbedigtem hinschmeissen der ganzen scheiße und statt dessen daheimbleiben/fasten/weinen/masturbieren/kapitulieren. good night, and good luck.

liebenwir

es sucht mein sonntagshirn ’nen reim auf bett -
und findet keinen, das ist nicht nett.
womöglich muss dann also doch (aus trotz gegen die pose)
statt hirn mal ran das herz. oder, well, die hose.
genaugenommen passen die (ja, beide) auch viel besser dorthin rein.
aszendent kater, sternzeichen schwein.
ich reim’s mir jetzt selbst, und das sehr geballt.
(und bin ich nicht willig, so lass’ ich’s dann halt.)

"magst du wetter?"

niedersachsen wählt, demnächst, und so sehr ich mir mühe gebe, es juckt mich einfach nicht. obwohl: es sollte mich vielleicht jucken, behaupten tagesschau und twitter und podcasts, aber offenbar ist mit dieser wahl genau der tipping point überschritten, den meine doomscrolling-erschöpfung angesichts der weltlage kapazitativ (ja, ich musste googeln, ob dieses wort mit der beabsichtigen semantik existiert) noch packt: ich spule zurück, lese mehrfach, schalte ein, und denke trotzdem nach einer einstellig passiven beschäftigungs-sekundenzahl mit "niedersachsen" wieder versehentlich an alles außer niedersachen. auch nicht schön, zugegeben, aber diskutier’ ~das~ mal jemand mit der aufmerksamkeitsökonomie eines mittvierzigerhirns von anfang bis ende durch.

der vermutete azubi in der apotheke irritiert mich am nachmittag mit der formulierung "gute neuigkeiten, herr lachmann, wir haben den artikel vorrätig!", und auch hier habe ich mindestens keine zeit, sondern noch mehr, also weniger, nämlich keine energie zur weiteren ergründung ON THE SPOT was der quatsch mit "gute neuigkeiten!" zu bedeuten haben möge, also im gesellschaftlichen sinn. vermutlich irgendeine socialmedia-versauung, der ich entgangen bin?, aber selbst für den kleinen kulturpessimismus vor ort bin ich derzeit zu fickrig. noch bevor DER ARTIKEL, der vorrätige, auf dem tresen vor mir liegt, fragt er (also der azubi, nicht der artikel) schon, ob es SONST (..) noch etwas "für mich sein dürfte", der naheliegend mittellustige zynismus (zolpidem ultra, bitte, oder irgendwas von klosterfrau sonst gern) fällt mir erst auf dem heimweg ein. gute neuigkeiten, herr lachmann.

die sache mit der erschöpfung und dem dazugehörigen sarkasmus aber (anders gesagt: der kokettiererei, - und, nein, DAS musste ich nicht googeln) macht sich an so vielen stellen bemerkbar, dass da irgendwas faul zu sein scheint: wie so oft, wenn man beginnt ein muster zu erkennen oder eine situation und sich zu durchschauen, ist man (also: ich) ja erst mal misstrauisch, imposter syndrome für introvertierte: ich bin doch nicht wirklich so einfach gestrickt, dass ich mich selbst kapiere? nehmt das, ihr therapeuten, die mir seit drei jahren nicht mal auf privatpatient-kennenlerntermin-anfragen auch nur antworten. erschöpfung scheint in beide richtungen zu dingsen. also nicht stereo, sondern geisterfahrer - um mal bei den blumigen metaphern zu bleiben.

viel gelernt (also: gelesen und dabei eingebildet es zu "verstehen", - jaja, as if) in letzter zeit über hirn und zeug, über körper und selbstwahrnehmung, über wein und schnaps obviously, über wahn und willen, über sensitivität und spektren, über sex und kontrolle, über stories und reels. und gleichzeitig bemerkt, dass weniges durchdringt, egal wovon. hornhaut in jeder hinsicht (again: stereo, ja, aber vor allem geisterfahrer, oder sagenwirmal fahrig?). dann florian aigner bei zib gesehen, wie er in ein paar sätzen so irre einleuchtend gut quantenverschränkung erklären kann, dass der gedanke daran (also an potentielle metaphern und analogien, ihr kennt mich) schon fast meinen jahrelangen dusch-ohrwurm abgelöst hätte. wahnsinn, und vor allem die ersten 2 minuten des jahres, die mich endlich mal auf andere gedanken gebracht haben. gute neuigkeiten, herr lachmann.

psychologische kriegsführung gegen die welt immer mal wieder zwischendurch: handgeschriebene zettel mit der aufschrift "entschuldigen sie den kleinen kratzer, ich war in eile! :-(" beim spazierengehen nachts/frühmorgens an beliebige luxuskarren in der nähe verteilt (nicht meine idee, trotzdem super), oder je nach wetter und stimmung auch kleine kryptische gedichte, ex-blog-texte, quizfragen oder erfundene telefonnummern mit herz-icon (ebenfalls nicht meine ideen, trotzdem hilfreich). als würde ich meiner hornhaut, meiner kognitivien, mit dem bimsstein zu leibe rü.. nein, in der metapher verheddert: als würde ich meiner hornhaut, der kognitiven, mal weniger aufmerksamkeit widmen, als würde ich die guten neuigkeiten, herr lachmann, mal auf die bühne ins licht stellen.

(was oma noch wusste: morgens vor acht ist die welt noch so, dass man mit dem gardena-müllgreifer (amazon B0001E3WAA) ganz gut im kiez aufräumen kann, wenn man eh nicht schlafen kann. bei okayem wetter jedenfalls, also bald nicht mehr. aber ich bin ja auch erst 4x geimpft.)

"mein" rewe hat auch wieder offen, nach rund drei monaten umbaupause. nichts ist mehr, wo es mal war, aber die belegschaft scheint noch die bekannte zu sein. ich stolpere also dort rum wie ein erstsemester auf’m campus, aber frau swikowsky kennt mich noch von früher und zeigt mir, wo jetzt die kaffeepads sind: wenn ~das~ mal keine gute metapher für irgendwas mit kopf und welt und apotheke und schnaps und sex und therapie ist, dann weiß ich auch nicht. aber in stereo diesmal.

sammatheim, blackmetal-newcomer aus irgendwo in südeuropa. demnächst live auf dem standstreifen meiner autobahn.

scharnie

in deckung, das wird jetzt länger (title of my sex tape, jaja) und unter umständen tippe ich mich ein bisschen in wirre rage:

hinge, das nächste ding also, das ~dAtInG~ revolutionieren will und damit eigentlich erst mal nur ~matching~ meint, eine app für’s /dating/ wäre ja *wirklich* mal was, aber das muss dann wohl das meterversum irgendwann erledigen?, egal, worauf wollte ich hinaus? hinge, die dating-app, die ich vor jahren schon mal installiert und mich damals hart gewundert hatte, dass so null gar überhaupt nie -mand deutschlandweit dort zu finden war, aber kunststück, offenbar ist jetzt erst "marktlaunch", wie man das offenbar nennt, wenn die app hierzulande auch beworben wird, so dass ich ich meiner, äh, eurer zeit damals ein bisschen voraus war und mir pre-corona schon (nur) die ganzen asiatischen fakeprofile ansehen konnte (JA ICH WEISS DASS IN DIESEM SATZ IMMER NOCH DAS PRÄDIKAT FEHLT HETZT MICH NICHT): habe (..!) hinge also ~erneut~ installiert, nach tinder, nach bumble (haha, remember das gruselkabinett bumble?), nach okcupid, während feeld, trotz ohlala, kurz nach einer gefühlt halben sekunde unlikeany. review also? naja:

profile und kurzbeschreibungen und irgendein originellgemeinter müder matching-twist, in diesem fall offenbar die "prompts", inspirativ abgeguckt bei okcupid und dann auf noch nicht mal halber strecke während der umentwicklung eingeschlafen, respektive beim "man hat ja hier nicht die okcupid-zielgruppe mit dreistelligem iq vor sich", sondern muss es halt einfacher machen, das muss ja auch die-/derjenige verstehen der die app auf einer plakatwerbung entdeckt hat und nicht bei apkmirror per sideloading, man stülpt noch ein bumble-interface (aber weiß statt gelb!) drüber und schmiert ein paar premium-nudgings und in-game-quatsch (das C in DLC kann ja auch communication heißen, brüllt der product manager aus dem off, bevor er sich den nächsten schnaps eingießt) quer drauf, damit die investor-engel zufrieden sind, businessPeRsPeKtIvE und so, in den anderen ländern klappt’s schließlich auch, die dudes werden schon zahlen - also, puh, luft holen, worüber rege ich mich eigentlich auf, und wie war das jetzt mit dem prädikat des satzes?, na jetzt ist’s auch wurscht:

eine dating-app wie praktisch jede/keine andere, die zu mindestens 100% in der ethischen egalheit verschwunden sein wird spätestens wenn menschen wieder alkohol, drogen und parties als mittel zum "dating" entdecken. ABER, nämlich - geht man mal, theoretisch, davon aus, dass die paar profile "in meiner nähe" echt sind, oder echtgemeint, und dass /das/ also möglicherweise repräsentativ für das draußen ist: menschen, die sich unter romantik frühstück im bett vorstellen und teure dinner (ker!zen!licht!), deren tagesinhalte steuerconsulting und aperol spritz (aFtErWoRk!) sind, deren vorstellung vom leben auf dem fantasielevel "es genießen" und "you have to find out" liegen und deren vorstellung ihrer zukunft ein häuschen im grünen ist, die in ihren selfies kussmündchen andeuten (ironisch gemeint, selbstverständlich) um von der delphin-regenbogen-fototapete im hintergrund abzulenken, wenn man also mal davon ausgehen würde dass die dort in absoluter penetranz dargestellte berechenbarkeitslangeweile - inspirativ wie ein postident-verfahren, originell wie eine facebook-motivation-comic-sans-sharepic-page - die wirklichkeit darstellt, die offensichtlich nicht so viel fickificki wie bei tinder sucht (oder es nicht zugeben würde), aber zu doof für okcupid ist (und zu alt für okcupid classic), die wirklichkeit gewissermaßen, deren wunschpartner ihnen "wünsche von den augen ablesen" soll (muss?) und mit ihnen "träumen kann" (gern auch "bei wellness-tagen im spa"), die "auch mal ein bisschen verrückt sind" und "notes of berlin" super finden, shirt size XM, die cunnilingus für etwas verruchtes halten und veganismus für einen detox-trend, die hobbies wie "lesen" ernstgemeint in ihr profil schreiben und AMBITIONIERTHEIT als wunschpartnermerkmal, als wäre jeder der influencer seines eigenen universums -- MOMENT ICH MUSS KURZ LUFT HOLEN --

(fußnote:
dann … muss ich mich ja zwangsläufig erst mal fragen, was in meiner lebensbubble schief/krumm/anders gelaufen ist, und das ganz ohne wertung, zumindest am anfang. die bubble, in der praktisch alles oben genannte, sagenwirmal, altersmilde belächelt wird. auch ohne sich selbst direkt zum mittelpunkt der maßstäbe zu machen oder das auch nur zu wollen, jugendkultur/subkultur und milieu-abgrenzungen sind mir bekannt, danke, und legitim ist das ja alles sowieso. geschenkt. aber wie gesund ist es (spoiler: offenbar nicht sehr), dass erst so eine dahergelaufene (dahergeladene) dating-app um die ecke kommen muss, damit mir auffällt, mich in einer subkultur (einer? mehreren!) zu bewegen, zu stecken (hihi ,"stecken"!) wo ich das sonst offenbar zu erfolgreich ausblende im sog. alltag, was ist eigentlich dieser alltag?, aber so auffe fresse gezeigt zu bekommen, alle berührungspunkte die man so nach außen hat eben von einem "außen" kommen bzw. in eines führen? fair enough, wie leute außerhalb meiner bubble da sagen würden, ex-leute quasi, aber wo ich recht hab’, hab’ ich eben recht: öfter mal da hingehen, wo’s weh tut, und hinge tut ziemlich doll weh, aber es ist halt nicht das einzige.
fußnote ende)

so, während der fußnote vergessen, was ich damit eigentlich sagen wollte. vermutlich nur: da wir ja hier unter uns sind (und jede/r, die/der eine textwurst wie diese allen ernstes bis hierher gelesen hat, gehört schon fast automatisch nicht zur hinge-zielgruppe, behaupte ich) - erspart euch den quatsch und bleibt bei feeld. wo cunnilingus was selbstverständliches ist und veganismus keine diät. oder gleich bei alkohol, drogen, parties und bars, wie das normale menschen in unserer bubble halt so machen.

("hunderte von matches und alle in der corona-warn-app!") - prost.

(symbolbild)

modest mouse (20220712, huxleys) & phoebe bridgers (20220713, tempodrom)

mit "zu laut und zu männlich" fasse ich hinterher das modest-mouse-konzert im huxleys kurz zusammen. karreraklub-nostalgie, ganz wertfrei, it was different times, und in münchen und köln zuvor stand "float on" so wenig auf der setlist wie johnny marr auf der bühne, letzteres obviously, und was ersteres angeht gab’s in berlin dann doch eine kleine überraschung. dass das alles nicht mehr zeitgemäß war und ist, merke ich an diesem abend aber nicht nur an meiner leichten hitschlampigkeit, sondern bei ~allem~ rundherum. der habitus, mit dem solche eine band, ~diese~ band, auf einer bühne steht, ~so~ auf der bühne steht, die ansagen, die songauswahl, die vom drummer während des drummens gerauchte zigarette: es ist alles aus der zeit gefallen, es ist nett, ich erinnere mich, ja, so war das also, hmm, konzerte, tja. es kriegt mich nicht, es ist nah dran an "egal". keine fotos gemacht, keinen drang dazu verspürt.

am nächsten abend phoebe bridgers im tempodrom, in praktisch jeder hinsicht das gegenteil von modest mouse. ich habe keine musikalische history mit ihr oder ihren songs, ich bin zufällig hier, aber man spürt, ich spüre, jeder hier spürt eine völlig sonderbare (weil: ungewohnte) atmosphäre: die herzlichkeit der gesamten band strahlt ins junge publikum, das publikum strahlt zurück, songs und lyrics und lautstärke und, again, habitus ALLER anwesenden sind -wiesagtman?- wholesome. jede:r im raum ist nur sekunden nach konzertbeginn verliebt in phoebe bridgers und ihre art mit menschen umzugehen. ergriffenheit und staunen, statt lautquatschen und saufen. wann gab’s das zuletzt? bei arcade fire im magnet vor 20 jahren? bin ich zu sehr in der modest-mouse-bubble unterwegs gewesen, dass mir das alles so neuartig und angemessen und ~gut~ positiv (anstatt kitschig) erscheint? es gibt momente, da ergibt das alles irgendwie sinn, sogar dass ich gerade hier bin, of all the people. keine fotos gemacht, nicht dran gedacht.

(muss und werde noch weitergrübeln über all das. so viel aber schon mal wenigstens kurz ausformuliert, solang der kater noch anhält.)

alte reben

gibt es eigentlich einen angemessenen erikativ für das geräusch zweier halbsanft zusammenstoßender luxuskarren?, frage ich mich kurz danach, weil ich ~obviously~ alles, was mir nur noch selten geschieht, passiv zustößt, als schreibanlass nehmen will. den muskel reaktivieren vielleicht, wachsamer sein, artikulieren nachholen maybe, egal, als vorsatz jedenfalls, mehr aufmerksamkeit für ursachen und anlässe (für worte). ein crash war’s nicht, ein rumms vielleicht, aber eigentlich war der sound knarzender, knirschender, oder renne ich mit anlauf ins klischee, wenn ich kapitalistisch rummetaphorisiere? es waren ja ein suv und ein sportwagen, of all the things, beide vorher noch brav an der roten ampel im wartemodus und bei grün ein gleichzeitiges vorfahrtmissverständnis?, gleichzeitig losgefahren, gleichzeitig ineinandergerummst, knarz, knirsch, einen halben meter weit, weil, obacht: der suv (also der fahrer, aber irgendwie sind mensch und maschine in diesem kontext ja fast eins, also nullkommaneun?) saß vermutlich zu hoch um den viel zu niedrigen sportwagen auch nur zu sehen, der wiederum zwar im recht und von rechts aber eben im ~sTrAsSeNvErKeHr~ und meinegüte wenn man losfährt guckt man halt doch mal kurz ob da nicht irgendein suv-klotz im weg steht? aber dann möchte ich mir ja (ehrlich) kein urteil anmaßen, beide bekloppt, alle bekloppt, menschen, und himmelnochmalfrank jetzt lass’ mal die ganzen vorurteile stecken. also: es rummst und knirscht und man hält an und ist erstmal ratlos, ich wär’s ja auch, das überfordernde an situationen ist ja immer das unbekannte, aber wem sag’ ich das, denen jedenfalls nicht, die haben anderes zu tun. ich denke ganz kurz nach ob ich ein bezeugungsangebot machen soll, aber wir kennen mich, ich habe keinen bock, und was soll man da schon groß dazu sagen, was man nicht auch in einen blogtext tippen könnte?

sehr dunkel erinnere ich mich an ein semester informationstheorie und die zusammenhänge zwischen nachrichtengehalt bzw. entropie und komprimierbarkeit von signalen bzw. daten, und dass mir das einerseits -mathematisch- so irre logisch und naheliegend erschien auf der bedeutungsebene, und ich weiß noch wie sehr mir imponiert hatte, dass mathematiker damals einen guten sinn für passende begriffe hatten. da schwang ja bei allem immer so eine wirklich eigenartige poesie mit, wenn man ein system auf ein anderes abbilden konnte, wenn man spüren durfte, wie sich diese semantik der welt festzurrt in aller abstraktheit. die details hab’ ich selbstverständlich heute vergessen, shannon ist tot bzw. der mit "let the music play" und nicht der informatiker, und bei verkehrsunfällen kommt mit versicherungsstress und kapitalismus zuerst in den kopf - ich werde auch nicht jünger. aber ganz kurz nach dem rumms, noch im wahrnehmen der gerade passierten semantik am rosa-luxemburg-platz vorhin, glaube ich wirklich so eine art bizarre, bekloppte, völlig irrsinnig megalomanisch große BEDEUTUNGSLOSIGKEIT von allem darin zu erkennen. 200 meter linienstraße noch, dann kann ich endlich den wein aufmachen.

(den bone-dry von von buhl, btw.)

überflussland

an einem samstagvormittag im überflussland an der supermarkt-kassenschlange stehend, die sich durch den halben laden, und selbst dessen fläche wird vermutlich in fußballfeldeinheiten ausgedrückt, zieht, hat man viel zeit für vulgärpsychologisches denkwerk. über angebot und nachfrage, also inhaltlich, über das bizarr riesige angebot, angefangen bei binsen der sorte "wer benötigt auswahl aus 70 sorten schokolade?" über meta/phern wie "einkaufswagen-verkehrsregeln und autodeutschland, ein kulturhistorisches vergleichchen" bis zu ganz konkret belauschten kassennähedialogen zwischen achims und manfreds ("also ich hätt’ sowas ja annerscht organisiert hier"), aber irgendwie ist ja auch alles nur eine angelegenheit von überangebots-aspekten in so einem kapitalismus wie diesem hier. die systemfrage stellt natürlich niemand, jedenfalls nicht laut, nur der eine typ mit kopfhörern auf höhe der tiefkühltruhen in der kasse4-schlange vielleicht, der mit den schwarzen klamotten und dem kapitulierenden blick über der ffp2-maske, einer der wenigen in diesem laden, also sowohl einer der wenigen masken als auch einer der wenigen typen mit kapitulierendem blick, aber das ist auch nur hochrechnung bzw extrapoliert aus eigentlich viel zu wenig vorliegenden stichprobendaten. fair enough.

das überangebot jedenfalls, das bei so einem einkaufs-samstag aus allen poren trieft, dem man sich nicht entziehen kann, auch nicht als kopfhörertragender "zwei brötchen und ein paar erdbeeren für die eltern"-besorgender kapitulationsprofi, ist erschlagend in beide richtungen gesellschaftlich (fast hätte ich "klassen" gesagt): die, die hier arbeiten müssen und KONSUM und kunden (..) ertragen müssen während ihrer eigentlichen arbeit, spüren es zwangsläufig, - und jene, die gar nichts davon bemerken und zwischen gemüsekonserven und teigwaren einen "MITARBEITER" anherrschen, wieso denn die vollkornpasta schon wieder nur von de cecco und nicht von barilla im regal steht, auch die nichtsbemerker werden vom überangebot erschlagen, nur zeitversetzt und vielleicht eher subtil und gesamtgesellschaftlich. dass das hier psychisch, körperlich, moralisch, ethisch gesund wäre für irgendwen, kann niemand mehr behaupten. ein bisschen nur rausgezoomt, der alienblick auf das, was hier und anderswo und überall und systemisch PASSIERT an so einem samstagvormittag und eigentlich nicht nur dann, aber dann am deutlichsten, macht im besten sinn perplex und im schlechtesten krank.

"haben sie die erdbeeren gewogen?" fragt mich die kassiererin, ich antworte wahrheitsgemäß "huppsa, nein, hätte man das müssen?", erspare allen beteiligten die erklärung, dass ich hier in JENEM konsumtempel zum ersten mal einkaufe, füge per geistesblitz hinzu "keine sorge, war absicht, damit sie kurz durchatmen können -- ich geh’ kurz wiegen" und verschwinde mit den erdbeeren zur extrakasse, wo ich den laden weiter aufhalte, weil mir die NUMMER der erdbeeren nicht auswendig bewusst ist und weil ich erst mal an der frage verzweifle, ob ich meine erdbeeren in einer "papiertüte dünn", "papiertüte dick", "kartonschale" oder "kartonschale mit deckel" wiegen möchte, wo ich sie ja vorhin mit der standard-pappschale IN eine papiertüte gepackt hatte und naja, das moderne leben überfordert mich nicht erst seit ich 30 wurde, also "keine tüte" angeklickt, trotzdem fucking 12 euro für ein paar erdbeeren. es sollten einfach alle mehr und öfter scheitern im überflussland. als ich an die kasse zurückkomme mit meinen jetzt korrekt gelabelten erdbeeren, bilde ich mir ein ganz vorsichtiges grinsen der kassiererin ein, als sie sagt, ich hätte "deutsche" erdbeeren gewogen anstatt "spanische", wir beschließen aber, dass uns das egal ist in diesem moment, ich freue mich über pluspunkte gegenüber ihr und weil ich schon ahne, dass ich später einen charmant-harmlosen kapitalismuskritiktext ins internet säuseln werde.

achim und manfred bleiben dann so passgenau vor mir und allen anderen im ausgangsbereich stehen, dass sie einen stillstandstau an der engstelle im einkaufswagen-verkehrsregel-überflussdeutschland verursachen, aber niemand regt sich darüber auf, ich wundere mich, vermute aber auch da noch eine versteckte metapher für irgendwas. auf der heimfahrt (800 meter mit dem auto) denke ich mir diesen text aus.

( bildquelle: >_ )

n why c

klar: man (also: ich) könnte, gerade WEIL man endlich mal wieder etwas hat, das man nicht scheiße findet (originelles scheißefinden schreibt sich ja immer einfacher runter als präzises tollfinden), hier einen dieser ("meiner") überemotional klingenden schwurbeltexte reinklöppeln - einen dieser texte, die mir ein paar tage später meist selbst unangenehm sind bei der drittlektüre, also nach dem hangover-ausklang irgendwann, wenn man erst die ganze ichbezogenheit erkennt, über die man sich bei anderen (menschen und dingen) normalerweise lustig macht oder aufregt: nein, rebeccajosephine, "weil es schon seit jahren mein traum ist" ist halt KEIN argument dafür, dass du germany’s next top model werden solltest, und nein, frank ellpunkt, "weil gerade DER song dein herz blutig massiert" ist halt auch KEIN argument für irgendwas qualitatives, nur für etwas sehr individuell niedliches vielleicht, for what it’s worth, aber das ist dann halt kaum was worth.

okay, wo war ich. man (..) könnte nämlich aber auch einfach mal versuchen, wirklich ein bisschen präziser in worte zu fassen, wie und warum mich new york schon wieder so gekriegt hat in lächerlichen zwei(netto)bisfünf(brutto) tagen spontankurzurlaub, wie und warum new york eine andere liga ist im psychogeographie-game meiner selbstwahrnehmung. man könnte sich mal überlegen, das blutigmassierte herz aus der gleichung rauskürzen und der sache auf den grund gehen zu wollen, WIESO ich mich gerade in new york wohler fühle als beispielsweise in london, und wenn schon vielleicht nicht für einen schwurbelblogtext dann doch aus echter neugierde, aus interesse am sachverhalt. es ist ja niemandem geholfen, wenn ich eine textwurst lang meine ergriffenheit angesichts des ausmaß der stadt beschreibe, oder wenn ich erzähle, wie mich einzelne aspekte begeistern und ich dabei einfach meine übliche imperialistischer-kapitalismus-kritik ausblende for arguments’ sakes, oder wenn ich von party-, touri-, people-kram berichte der dann noch nicht mal nyc-spezifisch ist bei genauerer betrachtung, also "doppelt egoistisch", und und und. germany’s next topmoppel, der dorfdepp unterwegs in der wirklichgroßen stadt. nope.

man könnte also den ganzen emokäse entfernen aus den gedanken und sich zurücknehmen im wahrsten sinn des wortes bei der ~aNaLySe~ der geilheit von new york.

dachte ich.

aber.

es ist ja eben auch so: einen lonely planet für reiche will ja auch niemand lesen, und ich selbst noch weniger. toll, dass ich eine bude kenne(ngelernt habe), wo die pizza slices noch $1.50 kosten, und wahnsinn, dass etwas wie whole foods existiert, und klar das internationale iMaGe der stadt und eine freiheitsstute ™ gibt’s auch, ja, BORING. nee.

dann lande ich nämlich vielmehr beim umgekehrten extrem, nämlich dem, wo ich mich noch MEHR einbringe in’s gleichungssystem: was mir an new york so gefällt, bin ich. ja huch. ich kann mich dort besser leiden als - again, beispielsweise - in london. ich kann mich auch in kreuzberg ganz gut leiden oder in bangkok, immer auf eine andere art, aber ich finde mich da schon ziemlich prima, ich würde glatt soweit gehen, dass new york (ich bin mir dessen bewusst, dass ich mit "new york" ein paar blöcke brooklyn und manhattan und infrastruktur meine und nicht mal ein promille von NEW YORK wirklich kenne, geschenkt) ein konstrukt, ein umfeld, ein KONTEXT ist, der dazu führt, DASS ich mich besser leiden kann als in münchen. und, verzeihung: das ist dann eben doch wieder eine ziemlich große erkenntnis ("das musste erstmal hinbekommen!!"), dass ich spüre, wie mein hirn auf einmal freundlicher wird zu sich selbst, in diesem kaputten disneyland. als würde mich new york nahbarer machen.

fair enough: schwurbeltext zweiter ordnung. aber da müssen wir jetzt durch.

dass ich mich gut finde, passiert selten. bei (nach) thailandreisen hab’ ich diese art der selbstwahrnehmung mal jemandem so beschrieben, dass ich es genieße, nicht ~irgendwas~ sein zu müssen. ähnlich wie in berlin, obviously, nur ist berlin halt der spezialfall, in dem ich mich in der regel & per default aufhalte, das zählt erst mal nicht, jedenfalls nicht in der beweisführung - als wäre das freiheitsgefühl eben nicht die größe der stadt, sondern die (obacht:) aufheit.

(fußnote: aufheit ist .. sowas wie offenheit, nur von innen heraus gemeint und nicht von außen draufguckend. does that make sense?)

wenn ich also nach zwei tagen erschrecke, weil ich bemerke mich mit der hihowareyou?thanksimfinehowareyou?-freundlichkeit, äh, angefreundet zu haben, nicht aus toleranz, sondern eben aus akzeptanz, aus verständnis; wenn ich mich nach zwei tagen bei smalltalk ertappe (a thing i hate), und dabei, dass ich im fast gleichen moment grinsen muss, weil ich das wort "ertappen" laut gedacht hatte; wenn ich angesichts der abgefucktheit everywhere angst bekomme und diese angst dann nicht zum panikattackenquickie mutiert; wenn ich das alles darauf zurückführe, dass mich die stadtaufheit dazu bringt mich besser leiden zu können und sich daraus ALLES andere ableiten lässt - dann ist das genau die oben genannte art von schwurbelscheiß geworden, den ich ja vermeiden wollte. full circle. aber wenigstens kann ich so tun, als hätte ich was mit achtsamkeit in mein featurerepertoire aufgenommen.

(OKAYOKAY: körper says no, nach ein paar tagen, in many aspects. aber wir kennen mich ja gut genug um zu wissen dass ich natürlich nicht auf so einen quatsch wie körpersignale höre.)

to the moon

220401+

ein "konzert" also, so ein ding, mit dem man früher, damals, pre-alles, noch sein leben tapeziert hatte in jeder freien minute - also mit dem genre machte man das, mit der branche, dem mindset "livemusik" eben. ein "konzert" also nach zwei jahren trennung wie aus einer beziehung raus (aber "keine kapazität für liebeskummer, ich hab’ genug andere sorgen"), mit hartem cut, mit zwei jahren straßenseitenwechsel wenn der/die ex einem entgegenkam.

aber so sauber trennscharf wie der schnitt im märz 2020 jetzt auch der wiedersehens-reboot mit dem gefühl dabei. madrugada auf der bühne als nicht allererstes "ding", nicht als postcoronapremière, geschenkt, da gab’s schon eine hand voll andere in den letzten tagen, aber: dann eben doch als das offenbar ~nötige~ um sich daran zu erinnern, wie das früher war und was man daran so mochte und wieso man sich selbst darin und damit so mochte und wie sehr man das gefühl vermisst hatte und wie gut es (zu) einem passt --

madrugada auf der bühne jedenfalls, und nach zwei bis fünf minuten jegliche skepsis geradezu enttarnt, entfernt, gelöscht. jegliche sorge, dass man "konzerte" verlernt haben könnte so wie das restliche soziale ding, den generellen umgang mit menschen, schlagartig fort. als würde man sich im allerfuckingersten augenblick des knutschens an ALLES erinnern, worauf man beim expartner damals stand, und worauf man bei & an sich selbst stand, wenn man mit dem expartner knutschte, und weil man mit dem expartner knutschte. zwei bis fünf minuten brauchen madrugada und ich strahle und zittere und flenne vielleicht auch ein bisschen vor glück und gleichzeitig angesichts der albernheit des flennens bei einem konzert, so meta, drauf geschissen, aha, DAS ist also ein glücksgefühl?, nimm das, excitalopram!, aber ernst mal beiseite:

der ganze abend also eine erleichterung zweiten grades. darüber, dass es noch ~so~ ist, einerseits, und darüber, dass man sich an das "noch" noch erinnert, andererseits. die setlist ist da schon fast egal, toll natürlich, aber es geht nicht um details, es geht nicht mal um das musikgenre, es geht um die möglichkeit, das sich (wieder) auftuende potential. es hat mich, nicht nur die band hat mich, der ganze abend hat mich, die szene hat mich, die subkultur hat mich zurück, hier, nimm mich, hier bin ich, bäm, ich bin dein. von null auf routiniert im umgang mit allen und allem, muscle memory des herzdings, jeder noch so kleine affekt und jede bewegung und jedes artikulönchen EVERYWHERE an diesem abend ist mir persönlich bekannt, homecoming eines gefühls, highfive, sogar mit allen nervigkeiten und doofaspekten des lebens, des früheren, damals, vor duweißtschonwas. alles dabei, alles wieder da, alles richtig so.

bei "electric" denke ich (mir diese paar absätze hier aus, und) darüber nach ob es vielleicht so eine art muskelkater gibt, ob ich in den nächsten tagen erst noch meinen groove finden muss, babysteps womöglich, was ja auch irgendwie in der restwelt die befürchtung war und bleibt und "nichts ist mehr, wie es achhaltdiefresse", aber selbst wenn: das waren zwei doofe jahre, here i am, back again, und jetzt lass mal endlich wieder knutschen. dringend.

(i’m ready my love, holding on to you.)

bademanteltage

(runtergetippt as it happened in meinem kopp, auf lektorat verzichtet, auf absätze auch, und nach diktat vereist & verreist.)

symbolbild

knapp zwei jahre jetzt also. in denen aber doch eigentlich kaum was passiert ist. das zeitgefühl ist weg, die puste so langsam auch. aber sonst? ich hatte drei impfungen und eine "erkrankung" hinterher, so eine in anführungszeichen, mein sammelheftchen ist gewissermaßen voll und trotzdem scheint da noch irgendwas zu fehlen. mein dad war einer der ersten biontech-empfänger damals, ende lassmichkurzüberlegen 2020 war das, deswegen ist er -geviertimpft- mir auch längst wieder eine impfung und derzeit 46 lebensjahre voraus. überhaupt, wieso nennen das alle "pieks"? es ist das vielleicht geilste, fortschrittlichste, irrsinnigste, was ich -vermutlich- jemals erlebt haben werde - kann man da nicht ein bisschen mehr ernsthaftigkeit, meinetwegen auch demut erwarten als ein semantisches piratenpflaster? ende april 2021 hab’ ich geflennt vor glück und dabei war’s "nur" astra zeneca, aber das zeug schützte ja offenbar nicht nur gegen das stachelvirus, sondern half auch ganz gut gegen (meine) panikattacken. tbt der abend mit den "neben"-wirkungen, drei stunden schüttelfrost und eigennamenamnesie und hinterher dieses noch bis heute anhaltende staunen darüber, entspannt zu sein/bleiben trotz und bei und wegen knapp 40 fieber einfach nur im urvertrauen auf wissenschaft und körper bzw. biologie, sich selbst dabei zu spüren wie dieses fleisch/organ/knochen-ding arbeitet und checkt und rumkrasst. es ist so ein wahnsinniger wahnsinn, ironiefrei. im vergleich dazu ende juni biontech nicht der rede wert, im dezember moderna bisschen anders, aber beide auch direkt schon wieder verbucht als wär’ man profi im geimpftwerden, also nicht nur das ego dabei, sondern auch das olle körper-ding, fast schon schade, but - well. beim "milden verlauf" anfang 2022 dann noch ein kurzes aufflammen der begeisterung: what if, ich mag nicht dran denken, die "geringe viruslast" vor den impfungen passiert wäre, wie mild wäre der januar dann gewesen?, und let’s not talk (or think) about the whole panikattacken-nebenhandlung. die ja wiederum pre-erstimpfung zu einer flugticketbuchung und direkt weiter nach moskau geführt hätte, mit lastminute-express-visum und shady impf-angebot durch einen norwegischen (?) reiseveranstalter für 2x 3 tage aufenthalt im abstand von 21 tagen, - aber wo doch an den zaubertrank hier halt um’s verrecken nicht ranzukommen war, notwehr gewissermaßen, take me in your saviour-arms, rote großmacht, und ich hatte echt schon mehr geld für größeren quatsch ausgegeben, so what. eine der gleichzeitig zur reisebuchung verschickten knapp 50 irre freundlich formulierten mails an berliner arztpraxen brachte dann aber 5 tage vor flug an einem freitagabend den anruf "können sie morgen früh um 10 hier sein?" - "KLAR!", und ich glaube, ich hab’ wirklich in großbuchstaben geredet (und am nächsten morgen dann nicht nur geflennt vor freude, siehe oben, sondern auch wegen der reisestornogebühren, aber: auch siehe oben, wenn das mal nicht einer der am wenigsten schlechten gründe in meinem leben war, sehr viel geld auszugeben, dann bin ich gespannt was da noch kommt). also: ja, schiss hatte ich, mehrmals bzw. durchgehend, und first rule of anxiety club ist ja bekanntlich eben gerade /nicht/ durchatmen und entspannen, sondern aktives ablenken, ~führung~, den gedanken keinen raum lassen (über intensivstationen und angehörige und doomscrolling nachzudenken), sondern sich beschäftigen. und kaum ist man ein paar nächte nacheinander schlaflos, hat man alle staffeln brooklyn nine-nine und archer durchgeguckt. plot twist: über intensivstationen und angehörige denkt man natürlich gleichzeitig trotzdem nach, und doomscrolling geht auch auf dem zweiten screen während auf dem anderen die serien laufen. ja, "soo leicht krieg’ ich mich nicht, freundchen!", ich war schon immer ein bisschen schlauer als ich dachte, bzw. eben nicht. letzteres (also: nicht) ja vor allem zu anfang, als sätze fielen wie "lass uns das konzert mal von april (2020) auf juni (2020) verschieben, man kann ja nie wissen, sicher ist sicher". und ersteres (also schlauer) vor allem je jetzter desto mehr: was haben wir uns nicht alles für begriffe und kulturtechniken draufgeschafft in diesen zwei jahren, über virusvarianten und contact-tracing und wissenschaft und peerreviews und markuslanz und politik und über bluetooth und inzidenzwerte und gesundheitsämter und hygieneschutzanordnungen und über illegalität von parties und über lieferkettenlogistik und über ffp2, so.viel.neues. war das früher auch so und man hatte es nur nicht bemerkt? fällt mir das nur auf weil’s so ein FUCKING EVENT ist und man seit zwei jahren im bademanteligen homeoffice verbringt und - siehe oben - die kognitive führung fehlt? anderer-andererseits aber ja auch wieder spannend: zu faul (immer gewesen) um irgendwas zu LERNEN ohne anlass, sprachen oder skills die ich nicht benötige, im gegensatz zu interessen und neugierden bei denen es einem ja noch nicht mal wie "lernen" vorkommt - das coronading als aufgezwungenes interesse nur wegen seiner ~wichtigkeit~ (um die panik mal positiv zu ~framen~). der "fucking event" (zitat sarah) als solcher funktioniert halt in dieser hinsicht verlässlich: kaum bekomm’ ich am dienstagabend im auto mein positives testergebnis per email, schon weiß ich nicht mehr auf welchem weg ich dann heimgefahren bin und mit wem ich direkt telefoniert habe noch als ich meine tasche für’s krankenhaus VORSICHTSHALBER GEPACKT habe, um dann erst mal zu googeln, was der sog. "ct-wert" eigentlich bedeutet. und wieder: neues wissen. irre. 9 weitere bademanteltage und 6 staffeln "superstore" später alles wieder wie zuvor, und jetzt sitz’ ich hier mit der gepackten krankenhaustasche. das ist jetzt also der eNdEmIsChE zUsTaNd demnächst, auch gut, also jedenfalls was die angstattacken angeht, die dann vermutlich zur von früher gewohnten "generellen sorge" mutieren - und was die PARTIES angeht, die, und auch das muss man ja zugeben, so im halblegalen underground auf eine gewisse art besser in der erinnerung bleiben (werden) als, naja, alle anderen. allein schon weil’s die seltenen momente waren, wo man (also: ich) gerade TROTZ der angst und panik und skepsis .. völlig absichtlich und zweckmäßig es geschafft hat sich abzulenken genau davon, ohne alkohol oder drogen zu benötigen (aber let’s be honest, ja, schon gut - das ganze ding rund um körper und selbstwahrnehmung und sex und nähe und hirn und affekt in diesen zwei jahren, in denen "körperflüssigkeiten" einen anderen kontext bekamen als zuvor, in denen "alkohol" eine andere bedeutung hatte und "drogen" ja sowieso, das wäre einen eigenen text wert, maybe next time). ablenkung generell aber, again, egal womit und wodurch: geiler scheiß, so rückblickend - die plötzlichkeit, die überraschung, der kontrast quasi zwischen der fuckedupness der welt und dem moment, zwischen angst und euphorie, zwischen planung und spontan, der war in den letzten zwei jahren tatsächlich (zwar seltener, aber eben auch) beeindruckender als in den anderen vorher. for what it’s worth.