love & death -- und das, was weiterhin verlorengeht in dieser technifixierten welt, ist das intuitive, spontane und affektive der kommunikation: das hörer-auf-die-gabel-knallen, das sich-anbrüllen, das sachen-sagen die einem später leid tun.
statt dessen nur noch leise tastendrücke auf rotgefärbte hörersymbole und wohlformulierte emails und kurznachrichten, teilweise mit business-disclaimer als signatur. durch den kompressor gejagte empfindungen, abgeschwächt und angegleicht, gefühlsregungen nur noch in nuancen wahrnehmbar. wimmern statt flennen, lächeln statt freuen.
(türen-zuknallen hat so eine ganz eigene art von /effizienz/, die man 2007 fast nicht mehr hinbekommt. außer mit türen-zuknallen, klar. aber wer macht sowas heute schon noch?)

das in magazinform gegossene pendant zu dem gefühl, das sich beim hören von formatradio einstellt, heißt übrigens "neon".

und so choreographieren wir uns munter durch den tag.

"ich köchte mir einen kaffee, falls ich aufwuch."

(darf ich vorstellen? der plusquamjunktiv. zu betonen auf dem a, übrigens.)

(sprache in erregung.)

and if we go someplace to dance, ..

den kontakt zur welt (an der du krankst) erhältst du dir, indem du beginnst, außenwirkung (also selbstzweifel) und stil (also understatement) auseinanderzuhalten, und für beides nicht mehr den begriff "coolness" zu verwenden, was ja nur im - auf allen ebenen - /nüchternen/ zustand funktioniert, paradoxerweis'.
mit steigendem iq (also sinkender besoffenheit; und ich ahne, daß ein weiteres von mir noch nicht genauer benennbares attribut großen bock auf einen intellektuellen dreier mit diesen beiden hätte) nennt man "unzufriedenheit" ja irgendwann schließlich auch "traurigkeit", und noch später weiter dann "schwermut".

.. i know that there's a chance you won't be leaving with me.

(file under "die 120 minuten von nachtleben: höllenkreis der melancholie".)

diese geradezu nett-harmlose art von /macht/, die kleine kinder beim warten an einer roten ampel haben: zig erwachsene drumherum, die es eigentlich aus fadenscheinigen gründen eilig hätten, aber diesen gerade für einen der letzten momente (für eine der letzten möglichkeiten) in ihrem leben halten, wo sie ihre gute erziehung zeigen (können, dürfen) und dann eben doch brav auf grün warten, obwohl bei klarster sicht bis zum horizont nicht einmal die illusion eines autos naht.
(leichte eingebildete gänsehaut dann spätestens, wenn man vom gegenüberliegenden bürgersteig -den text über all jenes schonmal im kopf vorformulierend- im gesicht, im blick, im lächeln des wartenden kindes genau dieses /wissen/ über die gesamte situation ablesen kann und sich für dreieinhalb millisekunden wie der verbündete große bruder fühlt.)

traumberufe ("was mit medien")

alexander neumayer - obstschnitzer

das oberflächlich tolle hingegen am fernsehen ist dann ja wieder, daß man nur zur richtigen uhrzeit blind auf einen der deppensender schalten und ein paar minuten abwarten muß, bis sich die möglichkeit für einen screenshot bietet, den man nicht einmal mehr kommentieren muß.
[aber könnte, natürlich, mit "dekadenter scheißdreck für gelangweilte gala-leserinnen" vielleicht, ein bißchen weniger harsch sondern mehr niedlich formuliert eventuell, und mit einer angezynischten schlußpointe versehen. aber aus dem alter ist man dann ja auch irgendwie raus, so im weblog.]

du verliebst dich immer nur in dinge, die in bewegung sind, nie in statische (personen werden interessant, geräusche werden zu musik, orte beginnen zu leben). den zauber siehst du im moment, also einem -wenn auch kurzen- zeitraum, einer zeitspanne, in der du das objekt ent-deckst. /wenn/ du dich verliebst, dann in einen ablauf, ein intervall, eine energie, einen strom (stream). und deswegen stößt dich stille auch so sehr ab: sie macht dir angst, denn sie ist das gegenteil von verliebtsein (-- also gleichgültigkeit). begierde ist potential, und zeit heilt.

und das, was auch verlorengeht in dieser technifixierten welt, ist das moment des suchens und findens: die "ich sitze hinten links"-sms oder der "ich komme drei minuten später"-anruf, all das verlangweilt den öffentlichen raum, das be-gegnen. räume werden nicht mehr erschlossen sondern eingenommen, informationsgehälter sinken, eindrücke prägen nicht mehr sondern werden notiert oder ignoriert. keine überraschungen mehr bei verabredungen, keine stimmung und keine spannung, nur noch "wink' doch mal, wenn ich endlich drei meter neben dir stehe". kalt, warm, lauwarm: virtualisierungen des suchens, nichts mehr mit-bekommen, kein abenteuer mehr dank flatrate. das war in den 80ern echt sexier (-- die klamotten aber schlimmer, zugegebenermaßen).

aus tiefstem herzen

wir bewundern am fernsehen auch 2007 noch immer die kunst der /inszenierung/. bei allen beteiligten, innerhalb aller formate, zu jeder uhrzeit, auf jedem sender, auf jeder einzelnen stufe des schichtenmodells. die zwar auch in anderen medien existiert, aber nirgends so subtil perfektioniert wurde (vielleicht sogar ehrlich unbewußt, stellenweise) wie im fernsehen: ekelerregend und beeindruckend zugleich.

("hier ist eine competention!")