psychogeographie

charakteristisch war auch eine aufforderung der situationisten, sich absichtlich in fremden städten zu verlaufen, um sich neuen entdeckungen, erfahrungen und zusammentreffen auszusetzen, oder dort stadtpläne anderer städte zur (des-)orientierung zu nutzen. nach ihrer auffassung war der städtische bebaute raum der sichtbare ausdruck jenes (über-)rationalen denkens, das sie kritisierten. jedes gebäude wie etwa plattenbausiedlungen oder einkaufszentren transportierte demzufolge ansichten über menschen (..), und unterschwellige vorgaben an dort verkehrende menschen, sich auf bestimmte weise zu verhalten.

neues wort gelernt: psychogeographie. (vgl auch: florian rötzer (mentaler exkurs: unbedingt dran denken, bei gelegenheit mal zu versuchen in worte zu fassen, warum rötzer einer der wenigen letzten lesbaren telepolis-regulars geworden ist bzw wieso wolf-dieter roth unglaublich langweilt) in telepolis (aha!) über emotionale stadtkartierung).

außerdem in abteilung 174.d meines hinterkopfs, schon länger: mal ergründen (ein begriff, der bei der wahl zu meinem begriff des monats übrigens ziemlich gute chancen auf einen zweiten platz hat), wie die eigene stadtwahrnehmung funktioniert. nicht nur "sich selbst von oben sehen", sondern eben auch die abläufe beim /verknüpfen/ zweier bekannter gegenden oder mal mehr auf sich selbst zu achten beim - nun ja - heimkehren eben. meta-wahrnehmung notieren. wahrscheinlich ungefähr so schwierig, wie über sich selbst objektive dinge zu schreiben. aber nicht ganz so unnötig immerhin.

ernst beiseite: bei nächster gelegenheit dringend mal wieder in eine neue stadt fahren und auf die art (den stil, den typus) der eigenen wahrnehmung auf allen (haha) ebenen (also primär akustisch und optisch, i suppose) achten. selbstgestellte hausaufgabe: das alles in worte fassen und versuchen, in berlin (oder, schwieriger: karlsruhe) diese art der wahrnehmung zu forcieren.

best things in life are three.

21 wunderbare gründe, auch das diesjährige pfingsten mal wieder in leipzig zu verbringen:

argh.de tut empfehlenapoptose, propergol, nový svet, kirlian camera, spiritual front, land:fire, cyclotimia, dieter müh, deine lakaien, the protagonist, of the wand and the moon, katzenjammer kabarett, ordo rosarius equilibrio, echo west, heaven 17, nitzer ebb, the legendary pink dots, in the nursery, beinhaus, lydia lunch, salonorchester weimar.

[noch viel mehr gute musik, tabellarisch-chronologisch aufgelistet, wie immer im rauschmelder.]

kreativskat

bei ichglaubeeswarkishon vor einigen gefühlt-hundert jahren mal eine geschichte über ein /gesellschafts/spiel gelesen, bei dem sich jeder teilnehmer irgendeine, also quasi (..) beliebige, zahl denkt, und wer an die höchste dachte, bekommt "einen punkt" (exkurs: bei gelegenheit mal dringend darüber nachdenken, wieso "punkte" und nicht striche oder töpfe oder nudelsalate zum aufaddieren zugeteilter erfolgserlebnisse verwendet werden. die kulturgeschichte des wettkampfs. da muß es doch magisterarbeiten geben, oder?). das schöne an jener spielidee war nun aber, daß das regelwerk "as you play" verändert werden konnte. durfte, mußte. rief einer der teilnehmer nach einer eigentlich "verlorenen" (heute ist übrigens mal wieder internationaler tag der anführungszeichen) runde -beispielsweise- den begriff "schmödeldipapp", gewann er mit einer ungeraden kleineren gegen eine gerade größere zahl, sagte man rechtzeitig "nipnip" und summte dabei wie ein eisbär ™, so wurde die zahl des links neben einem sitzenden halbiert, nahm man ein getränk zu sich während der zweiten hälfte der runde, so verlor man automatisch. wichtig war nur, daß jeder teilnehmer sich alle nebenbei eingeführten regelbegriffe und aktionen merkte und entweder sinnvoll einsetzte oder sich eben einfach neue dazu-erfand, um eine runde zu gewinnen. "18" - "49 millionen" - "17 komma 3 und knurz!"

einer der erinnerungswürdigsten und am niedlich-tollsten in erinnerung bleibenden abende meiner jugend besteht jedenfalls aus ungefähr sechs gutgelaunten und lustigfrisierten stadtkindern an einem freitag in einer garage der eltern ("party"), die sich ab ungefähr 2230 uhr fast ausschließlich in zahlen, neu-erfundenen wörtern, purzelbäumen und grimassen unterhalten haben. (leider nie wieder geschafft, danach, bis heute, eine angemessen intelligente/offene/kreative runde und situation zusammen- bzw hin-zubekommen, um wieder dieses spiel zu spielen.)

(warum es manchmal ganz toll ist, kind der 80er zu sein.)

telenovela construction kit

(..) dass die hauptfigur lotta bisher zu wenig selbstbewusstsein ausgestrahlt habe. deshalb werde sie jetzt "nach und nach frecher".

in meiner kindheit gab es eine software für den damals großartigsten aller heimcomputer, den c64, die sich "games contruction kit" nannte. man konnte sich seitwärts-scroller aus bausteinen zusammenklicken und dabei unterschiedliche sprites auswählen und an einzelnen parametern drehen, so daß beim einen mal ein grünes flugzeug von links nach rechts flog und kleine panzer-icons am boden abschießen mußte, beim anderen mal ein lila auto von rechts nach links fuhr und dabei monster am oberen bildschirmrand überfahren sollte. im prinzip so, wie man sich als knapp 5-jähriger eben "programmieren" vorstellt, und worauf eltern dann nicht wegen des "erdachten" spielprinzips stolz sind (- sein sollen), sondern weil es eben der eigene bengel ist, dessen anflüge von kreativität und intelligenz damit umgesetzt wurden. und weil sich das so gehört, mit dem stolzsein.

liebe fernsehsender: wir haben 2006. so funktioniert das nicht mehr. und wir sind auch nicht aus loyalität stolz auf euch, im gegenteil. wir finden, ihr macht euch seit ein paar jahren ziemlich lächerlich.

bruch

"das ist quasi die keilschrift der popliteratur."

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die mishima-lesende spanierin, morgens in der u2, die so unglaublich /korrekt/ saß und gleichzeitig so vorsichtig las und das buch so behutsam in den händen hielt, als würde sie sich dem text von unten nähern. lesen mit in demut. überzeugt davon, im morgendlichen wahn, daß sie dann nur aus stil-gründen nicht am potsdamer platz ausgestiegen ist: ich.

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"ich hab' meinen musikgeschmack ja auch nur deshalb spezialisiert, weil mir sonst das plattensammeln einfach zu teuer wird."

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der initiativkuß

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das interessante am wieder-studentendasein ist ja diese konvergenz von interessen, das aufeinanderprallen einzelner "verwandter" universen, das gegenseitige befruchten -- das "aufkochen" eben.

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from my own true love (lost at sea). decemberists im mai 2006. mr postman, do you have a letter for me?

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an der benennung der compilation-cd (besser: "mixtape"! // file under alltagsanachronismen) den grad der wertschätzung ablesen. nicht für die zielperson, sondern für die darauf enthaltene musik. mehr schwärmen!

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gedanken und gebitten

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das klassische instrument als klanglicher preset der natur fragezeichen.

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zeit heilt (^2)

bäckerei steinbeiß, et al

die tiefbaufirma "erdmännchen", die derzeit nähe monbijoupark irgendein tierisch (..) großes loch in die straße buddelt, habe ich schon jetzt nur wegen ihres namens lieb. denn sowieso sollten ja viel mehr menschen ihre berufswahl wenigstens mit einer persönlich-ironischen note und aufgrund ihrer namentlichen veranlagung treffen, -- was wiederum zu einer "ausrottung durch überfluß" ™ der "originelle namen auf zahnarztpraxenschildern"-rubrik auf der jeweils drittletzten seite in wartezimmerzeitschriften führen würde, was wiederum2 ich begrüßen müßte. hallo.

the sisters of mercy, columbiahalle, 20060423

vielleicht kann man über ein sisters-konzert 2006 ja auch nur das gleiche schreiben wie über ein sisters-konzert 2003 oder irgendeines davor. vielleicht kann man immer wieder nur betonen, daß es diese "band" schafft, seit deutlich über 15 jahren ohne neu erschienene tonträger immer wieder auf welttournee in quasi-ausverkauften hallen zu spielen. vielleicht könnte man ja auch mal erwähnen, daß der altersdurchschnitt im publikum dann offenbar bei knapp 30 jahren liegt, und daß unter den kerlen im publikum auffällig viele mit manischem (aber doch irgendwie entspanntem) fanboy-blick und mit defektem haarschnitt sind, die außerdem noch den sisters-stern bzw das logo auf den oberarm tätowiert haben. vielleicht kann man dann auch immer wieder erwähnen, daß andrew eldritch auch 2006 noch im st.-pauli-shirt, mit sonnenbrille im gesicht und kippe in der linken hand in einer "wall of fog" ™ auftritt, so daß sich die bühnendeko auf sehr viel buntes bzw verschiedenfarbiges licht, strobo und eben dramatisch viel nebel beschränkt, aus dem heraus man hin und wieder den meister oder die eher unauffälligen gastmusiker auftauchen sieht. dann müßte man auch all die anderen konzert-review-klischees durchmachen, beispielsweise das nicht-auslassen sondern eben "erst-recht-spielen" von eigentlich ja totgenudelten hits wie "temple of love", die aber im konzertrahmen eben dann doch /wieder/ funktionieren. oder wie begeisternd die menge der alten säcke ausflippt, sobald die ersten töne von "alice" erklingen. und daß bei einem sisters-konzert die ungeschriebene regel, nie ein shirt jener band zu tragen, die gerade auftritt, komplett unbekannt und somit ungültig zu sein scheint.

crazy people (tm) im publikum ja, könnte man vielleicht, alles. man könnte dann auch wieder in eine melanscholisch abdriftende rezension verfallen und von der eigenen musikalischen entwicklung schwärmen, wie wichtig die sisters-sachen in der eigenen jugend waren. 1959, lucretia, marian, oder die ganzen vision-thing-sachen. wie sehr einen das alles zu dem gemacht hat, was man jetzt ist, bezüglich des musikverständnis (-ses?) und des ganzen draufseins generell. und ob man das überhaupt so trennen kann, bei der betrachtung eines konzerts, ob man die "objektivität" forcieren kann, oder noch weiter - ob man das überhaupt sollte, wie angebracht es denn wäre, ein sisters-konzert ohne gedanklichen ballast zu betrachten, und wenn, dann auf welcher ebene denn überhaupt? "rocken", instrument-virtuosität, stimmliche qualitäten, "show"? nein. bullshit, alles.

man kann nur auf die alte "lieben oder hassen"-formel zurückfallen, in solchen fällen, speziell in diesem. man muß nachvollziehen können, daß eine immer wieder gleich/ähnlich ablaufende tour alle 2-3 jahre nichts ist, was den durchschnittlichen spex-leser hinter dem diskurspapierchen hervorlockt, und man muß gestehen, daß sisters-konzerte nicht unbedingt das sind, bei dem man die faszination sofort /versteht/. aber andersrum: man muß es ja auch gar nicht. solang ich mir alle 2-3 jahre mindestens ein sisters-konzert ansehen darf, gerne auch zu schweinepreisen. es wurden schließlich auch schon ganz andere leute sehr gut dafür bezahlt, daß sie jahrelang das gleiche gemacht haben.

("damals" nannte man ja "reklame" noch einfach "reklame")

wenn man diesen schlecht nachsynchronisierten iglo-rahmspinat-tv-spot mit dem eigenartig rundlichgemampften rudi-völler-double sieht (besser: hört), /spürt/ man ja geradezu live, wie der auftraggeber sofort nach dem allerersten screening mit den worten "das muß noch enthusiastischer klingen!" eine neue stimme zur synchronisation herbeibefohlen hat. weswegen man sich ja eigentlich auch mal wieder ein paar grundsätzliche gedanken über werbung, insbesondere die im fernsehen, machen könnte. (allerdings, zum sortieren und aufschreiben ebendieser fehlt mir gerade der antrieb, zugegebenermaßen.)