breaking news: kältewelle bald vorüber

entwarnung. das mit der kälte, vor allem hier in berlin, ist sehr bald vorbei. klappt schließlich so mit allen dingen, an denen ich gerade gefallen finde, egal ob personeller (leute verknallen sich in wen anders), kulinarischer (restaurants schließen), musikalischer (konzerte werden abgesagt) oder situativer (atomkrieg bricht aus) art. derzeit nimmt man die kälte ja gar nicht mehr als solche wahr, sondern eher als grundzustand. als grotesken zwar geradezu, als vollkommen weird-en, aber nicht mehr als fiese eiseskälte. man arrangiert sich. mit sich selbst, mit der heizlogistik, mit anderen frierenden menschen, und mit verkniffenen gesichtsausdrücken, die einem auf dem heimweg begegnen.

schließlich zeigt einem dieser zustand ja auch, was wichtig ist und was nicht. wie alle extrema in so einem bemitleidenswerten kleinen leben. sichtweisen geraderücken, perspektiven justieren. daß man dazu wetter benötigt, ist ja eh schon schlimm genug. die punks freuen sich, wenn jemand wenigstens mal stehenbleibt und nachsieht, ob er kleingeld übrig hat, überraschen (wieder) mit kältegalgenhumor ("also ich spare ja zur zeit auf einen kühlschrank!"), und überhaupt sind es -- wie immer -- die vielen details, die einen am leben erhalten. und man beginnt das zu schätzen. hundert kleinigkeiten, anstatt drei events. education through pain, wußten ja schon tg damals. barfuß-heimlaufende frauen am sonntagfrüh um kurz vor sechs.

und der winter funktioniert dementsprechend (wementsprechend denn eigentlich?) auch noch besser mit dem richtigen soundtrack. wie alles. manics, derzeit, vielleicht auch noch muse, november növelet, carpenters, mogwai oder neurosis. man sollte ja sowieso immer den richtigen song dabei haben. selbst die nutten an der oranienburger haben seit ein paar tagen abenden ipod-stecker in den ohren, während sie lächelnd frieren.
nein, das ist schon alles gut so. wenn der atem sichtbar wird. wenn man anrufe und emails von bekannten aus den subtropischen gebieten (elsaß) mit befindlichkeitserkundigungen und lebenshilfe bekommt. wenn man anfängt, sich bewußter zu bewegen. wenn man wieder etwas respekt vor allem bekommt. wenn man sich spürt, wenn man über zivilisation und deren auswirkungen nachdenkt. wenn sich alles gut anfühlt, innen, solang man außen sowieso nichts mehr spürt.

"we love the winter, it brings us closer together", aber auch das hatte ich ja vor ein paar tagen schonmal erwähnt. also los, schnell genießen, bevor demnächst wieder alles vorbei ist. ich kenn' mich doch.

draußen

und überall wieder diese seltsamen anthrazitfarbenen grauen volks-parkas mit den bettvorlegerartig reingesteppten badezimmerfliesenformen und den idiotisch weit oben sitzenden taschen, in denen vor allem kleine dunkelhaarige frauen so aussehen, als müßten sie sich gerade die brüste festhalten, wenn sie beim frieren cool aussehen (haha) wollen.

erstsemester am nebentisch

du hast jetzt deine prostitution in der antike schon fertig, oder?

war dann aber wohl doch nur ein hausaufgabenthema. und wenn ich in deren meta-diskurs über die themenstellung jetzt noch ein einziges mal die floskeln "ja, das ist eben die frage!" oder "aber die these ist doch eigentlich ..?" aufschnappe, geh' ich rüber und nehm' dem kerl die gesichtscreme weg, mit der er sich seit einer viertelstunde die stirn massiert.
himmel hilf. unter metrosexualität hatte ich ja immer was anderes verstanden. deutschland, deine denker.

"zurückbleiben, bitte!"

diese jedesmal so eindringlich formulierte bitte ans eher überdurchschnittlich intelligente volk direkt nach dem betreten des öffentlichen untergrund-nahverkehrs, ab sofort doch bitte die last des mitgebrachten iqs auf ein minimum zu reduzieren -- wahrscheinlich aus gründen der gruppentherapie bzw. der empfehlend-nahgelegten unauffälligkeit in der masse all der seelenlosen gesichter und bemitleidenswerten kreaturen um einen herum: ist es das, was man understatement nennt?

ich klicke, also bin ich

amazon-screenshot: wenn sie nicht sind, bitte klicken.

heute gelernt: gleichzeitig in nebeneinanderliegenden tabs als amazon-kunde und amazon-partner eingeloggt zu sein, führt zu interessanten reaktionen auf cookie-ebene.

(file under "mein leben wäre eigentlich ein spannendes".)

antibabypulle, die:

primitivalkoholisches getränk (bspw. bier), eingesetzt zur indirekten empfängnisverhütung mittels kurzfristig-deutlicher herabsetzung der eigenen attraktivitätswirkung.
die antibabypulle wirkt besonders gut bei (bzw. an) -> frauen und ist nicht zu verwechseln mit der sog. -> zigarette davor, die eine vergleichbare wirkung, allerdings auf einer eher implizit-intellektuelleren ebene, erreicht.

übrigens: 2006!

quersumme 8, und auch sonst optisch nicht besonders hübsch, diese zahl. haben gerade zahlen aber eben so an sich. und so gesehen muß 2005 ja besser gewesen sein als 2006 es jemals werden kann, ich könnte also eigentlich schon im januar mit dem jammern beginnen.

was war 2005? das verfickte studium beendet und umgezogen bzw. endlich heimgekommen in die große stadt. läßt sich sowieso nicht mehr toppen. (seit wochen streitet sich ein nicht unwesentlicher teil meiner synapsen über einen ungefähr 37mal von mir angefangenen blog-eintrag, an dem ich kurz vor schluß immer etwas auszusetzen habe - der es einfach nie "perfekt genug" ausdrückt, was ich an berlin mag, wieso ich hierher gehöre. muß ich wohl noch warten, bis der text sich vielleicht endlich mal schreiben läßt (lies: mir die erlaubnis erteilt, ihn zu schreiben). aber das nur am rande.)

nein, 2005 war offenbar gar nicht so dramatisch scheiße. zwar fallen mir um's verrecken keine 10 platten ein, die wirklich einer jahres-top10 würdig wären, und selbst wenn, sind es nur solche, die man irgendwo im laden ™ bekommt und sich nicht in japanischen fanzine-mailorders bestellen muß oder bei ebay als rarität von einem verrückten aus mexiko selbstimportiert - nein, nur das langweilige zeug, das wahrscheinlich auch in der spex auftaucht und von dem jedes durchschnittliche indiepopmädchen längst die lyrics auswendig kann. ich bin langweilig geworden, was das angeht. nichts gegen die spex. aber das eigene distinktionsbedürfnis wächst nunmal auch mit dem alter. so gesehen ja nur konsequent.
david judson clemmons natürlich, weit vorn auf platz 1. die beiden metric-alben, mit denen mich, und nicht nur mich, die a-list-bloggerin aus freiburg infiziert hatte. "insen" von ryuichi sakamoto & alva noto, die wahrscheinlich wärmste cd seit jahren bei raster-noton. the one ensemble of daniel padden, indie as fuck bezüglich meiner musikalischen subkultur und eben trotzdem so geil.
bei bands wie maximo park ist ja schon die zweite meta-eben des coolfindens (ich mag die band, obwohl mir bewußt ist, daß ich es eigentlich für viel zu dogmatisch halte, würde ich sie nur deswegen nicht mögen können, weil sie jeder mag) uncool, die editors haben ein halbes killer-album rausgebracht (nämlich ungefähr die erste hälfte), und arg viel mehr war schon gar nicht mehr, 2005.

"i love everything about you that hurts".

kreativ sein klappt nur unter druck, output funktioniert nur mit antrieb. erst kürzlich wieder eine, ha, "diskussion" darüber, wieso ich mit guter stimmung nur klarkomme, wenn sie ungewollt auftritt. wieso ich besser funktioniere, wenn ärger, kummer oder schmerz mit in der luft liegen. wieso ich nebel für vollkommener, nein, für konsequenter halte als sonne, wieso regen nieseln (und immer vorhanden) sein muß oder sollte, wieso ich dämmerungen liebe. schwebende zustände. bewegung seit- statt vor- oder rück-wärts. ("we love the winter / it brings us closer together", und wer die songzeile erkannt hat, darf sich nun ein blaues gummibärchen kaufen gehen.)

im ernst: vollkommene und/oder positive dinge sind mir einfach unheimlich. so funktioniert das einfach nicht. alles. und so gesehen hast du alles richtig gemacht, 2005. die angebrachte dosis von allem. und wenn ich mir von 2006 etwas wünschen dürfte, dann, daß es so weitergehen soll, wie 2005 aufgehört hat: genauso wunderbar großartig toll beschissen wie 2005. und in diesem satz gerade eben war kein einziges milligramm ironie.