4 learnings

anlässlich meines geschätzt siebtmaligsten aufenthalts auf diesem kontinent seit 2008: zwei konkret auf asien bzw. thailand bezogene beobachtungen, und zwei über zeitgenössisches reisen generell - alle vier allerdings ziemlich anmaßend generalisiert formuliert, wenngleich eher nur persönlich empfunden/gedeutet und dann aufgeschrieben, man kennt das.

"good luck, good luck" meinte er (der herr links), als ich ihn nach ziel und zweck gefragt habe, bin mir aber nicht ganz sicher, ob wir uns da richtig verstanden haben

a1) das erreichbarkeits-procedere in regards to sim-karten und daten-flatrates ist (damals schon gewesen, 2019 noch sehr viel mehr) ein für den durchschnittlich mitteleuropäisch-westlich sozialisierten technik-nerd eigentlich nicht mehr durchschaubar, wenn man über eine am flughafen gekaufte "all in one"-karte, die 7 tage lang funktioniert, hinausgehen möchte. die anbieter lassen sich auseinanderhalten auf den ersten blick größtenteils noch anhand der farbe ihrer corporate-id, dahinter beginnt dann ein irres geflecht aus prepaid-packages, gsm-codes, top-up-varianten, gültigkeiten, bandbreiten, special promos und zeitlichen & regionalen aktionen sowie kooperationen mit anderen brands, die auf mich so wirken wie vermutlich auf meine eltern ein komplettes internet. details erspar’ ich uns an dieser stelle. aber: das erstaunliche daran ist ja, wieder mal, dass man an genau sowas spürt, wie es sich anfühlt, mit einer kulturtechnik eben nicht mehr aufzuwachsen, sie gewissermaßen von der wiege an im blut zu haben, was hier vermutlich auch noch nicht mal altersbedingt ist, sondern eben soziologische gründe hat ("just asian things", >_) -- dass man sich also am meisten darüber ärgert, dass man sich damit befassen "muss" um es zu verstehen und selbst dann das gefühl zu haben, dass man sich gerade nicht die korrekte option bestellt hat oder schlimmstenfalls viel zu viel geld für etwas ausgegeben hat, was es mit einem anderen bestell-gsm-code gratis gegeben hätte etc (und man sich währenddessen permanent fragt, wie sich das ganze wohl für profis anfühlt, aber das ist dann vermutlich wieder der gleiche unterschied zwischen "mal tetris gespielt" und den tetris world championships), und dass es eben nicht so easy ist wie kacken oder atmen.

(exkurs: wenn bei dtac das guthaben aufgebraucht ist, gibt’s neben zig anderen auflade-funktionen in der provider-app den punkt "reconnect & promise to pay", hinter dem sich eine telefonnummer verbirgt, die ich mich nicht getraut habe anzurufen, die ich aber seitdem tatsächlich staunend betrachte und vermute, dass sich dahinter wirklich eine hotline verbirgt, die einem die datennutzung für beispielsweise einen tag wieder freigeben kann, wenn man nur nett & freundlich genug klingt und versichert, dass man dann eben hinterher bezahlt. wie toll wäre das? von meinem satzbau jetzt mal abgesehen.)

jedenfalls - da gibt’s durchaus parallelen zu mydealz-esker marken/kundenbindung ("geheimwissen" tarifstruktur und coupon-codes, sei auch du ein eingeweihter!, cheat the system etc), und im fall von asien kommt noch eine latente sprachbarriere dazu (wenngleich die provider-apps heutzutage zu einem nennenswert großen teil immerhin auch auf halsbrecher-englisch mit dem kunden kommunizieren können, for what it’s worth) -- i mean, die grenze zu ziehen zwischen "recherche zwecks optimierung eigener prozesse" (vulgo tarife) und "den aufwand nicht wert" (as in "um 5 cent zu sparen werde ich mir keine 2 stündige google-translate-orgie leisten"), ABER interessant finde ich das tatsächlich, solche entwicklungen auch in anderen bereichen zu beobachten. und über die nutzung von alipay und wechat und line für einkäufe in kleinen 7-elevens hab’ ich da noch nicht mal nachgedacht. möchte ich aber. auf dem rückflug vielleicht, wenn ich nicht schlafen kann.

(learning, die erste: mir fehlen offenbar learnings im leben.)

a2) das wahrscheinlich schon oft&überall diskutierte "lustige" phänomen der dünnen taschentücher: ich weiß noch nicht, was es bedeutet oder wo es herkommt, also was potentieller nasenschnodder oder dreckige finger mit kulturgeschichte zu tun haben, wieso es hier beispielsweise fast nirgendwo simpelste taschentuch-päckchen zu kaufen gibt (und wenn, dann nur "fest verschweißte", mit mitteleuropäischen wurstfingern nicht easy einzeln herausziehbaren einlagigen federtüchern von der konsistenz eines cola-glas-untersetzer-zellstoffs, die beim hingucken in ihre fasern zerfallen) oder in restaurants die "serviette" ihren namen nicht verdient, nämlich zu exakt nichts dient bzw. nutzt außer vielleicht noch das besteck darauf ablegen zu können -- 

gleichzeitig habe ich aber auch das gefühl, dass das eines der themen ist, zu dem es ruhig mal einen dlf-"hintergrund" oder "zeitfragen"-feature geben könnte, genau wie zB auch über die klos hier ja schon so viel gebloggt und gefilmt und dokumentiert wurde, und vermutlich gibt es solche analysen schon irgendwo auf youtube asia, nur finde ich sie nicht, weil siehe (a1) und wegen meiner kulturellen abgehängtheit, wobei wir -zack- wieder beim tourismus wären und dem schlechten gewissen, dass man reisend so mit sich herumschleppt, immer, nie nicht. vielleicht (read: wahrscheinlich) treibe ich mich aber auch nur zu sehr in ebenjenen touristischen gegenden herum und rede mir da unterschiede groß, die in der eigentlichen welt fernab von tripadvisor vielleicht nicht kleiner, aber echt unwichtiger wären.

(learning, die zweite: "urlaub" ist etymologisch vielleicht synonym mit "dinge weniger persönlich nehmen, egaler werden", ich werde das recherchieren, sobald ich bock bekomme.)

b1) aber speaking of, also reisen generell: ich bin einem alter, in dem ich es knapp noch hinbekomme mich an reisen ("urlauben") ohne tripadvisor oder google maps zu erinnern, und das ist viel weniger kokettierend gemeint als es klingt. und ich schätze das natürlich, einerseits, dass ich mich zurechtfinde, dass ich nicht in doofen restaurants lande(n muss), oder im sogenannten notfall dann doch den besten englischsprachigen arzt in der nähe finde - auf eine art ist das eine entwicklung gegen den kontrollverlust, dem man sich zwangsläufig im "urlaub" ja wissentlich und willentlich aussetzt. und vermutlich stecken da auch aspekte von globalisierung und sogar gentrifizierung drin, wenn mich die kleine coole "vegan burger"-bude beim gehen um eine review bittet, oder mich die massage-omma kurz vor dem einrenken meines halswirbels fragt, ob ich sie via google maps oder tripadvisor gefunden hätte. fair enough, und all das macht mich weniger kulturpessimistisch traurig: es ist eher ein staunen, ein wundern, dass ich mich an genau /diesen/ aspekt - obwohl zeitlich möglich - kaum noch erinnern kann. wie das "damals" so war, mit durchfragen oder abenteuer und aleatorik im nicht-zuhause.

ich fürchte nämlich: nicht in der hinsicht anders, als dass man dann öfter auch mal versehentlich in schlechten restaurants saß, sondern dass es mehr mittelmaß GAB und die unterschiede nicht so sehr ins gewicht fielen. umgekehrtes feedback gewissermaßen: auch ohne google maps kam man von a nach b, nur siedeln sich an der hauptstraße jetzt eher die mcdonalds-filialen an.

(learning hier: erstmal keines.)

b2) und eine binsenweisheit zum schluss: man bemerkt natürlich die unterschiedliche herkunft der "anderen" touristen. dass beispielsweise hier in thailand mehr russen und chinesen an den tischen nebenan beim frühstück setzen, wie sich das angebot dementsprechend verändert (hat). dass all sowas fluktuiert, und anderswo sind halt andere leute und hier sind solche und umgekehrt und in zehn jahren ist alles wieder anders: geschenkt. aber, ja, ich komm’ zum punkt: in den >40 jahren meines leben hatte ich bislang noch kein so "verbindendes" element gesehen wie das smartphone (bzw die angebundenheit an die restwelt in irgendeiner form).

don’t ausnahmsweise get me wrong: ich starre auch morgens beim kaffee auf der hotelterrasse ins telefon und habe am pool liegend podcasts auf den kopfhörern anstatt dem meer und den kreischenden kindern zuzuhören, lächle über selfie-akrobatik bei anderen oder dem instagrammen eines xbeliebigen stück kuchens, und ganz wertfrei gesprochen meine ich das sogar positiv, allein schon weil ich bis heute nicht verstehe, wieso man im urlaub "offline sein möchte", als wäre "online" eine last und eben nicht ein privileg. aber DASS dieses privileg wirklich überall und immer (und immer mehr) als solches wahrgenommen wird, was dann tatsächlich auch (b1) ein bisschen miterklärt, stimmt mich auf eine ganz altertümlich-debile art versöhnlich, je mehr ich drüber nachdenke.

(learning: ich bin zwar für mein alter schon ganz okay fortschrittsgeil, aber da geht noch mehr. echt.)

vier minuten nach tagesschau

mehr bewegung, wenn’s sein muss sogar körperlich, aber eigentlich vor allem kognitiv: mehr veränderung gewissermaßen, mehr input, mehr entwicklung, mehr neu, mehr anders, weniger stillstand.
und weniger anlügen, wenn’s sein muss sogar auch andere, aber eigentlich vor allem mich selbst. auch wenn verdrängung das ist, was über wasser hält, schadet schwimmenkönnen (wenn’s sein muss also sogar schwimmenlernen, aber eigentlich vor allem schwimmenlernenwollen) ja vielleicht auch nicht total.
mehr quatsch, wenn’s sein muss sogar im eigenen kopf (obwohl es sich so anfühlt, als wäre da genug), aber eigentlich vor allem auch nach außen hin: mehr artikulation, in a way, weniger kryptik, mehr haltung, weniger gleichmut.

"liebe und ficken" mal auf dem "und" betonen, zur abwechslung. oder wenn’s sein muss eben nicht nur darauf. das wär’ dann schon alles, danke, see you zwanzigzwanzig.

§2018a

beim flanieren - das mir währenddessen natürlich nicht mehr so vorkam, man romantisiert sich das ja immer nur vor- und hinterher zurecht, währendessen friert man primär und ist von der eigenen ziellosigkeit überfordert und checkt instagram-likes und hört die zurechtgelegte musik doch nicht, weil sie einen nur vom abgelenktseinwollen ablenkt, - beim rumlaufen also dachte ich noch, ja, weihnachtsleer, man kennt das, aber die letzten jahre kam’s mir leerer vor, die parkplätze noch ein bisschen unbesetzter, die kneipen noch ein bisschen geschlossener, die menschen noch ein bisschen zielloser unterwegs.

(vorbei also am pik-as, der torstraßenabsturzbastion; vorbei an dem, was mal die fleischerei war und jetzt allen ernstes etwas mit der bezeichnung "bakery/eatery" unter dem namen geworden ist; vorbei am als post-dhl-shop gnadenlos überforderten lieblingsspäti; vorbei am "to the bone", diesem so sehr für unangenehme gentrifizierungsgroßkotzigkeit stehenden ekelladen wie das sonst vielleicht nur noch das kitty cheng gegenüber hinbekommt oder five elephant coffee auf der alten schönhauser (die angenehme: natürlich immer noch horzon und sogar opper); vorbei am brut, das zwar geschlossen hat, bei dem ich aber trotzdem immer grinsen muss beim vorbeigehen, ..)

.. denkt man im laufrhythmus: 2018 hat sich dann doch ganz mutig getarnt, ganz unauffällig so getan als sei’s kein mieses, anerkennungspunkte für die mühen - aber auf den letzten metern, so ab september, ging ihm dann doch wieder die puste aus. ein jahr voller deutungen, und kaum guter - die letzten jahre kamen mir leerer vor, draußen, also voller in kopf und herz und hose. leere ist ja selten gut. du hast gewonnen, 2018, und da vorn ist dann auch schon der andere späti, der heute schon mal das "FEUERWERK!"-banner quer über den bürgersteig geklemmt hat, und vielleicht muss man’s ja genau so machen: augen zu und durch ist das neue abtauchen, auch in einem tal der tränen lässt sich schwimmen, und das gute an einer mütze sind ja nicht nur die warmen ohren, sondern dass einen nicht mehr jeder erkennt, wenn man gentrifizierungshassend meta-mühsam nur sich selbst meint, mit allem, und die eigene unzufriedenheit auf mitte projiziert. und umgekehrt. immerhin damit bin ich ja nicht allein. drei schritte vor, zweibisvier zurück. vielleicht 2019 mal beherzigen, was man anderen immer rät: egalness, lässigkeit & zynismus gegen die welt. wie wär’s, frank? hauptsache ein rahmen, hauptsache ein kontext. fast hätt’ ich narrativ gesagt.

need for speed, aber halt nicht als tempo

"auch wenn ein baum dafür abgeholzt werden muss, das gehört für uns eben einfach dazu an weihnachten" ist gewissermaßen das "also ich brauch’ einfach ein ordentliches stück fleisch beim essen" der beim ironischen tragen von weihnachtspullis an der ironie scheiternden normcore-vollidioten.

(tatsächlich in meiner wahrnehmung noch kurz hinter klischee-"ich weiß ja, dass das den planeten ruiniert, aber der strand in sri lanka ist einfach viel toller als der in frankreich"-urlaubern, zu denen ich ja auch gehöre. wenigstens in der inkonsequenz sind wir eben doch noch individuell.)

oink

"ein reflexmonster sind sie ja nicht gerade", sagte mein arzt gestern früh im rahmen der servicewartung zu mir (immerhin nach dem gummiknüppel-knieschlag und nicht während der prostata-untersuchung), aber solang eben der rest in ordnung ist, deute ich das eher als übersprungshandlungssmalltalk und nicht als ernstzunehmende anspielung auf meine alterserscheinungen. auf dem rechten auge werd’ ich offenbar "irgendwann wahrscheinlich" einen sog. grauen star bekommen, und als er (der arzt, nicht der star) dann "naja, aber so in 20 jahren erst" nachschob, während ich schon zu googeln begann, mussten wir beide lachen, - und ich hoffe sehr, aus unterschiedlichen gründen, aber doch mit ähnlichem subtext wie in der situation, nachdem er mich fragte, "welchen" sport ich denn eigentlich betreibe anstatt ob überhaupt einen. piratenpflaster gab’s keine mehr nach der blutentnahme, dafür das genau gleiche traubenzuckerbonbon wie vor 35 jahren, huch, nostalgie, und

(.. der held geht nuschelnd ab, räuspert sich off-stage, kommt bekifft guckend wieder nach vorn ..)

aber generell ist halt vieles so schnell wieder verschwunden wie’s kam, und der rest drumherum ist ahnung und echo und sentimentalität bzw. nostalgie, will sagen, die obertöne der empfindung vielleicht, gewissermaßen. i mean: die zeit, die man (erfahrungsgemäß) mit dem nichtbemerken einer neuen situation verbringt und mit dem sichwundern über das bungeeseil an dem man sich festgeknotet glaubt, und das sich viel (sehr viel) später als längst gerissener leinenfaden entpuppt, diese zeit hätte könnte müsste man ja im idealfall auch nur mit der sehnsucht nach etwas neuem vertrödelt. dass man raus war, merkt man eben erst, wenn man wieder drin ist. does that make sense? ein reflexionsmonster bin ich eben schon manchmal, auch wenn das nicht so konkret bei icd-10 zu finden ist. (was panik verursacht, ist ja selten eine situation an sich, sondern deren plötzlichkeit, deren unerwartbarkeit. i can deal with so much, wenn ich weiß womit.)

(.. der held guckt glasig ins publikum und kippt in etwas, das wir fortan manischen zynismus nennen mögen ..)

ernst beiseite: vergänglichkeit my ass, und all die hehren vorsätze und facebookposts und sollteeigentlicheinbuchwerdentexte führen ja auch zu nichts außer kurzfristiger klarheitseinbildung. so meta. und wenn man sich dann hinterher selbst belächelt ("meinten sie ’auslacht’?"), brüllt man "q.e.d." dem bildschirm entgegen bzw. vermutlich denkt man sich’s nur, denn ganz so tief ist man noch nicht gesunken, dass man wirklich einen bildschirm anbrüllen würde, jedenfalls dreht man die musik lauter, gießt sich noch einen drink ein und nimmt sich für den nächsten tag vor, seinem arzt die eigene diagnose mitzuteilen. andersrum wäre hart inkonsequent. immerhin.

cursive - vitriola

was für ein völlig irres album, das -vermutlich unabsichtlich- den ganzen scheiß aufwühlt, den man irgendwo vergraben hatte, weggepackt, erledigt, musik quasi, der man dafür nicht mal böse sein kann, weil sie ja nur "etwas" (abstraktes) mit einem tut. songs, bei denen man vor lauter staunen und verfahren und irritation vergisst, wie man heißt, wieso man ist wer man ist, und sich dabei nicht als klischee vorkommt, weil nebel und chaos, das gegenteil von struktur und zweck quasi, muss es ja auch geben, yin/yang, das alte lied, ohne scheiß kein glück und so.

aber im ernst, speaking of f31.3, und mir ist fast so, als hätte ich das auch schon mal ("mal? HAHA!") hier so erklärt -- das krasse ist nie die manie oder die depression, sondern die plötzlichkeit, das hinterrückige, das ungewohnte, neue - und nach einer weile wird man zum profi, ahnt noch während der manie die depression und umgekehrt, und man geht bei beiden irgendwie lässiger um, auch ohne spaß an der sache, aber: vielleicht haut mich deswegen godspeed you black emperor so um, vielleicht kriegen mich einzelne the-national-songs oder die neue low-platte so arg an den eiern, vielleicht existieren deswegen und dafür nur die fiesen tracks, bei denen man flennt ohne genau zu wissen wieso, - in der ahnung der manie, also nur aus dem grund, weil der abstand zum glück größer wird und darin wieder neues glück entsteht. und umgekehrt, klar. verfickte perfidizität.

wo war ich noch gleich? ja: liebe und glück nicht mehr so richtig (as in: kitschig) genießen können wegen der ahnung des katers, das ist das eine, fair enough, aber aus scheiße gold zu machen indem man das glück schon spürt noch wenn alles erst brennt, vielleicht das andere. beim spüren stolpern. genau.

(geht ab, singt dabei das muppets-show-theme.)

drei unausgegorene persönliche thesen über new york:

1) das angenehme, erstens, an der stadt - mal abgesehen von den klassischen metropolenaspekten, die ich ja jeder nennenswert größeren city erlebe: das anonyme, das durchgetaktet funktionierende, das potentielle, das viele und immense und unaufhörliche, diese meganeblige choreographie der welt gewissermaßen, kultur als partitur - neben all dem das explizit angenehme also scheint hier, glaube ich, dass alles auf eine geradezu erschreckende art locker tickt. trotz abgefucktheit, trotz szenen und ausprägungen, trotz kultur(en) - und es ist auch eine ganz andere lockerheit als die effiziente lässigkeit asiens (im straßenverkehr beispielsweise spürbar: in nyc wird auch öfter gehupt, und "deutlicher" als in asien, weniger aggressiv andererseits als in münchen), und es ist keine totale gleichgültigkeit, es fühlt sich eher wie pragmatismus an.

dass daraus kaum effizienz wird, ist das eine. dass daraus kaum chaos wird, das andere. hier geht man sich jedenfalls aus dem weg und ist nett zueinander, weil sich das eben so gehört, aber man denkt nicht mal großartig mehr darüber nach, wie "echt" das dann noch ist. because, was soll’s, have a nice day, nächster. besser als kein nice day. hier ist man cool miteinander, weil uncool ganz schön scheiße wäre, was ist das denn auch für eine frage?, los, nächster, und hier winkt man meist eher ab, wenn’s um trump geht, weil, was soll’s. nächster.

unabsichtlich artikulierte routine geradezu, im umgang mit anderen, mit der welt, mit sich selbst - new york scheint eine routine entwickelt zu haben, auf die ein windiger unternehmensberater ein patent anmelden würde, hätte er das rezept dafür gefunden. i mean: das, was zB bei london so stresst, nämlich das gewollte, wollende, das pflichtgefühl, das ego und der druck, das alles fehlt hier einfach. und selbst das noch nicht mal gewollt abtrainiert, sondern als hätt’s sowas gar nie gegeben. irre. und irre erstmal wertfrei.

2) es ist -zweitens- alles arschteuer, zugegeben - und in einem ausmaß wie man’s dann eben doch wieder aus london oder singapur und anderen megacities kennt. hotels und airbnbs nehmen sich da kaum was, und die fünf dollar, die man sparen kann, wenn man mal lyft statt uber verwendet, reißen’s langfristig auch nicht heraus, wenn der drink in der bar eh bei 12 dollar liegt und ein "ordentliches" dinner pro person im restaurant in williamsburg bei rund $50. und trotzdem sehe ich $1-slices unglaublich leckerer street-pizza, und trotzdem komm’ ich mit der metrocard für $32 eine woche überallhin wo ich nicht mal zeit dafür habe, und trotzdem kostet sogar bei wholefoods die 750ml-plastikflasche quellwasser keine 50 cent und der pike-roast-standardkaffee bei starbucks exakt $2.34 genau wie praktisch überall.

will sagen: das ist so eine "volkswirtschaftlich gentrifizierte" art der verteuerung, die einfach zwangsläufig mitgeliefert wird, wenn eine stadt wächst und einen gewissen moloch-koloss-megastatus hat. verwaltungskosten steigen ja auch eher nichtlinear bei behörden, wenn man anwächst. glaube ich. und was ich damit eventuell sagen will: ja, teuer, okay. aber nicht unerwartet irre teuer. sherlock lachmann erklärt den kapitalismus, smash the state, heute jedoch nicht. echtjetz.

3) und last sowohl als least: so sehr wohl ich mich in megacities fühle, so sehr hänge ich an einigen aspekten berlins (namely konzerte und nachtleben, subkulturen und szenen, ..), wegen derer ich mir nie mich dauerhaft in bangkok oder london hätte vorstellen können. als kontrast perfekt, als ablenkung vom selbst, als abtauchkontext - aber nicht als modell für länger. "was würdest du auf ’ne einsame insel mitnehmen?" - "alles, damit sie nicht mehr einsam wäre."

aber zu den basic human needs (ernährung, bandbreite, sex, ..) zähle ich halt auch zumindest die möglichkeit (bäm: das potential) einer kulturellen teilhabe. die’s in london vermutlich gibt (sich aber sehr anstrengt, unter sich zu bleiben), die ich in bangkok schon anzweifle (alle jubeljahre mal ’ne boyband oder die foo fighters live), und die ich bei singapur schon gar nicht mehr vermute (und mir fast sicher bin, dass singapur denkt, es hätte sowas nicht nötig). und die ich, ja, ich komme zum punkt, hier in new york aber spüre, schon nach ein paar minuten des rumflanierens, egal wann und wo.

unter diesem gesichtspunkt: die erste mögliche alternative zu berlin scheint das hier zu sein. trotz allem, wegen allem. irre, und auch dieses "irre" ist momentan noch wertfrei gemeint.

zusammenhängen

der kinderwagen auf der torstraße stand schon eine stunde zuvor leer an der gleichen stelle, aber die last in meinem hirn war ja schon immer die suche nach geschichten, nach kontexten, nicht die welt beobachten zu können ohne zusammenhänge sehen zu wollen, anlässe. immerhin: eine stunde zuvor, das heißt doch, dass ich angemessen ziellos hier herumstreune, flaniere geradezu, an diesem übergangsjackenfreitag im gentrifizierten mitte, wo der cheapo-italiener (neben dem delikatess-italo, unten an der schönhauser) offenbar kürzlich dichtgemacht hat, wo’s die rigatoni mit broccoli und käsesauce für €6.90 gab, steinofenpizza durchmesser 33cm, jetzt ist da ein loch, ein kognitives, das vermutlich bald mit einem dieser samsung-popups gefüllt wird wie’s ein paar meter weiter der ex-sushi-laden schon wurde.

worauf wollte ich noch gleich hinaus? genau: rhetorische suggestivfragen in getippten texten, schlimm. bei 15 grad (celsius) durch mitteberg zu flanieren, exakt so langsam wie’s low und yukno per bluetooth vorgeben (rhythmus: auch so ein ding, wo man zusammenhänge deuten könnte, choreographie der welt gewissermaßen, aber let’s not get too deep into this), mit kapuze auf dem hirn und jogginghose schlabbrig über dem arsch: das hat ja auch was von urbanem abtauchen, der gefühlt kognitive mittelfinger, aber die lässige, egale sorte.

steht mir, denke ich dann angesichts meiner fresse im aufzugspiegel heim- und hochwärts. steht mir, die melancholie, fuck seh’ ich gut aus. und vielleicht ist das ja das tragische an genau allem. dass ich das für melancholie halte. il piacere della tristezza.

within the realm of a dying sun

ganz wenige alben haben mich so beeinflusst wie dieses, und ganz wenige alben haben für mich das gesamtwerk eines künstlers so versaut wie diese platte, danach (und davor) konnte nichts anderes von dcd mehr kommen, keine chance, das ganze folklore-tralala (das schon bei aion und serpent’s egg durchklang, von den späteren sachen ganz zu schweigen) und sogar das frühere postpunkige zeug - das ist in meiner wahrnehmung irgendein paralleluniversum-deadcandance, aber nicht meins.

2012 dann auch nicht mal enttäuscht, eher ernüchtert, aus dem tempodrom heimgefahren, persephone auf mauerwerkerschütternd laut aufgedreht, ein kleines bisschen geflennt (oder vielleicht verkläre ich da auch nur den moment und hab’ in der realität eher die wäsche gemacht oder war gerade kacken, keine ahnung) und das thema dcd für mich irgendwie abgehakt. dieses eine irre album hat mich so geformt, damals, gegen anfang der 1990er, dass ich damit zufrieden genug bin, sein wollte, sein musste. und ganz bestimmt im mai auch nicht nochmal ins tempodrom gehe - aber die beiden 2019er-dates sind immerhin jetzt wieder der anlass für solche schweinetextchen wie diesen hier, und für den download der remastered-fassung. verwende meine jugend.

the eye of time - myth ii (a need to survive)

"notre amour est assez puissant pour detruire ce putain de monde" googletranslatet sich flink zu einem zynischen kopfnicken am ende des tages, dieses tages, des heutigen, logisch, denn tage wie jener -- so voll mit hass und skepsis und verwirrung und staunen und introvert-rudelbums, so dass der schädel gerade kurz vor knapp noch nicht platzt -- tage wie der heutige sind eben die, an denen man abends zufällig auf neue musik stößt, die so vieles, also alles, korrekt und angemessen und gut in nichtworte packt & diese dann ordentlich durchschüttelt ("meinten sie durchfickt?"), und die einen am ende, dem besagten ende, zu gleichen teilen rat- und fassungs-los die eigene rolle in frage stellen lässt innerhalb von wirklich jedem einzelnen kontext, den man so um sich herum mitschleppt wie eigentlich designerschutzwatte (soll) bzw. wie ein lächerlich aussehender regenponcho (ist). mein name ist frank und ich hasse oliven, telefonieren, und double standards. aber das oxford comma, das mag ich.

drüben auf dem hügel

all die eigentlich beiläufigen kommunikativen artefakte der heutigen zeit ..

likes & kommentare (also deren zeitpunkte, formulierungen, ignoranz, ..), freundeslistenorganisation, "last seen"- & "read"-strategien, übernommene (fremde) formulierungen/redewendungen, verworfene eigene, inszenierungsunterschiede und -taktiken und deren durchschaubarkeit UND originalität, oder semantisch ja auch: insider, anspielungen, running gags, emojivorlieben, sprache überhaupt, schreibweisen, neologismen, phrasen, floskeln ..

.. der STIL DER ARTIKULATION gewissermaßen in totaljedem bereich (also eben auch die STRATEGIEN DER INSZENIERUNG noch direkt zuvor): ich seh’ da harte parallelen zu mixtapes, flirts, bandenbildung, und generell einer (..) pubertät im ganz traditionellen ("meinten sie öden?") sinn. lernen, staunen, ausprobieren, kapitulieren, wagen, vermuten, resignieren, hoffen, verlieben, grübeln. alles drin.

und wenn ich all das beschriebene nur in diesem post hier abzähle, implodiere ich vermutlich direkt in ein rekursionsuniversum.

i sing myself sick about you

dass vorgänge in der natur grundsätzlich analog (fließend) ablaufen - dass übergänge (in jeder dimension) also nichtdigital, nicht sprunghaft ablaufen - bekannt. geschenkt. dass digitalität eine erfindung der notwendigkeit ist, daten zu transportieren, ein theoretisches hirngespinst ("meinten sie hirnfick?") um analoge daten abbilden und übertragen zu können, aus der unfähigkeit heraus, mit vektoren bis rein in die atomare größenordnung zu gehen, dass alles gewissermaßen nur um AUFLÖSUNG geht - da wird’s dann schon interessanter, dachte er sich so beim aufwachen, zwischen morgenlatte und kaffee.

"hast du nicht gesagt, dass du eigentlich ganz anders bist? //
umstände hier haben sich ganz und gar vermischt." (karies)

wenn vielleicht das digital erlebbare, spürbare, also sowaswie überraschung oder spontaneität, die dann in allerkleinster granularität vielleicht auch "analog" ablaufen, aber eben in der sache plötzlich ("meinten sie sprunghaft?") wahrgenommen werden, mit schock, mit krassheit, wie eine verknallung oder eine idee - wenn all das mit digitalizität behaftete nämlich vielleicht gerade deswegen (und nur deswegen) so intensiv wahrgenommen wird, weil es versucht, das analoge und fließende abzustreifen, also weil es sich nur digital tarnt, indem es unnatürlich, ungewöhnlich rüberkommt: wenn man den effekt und die masche mal gewissermaßen rausrechnet bei einer plötzlichkeit, bei einem schock, bei einer verliebtheit, könnte dann unter umständen, ganz vielleicht, nicht die subjektivität schuld bleiben, also die begeisterungsfähigkeit und das staunen? beweislastumkehr pervers?

"it’s not the singer, it’s the song" (the walkmen), bzw vielleicht eben auch mal andersrum. wer weiß das schon, so zwischen morgenlatte und kaffee.

das menschlichgemeinte pulsieren des "typing…"-dreipunkts und vor allem der bei der lektüre einsetzende affekt-pulsplus ist vermutlich eine der romantischsten (also: irritierendsten) artikulationen unscharfer zeitgenössischer kulturtechniken, die ich kenne.