"ich hätte dich ja für mehr 'gothic' gehalten .."

.. hab' ich mir kürzlich anhören dürfen. seitdem versuche ich, mir einen eintrag über meine musikalische sozialisation, die "gothic"-szene, musik(geschmack) ganz allgemein und fanatisches tonträgersammeln aus den rippen fingern zu saugen, aber so richtig will das leider nichts werden. also andersrum: nächstes wochenende ist pfingsten. pfingsten ist leipzig und leipzig ist "wave-gotik-treffen" (aka wgt) und wgt sind rund 20tausend gruftis in leipzig.

nein, nochmal von vorn. das wgt ist kein festival mit ein bis zwei bühnen. es gibt keinen großen vermatschten rasenplatz, keine überteuerten döner- und bier-stände und man stolpert auch nicht alle zwei meter über einen merchandising-stand von drum, diebels oder viva. statt dessen gibt es für 52 euro (vier tage) unzählbare veranstaltungen in der ganzen stadt, eine angenehme atmosphäre wie man sie sonst nur im urlaub erlebt, und vor allem ein nebeneinander halbwegs artverwandter musikrichtungen ..

(reifrock-vampirellas [™ & gruß nach bayreuth] neben panda-augen-metallern, kampfbereit-bodybuilder neben bankangestellten mit schwarzer krawatte, uniform-fetischisten neben ganzkörper-latex-gasmasken-wesen, irgendwo dazwischen die oldschool-gothics (nur echt mit siouxsie-badge auf der lederjacke), die bürstenschnitt-synthiepopper und nicht zu vergessen die studenten der sozialwissenschaft, die sich zur feier des tages einen fingernagel schwarz lackiert haben)

.., daß der durchschnittliche "rock im park"-fan nur so mit dem h&m-nietengürtel wedeln dürfte. die leipziger eingeborenen haben sich an "die schwarzen" gewöhnt, und auch wenn ich -in der tat- längst aus dem alter raus bin, in dem ich mich bleich geschminkt und eingehüllt in patchouli-duft mit dem kajalstift als wichtigstem utensil durch die gegend gerannt bin (zugegeben, ganz so klischeeüberladen war ich aber sowieso nie), so ist doch leipzig [tm] einer der events, die ich auch heute noch wirklich ungern verzichten würde.

aber für außenstehende mag es in der tat schwer zu verstehen sein, wie festivals dieser größenordnung weitgehend ohne "zwischenfälle" ablaufen können, und das im mittlerweile dreizehnten jahrgang. wie einzelne konzerte (mittlerweile) fast auf die minute pünktlich beginnen. wgt-besucher 2003 wie locker die atmosphäre ist, wenn man nachmittags im sog. "heidnischen dorf" dem auftritt einer mittelalter-laienschauspieltruppe zussieht, während man vegane kartoffel-gemüse-bratlinge futtert und sich die sonne auf die teils kniehohen lederstiefel brennen läßt. wie hoch die quote der rock-tragenden männer dort ist, die von den leipziger rentnern nicht schief angesehen sondern nett gegrüßt werden. wie die richtung schlager driftenden subsubkulturen eigentlich ganz gut mit den metalköpfen und den lagerfeuerromantikern auskommen, ganz zu schweigen von den krach-/lärm-fuzzis. wie bizarr hoch doch die quote der "presse"-leute ist, die mit entsprechendem "ich bin wichtig!"-bändchen um den hals rumrennen. und wie ein festival, dessen damaliger veranstalter im jahr 2000 am zweiten tag pleite gemacht bzw. sich mit dem restgeld in die südsee abgesetzt hat (so munkelte man jedenfalls), eben nicht damit ungeplant endete, sondern von allen teilnehmern (bands, helfer, publikum) kurzerhand eine art notprogramm auf die beine gestellt wurde, um die restlichen tage noch halbwegs interessant zu gestalten - man war schließlich schon in leipzig, und keiner hatte bock, unverrichteter dinge wieder heinzufahren, nur weil's keine gage geben sollte. "wäre das ein metal-festival gewesen, die hätten doch alles kurz und kleingeschlagen!", hieß es danach - jaja, die lethargischen grufties wieder mal, erdreisten die sich doch wirklich, auch in solch einer situation einfach ruhig zu bleiben.

nein, es ist nicht alles schnickschnackschnuck und heile welt und das paradies auf erden. es gab hier und da weniger schöne vorfälle mit politisch verwirrten jungen menschen, es gab hin und wieder blöde planungen (ärgerliche zeitüberschneidungen), und die getränke und die döner werden auch beim wgt nicht gerade verschenkt. aber irgendeinen grund muß es doch haben, daß ich seit "meinem" ersten wgt nie mehr ("klassisch") im urlaub war. ja, ich freu' mich - jedes jahr wieder.

[dieses jahr übrgens insbesondere auf coil, forseti, sanctum, estampie, spiritual front, pink turns blue, knifeladder sowie den cmi-sonntag. und auf northern lite und warren suicide. und camouflage und anne clark. und argine und scivias. und das "heidnische dorf". und das frühstück im café puschkin. und die jedes jahr gleichen fotos vom völkerschlachtdenkmal. und ganz viele alte bekannte. und und und ..]

[[tierisch uncooler eintrag, ich weiß. aber auch fanboy-texte müssen hin und wieder mal sein, 'tschuldigung.]]

charlotte

das zweitschlimmste am sonst fast perfekten konzept (ha!) von "charlotte trifft .." ist ja, daß madame roche mit ihrem stargast beim interview in ihrer luxus-uralt-abgaskiste in einem solchen schneckentempo über die straßen schleicht, daß ich mich beim zusehen fast automatisch wie der dahinterfahrende geschäftsmann mit dringendem termin fühle und die sendung deswegen überhaupt nicht mehr genießen kann - die langsamkeit macht mich nervös.

seltsam, im straßenverkehr passiert mir das nie.

erkenntnisse des wochenendes:

1) sogar nürnberg hat immer noch seine schönen seiten.

2) mit gewissen frauen kann man wunderbar einen ganzen abend lang durchlästern.

3) live-konzerte mit der band allein im keller und dem publikum im erdgeschoß vor fernsehern haben eine eigenartig lustige atmosphäre.

4) die mit abstand hübscheste stupsnase des abends hat meinen letzten argh.de-button bekommen. sie möge ihn ihn ehren halten. und mir vielleicht mal 'ne mail schicken. also, die inhaberin der stupsnase. nicht die stupsnase selbst. klar.

5) (punkt 5 freigelassen, aus dramaturgischen gründen.)

6) gegen halb fünf uhr früh wird man in hotels immer noch mit "einen wunderschönen guten morgen!" begrüßt, wenn man auf dem weg zum aufzug verschlafen "guten abend" murmelt.

7) schee war's.

8) nein, hier kommt keine pointe mehr.

liebe volksverblödungsfernsehsender:

wenn sich das erste eurer real-doku-crime-soap-dramen (oder wie sich dieser ganze "lenßen und partner"-mist derzeit nennt) mal traut, im abspann outtakes (mißglückte szenen oder eben andere "abfallprodukte" aus der produktion) zu zeigen, werd' ich mir das ding auch ansehen. vorher nicht. danke, wegtreten.

unterschiedliche sichtweisen

"german motorists are rather 'trigger-happy' when it comes to green lights. many drivers are already entering the intersection when the signal turns green, so be prepared to go or expect some cranky honking from the guy behind you just mere microseconds after the green comes on."

[brian's complete guide to getting around germany - driving & parking in german cities]

"in deutschland gelten die allgemein üblichen verkehrsregeln. wie fast überall in der welt muss man bei rot halten und bei grün fahren."

[bundesregierung - ein handbuch für deutschland]

witzigsein in allen lebenslagen - drei beispiele (oder: von einem der auszog und mißverstanden wurde)

im rathaus:

"kann ich hier bei ihnen diesen wisch abgeben, zwecks briefwahl?"
"ja, aber warten sie .. sie können ja auch gleich wählen, das wäre am einfachsten."
"nein, danke, briefwahl wäre mir lieber. ich weiß ja jetzt noch nicht, wen ich wählen werde."
"aber in vier wochen findet doch die wahl statt!?"
"ja eben. in vier wochen erst."
"haha, sie sind ja witzig."

beim bäcker:

"entschuldigen sie, ich hatte sie übergangen in der schlange eben."
"ach, halb so wild. ich bin student."
"sie meinen, sie haben genug zeit?"
"nein, ich meine, ich hab' mir ausgerechnet, daß ich davon auch nicht schneller satt werde, wenn ich mich jetzt aufrege oder den nächsten bäcker suche und dort einkaufe."
"haha, sie sind ja witzig."

an der supermarktkasse:

"das macht dann auf den cent ganz genau 10 euro."
"oh, moment, das hab' ich passend."
"haha, sie sind ja witzig."

(und das alles innerhalb gerade mal einer stunde. muß wohl am guten wetter liegen, daß ich überall überinterpretiert werde. spooky. aber den rest des tages werde ich vorsichtshalber nicht mehr aus dem haus gehen. drohende selbstüberschätzung und so.)

innovationswochen im hause argh!

vor drei wochen dachte ich mir, frank, dachte ich, das funktioniert hier alles viel zu gut, du könntest dir mal wieder ein paar technische kleinigkeiten anschaffen, die du überhaupt nicht brauchst, die dir aber mal wieder das gefühl geben, daß du diesen haushalt auf einen aktuelleren stand der technik gebracht, dein alltagswissen dabei einem ähnlichen upgrade unterzogen und eine unwesentliche menge geld ausgegeben hast. außerdem könntest du damit aufhören, in der zweiten person singular von dir zu sprechen. das hielt ich alles für ganz prima ideen, also puk ich's an.

und was benötigt man am dringendsten, wenn man eigentlich nichts benötigt? klar, einen router, um den einzigen im haushalt vorhandenen rechner zu -nun ja- vernetzen. und damit's spaß macht, gleich per wlan. ich sparte mir also das ca. 2m lange kabel zwischen notebook und dsl-modem ein und bemerkte, daß ja meine dbox auch einen netzwerk-anschluß besaß. woohoo - kanäle zappen per browser! nie mehr die hände 20cm nach links zur fernbedienung bewegen müssen (außer zur lautstärkeregelung zu allen anderen dingen außer dem kanal-zapping). aber immerhin ein guter grund für einen router, nachträglich (kognitive dissonanz, anyone?).

ich kam also auf den geschmack - wieso nicht gleich noch das 1m lange kabel zwischen notebook und drucker durch ein unsichtbares kabel ersetzen? bluetooth mußte her. kaum 80 euro später und 1 woche ärmer hatte ich's schon so hinbekommen, daß mein rechner nicht mehr auf meinem mobiltelefon drucken und mein mobiltelefon nicht mehr über den drucker eine internetverbindung aufbauen wollte, sondern sich alle drei geräte so gut verstanden wie eine familie beim weihnachtsessen (man kann sich zwar nicht ausstehen, redet aber zur feier des tages ausnahmsweise miteinander).

(der eine familienteil beleuchtet jetzt übrigens permanent, d.h. nicht abschaltbar, meine wand mit einem angenehmen blau-ton. da hätte ich eine sternenhimmel- oder wenigstens uhrzeit-projektion ja doch origineller gefunden.)

vom erfolg beflügelt kam ich in stimmung: dsl 2000 mußte her. "wenn sie uns bis 31.5. online beauftragen, schenken wir ihnen bares geld", versprach mir die telekom t-com sinngemäß. man hatte aber offenbar mit leuten wie mir gerechnet, die den auftrag dann auch wirklich online erteilen wollen, und zwang mich mittels lustiger fehlermeldungen (und lautem lachen am anderen ende des webshops, aber vielleicht hab' ich mir das auch nur eingebildet) zur telefonischen beauftragung. nur vier hotline-telefonate später war (und bin) ich dann immerhin schonmal so weit, daß ich eine schriftliche auftragsbestätigung über eine änderung meines isdn-anschlusses bekommen habe. die ich zwar nicht wollte, jedenfalls nicht daß ich mich erinnern könnte, aber - man freut sich doch immer über post. ganz ehrlich.

latent demotiviert verschob ich also die klärung, was die nun für mich aktivierte "permanente rufnummernunterdrückung" wohl mit schnellem dsl zu tun haben könnte, auf nächste woche, und machte mich an das abenteuer pre-selection. woraufhin ich per post (juchhei!) bestätigt bekam, daß mein dsl-anschluß zum 19.5. umgestellt werden solle - i began to see a pattern. ich bin schon ganz gespannt, was ich nächsten monat machen muß, um einerseits die versprochenen gutschriften bei online-beauftragung nachträglich doch noch zu bekommen, während ich andererseits ("ab 1.6. erhältlich!") den anschluß gleich nochmal auf dsl 3000 umstellen lassen will - wahrscheinlich klappt das, indem ich die eingerichtete rufnummernunterdrückung wieder entfernen und danach erstmal einen nachsendeauftrag bei der post einrichten lasse.

aber was tut man nicht alles, um vom küchentisch aus (3 meter entfernt) mit dem notebook (50 minuten akku-laufzeit, 4 kg schwer) mit rasendem tempo (auf lahmen webservern) surfen zu können, während man auf dem drucker (0m von hier, 3m von küchentisch entfernt) "drahtlos" dinge ausdruckt. fortschritt macht spaß. ehrlich.

[und nächste woche erzähle ich dann vom großen stromausfall anno 1751 vor ein paar tagen. falls ich gute laune habe. habt ihr mich gehört, t-com?]