ein kommen und gehen

am donnerstag im allgemeinen pre-oster-einkaufs-wahnsinn im drogeriemarkt am ausgang noch mit sichtbar antrainiertem lächeln, aber immerhin, ein "gratisgeschenk" überreicht bekommen. betitelt mit "ein geschenk für körper, geist und seele - gratis für sie." findet sich darin eine cd mit meeresrauschen, eine "erfrischungsmaske 'belebend' mit allantoin, hamamelis & menthol" sowie ein tütchen "arnika vital lotion". für mögliche blöde antworten ("sie hätten mich gern auch subtiler auf meine augenringe hinweisen können.") war ich im allgemeinen streß zu unspontan, als antwort also nur ein dämliches grinsen herausgebracht, das die drogeriemarkt-azubine wohl eher als serienkiller-gesichtsausdruck denn als flirtversuch interpretieren konnte, jedenfalls wendete sie sich schleunigst dem nächsten kunden zu.

daheim angekommen erstmal die cd-hülle genauer studiert. "meeresrauschen - ein kommen und gehen" wird da behauptet und nicht weiter erklärt. ich soll "den rhythmus des ozeans genießen", den der drogeriemarkt "für sie", also mich, "eingefangen" hat. an der stelle, an der mir "entspannung pur" versprochen wird (die ich am besten "in ihrem", also meinem, "badezimmer" genießen könne, wo "sie", also ich, "sich", also mich, "ganz in sich", also in mich, "zurückziehen" kann), denke ich kurz darüber nach, dem texter des drogeriemarkt-werbematerials eine fanpost zu schreiben und ein foto meines badezimmers beizulegen (in dem mir, zugegebenermaßen, nicht viel übrig bleibt, als "mich in mich zurückzuziehen"), entscheide mich dagegen und riskiere statt dessen ausnahmsweise mal einen selbstversuch - badewanne füllen, meeresrauschen kabellängenbedingt nur "fast" bis ins badezimmer stellen, die "entspannung pur" kann kommen.

beim baden merke ich dann auch, was mit "kommen und gehen" gemeint ist: die meeresrauschen-aufnahme dauert ungefähr 18 minuten, klingt wie ein übersteuertes default-plugin eines freeware-software-synthesizers, das einen ca. zweiminütigen loop 9x abspielt, das möwengekreische dabei erinnert an gewisse szenen aus "finding nemo", und wer wirklich die vollen 18 minuten durchhält und noch nicht hinreichend pur entspannt genug sein sollte, der fragt sich, wieso sich das meer am ende so dezent ausblendet ("you have reached low tide - please insert coin to continue"). test zwo: die "arnika vital-lotion mit rotem klee-extrakt" ("für nach dem sport", wie mir die drogereuse sagte, aber wenn das bad soeben kein sport war, was dann?). test zwo nach wenigen minuten abgebrochen - wenn das roter klee ist, der da so stinkt, möchte ich doch bitte bei grünem bleiben. mal abgesehen davon, daß die angabe der inhaltsstoffe ("buxus chinensis", "pinus pumilio", ..) auch alles andere als vertrauenserweckend klang.

bleibt also noch die gesichtsmaske, die sich im moment - während ich diesen text tippe - zu einer taucheranzugartigen oberfläche vor allem auf dem übergang von kinn zu hals verhärtet. ich als provinzdepp weiß zwar noch nicht, was "allantoin" und "hamamelis" sind, bin mir aber sicher, diese begriffe schon einmal in einem "beauty"-magazin wochenendvormittags auf n-tv überhört zu haben - muß also etwas sehr exklusives sein, immerhin kostet das zeug ja normalerweise auch fast einen halben euro. jedenfalls: wenn ich dieses material jemals wieder von meiner haut runterbekommen sollte, werde ich mir wohl nochmal gut überlegen, ob das mit der metrosexualität wirklich so eine gute idee war. vielleicht reicht ja gelegentliches augenbrauenzupfen und allgemein ein guter geschmack für mich doch aus. jetzt brauch' ich erstmal richtige musik - zur entspannung, vom meer.

arbeitsausflug

"(..) big fish geschaut, eigentlich ein wirklich interessanter film, aber ein wenig hatte ich den eindruck, dass tim burton ihn primär nicht für 5"-displays umgesetzt hat. (..) sehr schön ist btw. auch, direkt über new york noch einen belegten laugenweck mit einer tüte hela-senf und einer packung chio-chips ausgeteilt zu bekommen."

sven verbringt die nächsten sechs wochen in der nähe von herrn 74 und berichtet fleißig (nein, nicht nur vom flug).

bemerkenswert heute

das pärchen im publikum der comeback-show, er klein und dick mit schnauzbart im verschwitzten grauen t-shirt, sie mit lehrerinnen-brille und farblich "frühjahrskollektion!" schreiendem kostüm, die bei der verkündung, daß letzt- und -endlich für chris norman ein paar tausend (?) anrufer mehr bei pro7 eingingen, sich um den hals fallen und umarmen, und als sie merken, daß die kamera auf sie hält, die fäuste ballen und in die luft recken ("strrrike!"), als hätten sie selbst gerade eine der wichtigsten hürden in ihrem leben gemeistert (- und nicht ein fernsehsender, der betriebsblinde teenies zum geldausgeben motiviert hat, was für ihn, den sender, nun mal eine der leichteren übungen sein dürfte).

fans von regionalliga-fußballvereinen wirken um zehnerpotenzen ehrlicher.

hinfortgabe

zu seiner eigenen sicherheit sah er den menschen auf dem beifahrersitz nie an, wenn er mit ihm sprach.

tweaking life

zwei nächte des letzten wochenendes bis jeweils ungefähr halb sechs mit pc-tuning verbracht, dabei so toll wie eines dieser hippen kids gefühlt, die ihrem alter immer voraus sind. freeware finden, registry frühjahrsputzen, slicke und schnelle software installieren, kleine tools, "tiny apps", messenger-plugins und browser-extensions, klitzekleine shell-erweiterungen. alte behäbige software entfernen, den workflow elegantisieren, sich sein quasi-leben einfacher machen. die darauffolgenden nächte vormittage von dll's, registry-keys und faq's geträumt und am nächsten morgen beschlossen, demnächst das echte offline-leben genauso zu entrümpeln und zu optimieren. obacht, ballaststoffe - morgen werden die mülltüten gekauft.

fixpunkte

"guten tag. hätten sie vielleicht einen job für mich?"

"kommt drauf an. was können sie denn so?"

"hmm. man hat mir gesagt, als vorbild wäre ich ziemlich gut."

"ahh, prima. kommen sie rein. in der selbsthaß-abteilung brauchen wir noch leute."

".. weil es eine frage von lebensqualität ist, si ..

".. weil es eine frage von lebensqualität ist, sich nicht scheiße zu ernähren, sich nicht scheiße zu verhalten und nicht mit menschen ins bett zu gehen, die man nur mitteltoll findet. wenn man aufhört, über so etwas nachzudenken, schläft man bald aus fadenscheinigen gründen mit fadenscheinigen menschen."

toller, wahrer, schöner, richtiger, bedenkenswerter satz im ansonsten noch nicht mal mehr mitteltollen neuen "neon" (friederike knüpling, kolumne, s. 114).

und während ich über den unterschied zwischen "wahr" und "richtig" nachdenke, sage ich der fuckbuddyin

(ich weigere mich weiterhin, eine frau als ..-buddy zu bezeichnen, jawohl)!

das date für heute abend ab und nehme mir fest vor, mich nicht mehr so oft mit mittelmaß zufriedenzugeben. am wenigstens bei mir selbst. und wenn ich mal so weit bin, daß ich aufhöre, über sowas nachzudenken, möge man mir bitte bescheid sagen.

mehr eigensinn! jetzt!