jeanett

… fegt über das land und läßt unser kuhkaff bisher relativ aus. zwar hört man dauernd sirenen und der wind bläst doch, nun ja, ziemlich stark, aber als sturm oder orkan würde ich sowas noch wirklich nicht bezeichnen (bemerkenswert im vorangegangenen satz übrigens die vermeidung des konstrukts "nicht wirklich"). und sirenen hört man hier ja auch beim ersten schnee andauernd - kaum passiert mal was viertelwegs außergewöhnliches, flippen hier halt alle aus. 'ne besondere form von lagerkoller, schätze ich.

poesiealben

gibt es heutzutage eigentlich noch poesiealben?

bei uns früher in der (grund-)schule gab es zwei arten dieser dinger. einmal die gästebuch-mäßigen, mehr oder weniger stylishen, mit weißen seiten. man hatte vollkommene freiheit, ein kleines kunstwerk hineinzumalen, ein zitat abzukritzeln, ein foto einzukleben, 2 oder 5 seiten zu verbraten, sich hilfslinien mit bleistift einzuzeichen und danach wieder rauszuradieren (aber man hat's natürlich trotzdem gesehen), damit die brav gelernte schreibschrift nicht "kippt" … ich wollte immer als einer der letzten, wenn überhaupt, in solche bücher hineinschreiben. am interessantesten war doch zu lesen, womit sich all die anderen verewigt hatten.

die andere variante war die vorgedruckte. für jeden war platz für ein kleines foto, ein paar äußerliche steckbriefdaten (und ich hab' schon damals nicht verstanden, was ich mir von der information, daß birgit blaue augen hat und florian 134 cm groß ist, kaufen kann), und dann die obligatorischen fragen nach der lieblingsfarbe, dem lieblingsessen, dem lieblingspopstar, dem lieblingsliebling und weiß der geier was noch alles, plus drei bis fünf zeilen "letzte worte". ja, so fördert man kreativität, liebe poesiealbenhersteller.

diese dinger gingen dann mehr oder weniger einmal pro schuljahr in der klasse rum. ich glaube, ich hatte sowas nie - also, von mir ausgehend. weder hab' ich verstanden, wieso man die lieblingsfarbe des banknachbarn interessant finden muß, noch war ich spezialist in "schlaue sprüche aus der poesie-albums-spruchsammlung abschreiben". eine gewisse komik entbehrte der sache sowieso nicht, manche fragen ("was ist deine liebste jahreszeit?") forderten blöde antworten ("kommt drauf an!!") ja geradezu heraus.

die coolsten der klasse ließen natürlich nicht nur mitschüler, sondern auch lehrer (naja), referendare (schon besser), schüler aus der parallelklasse (oho!) oder sogar schüler aus höheren klassen (der gipfel der coolness!) in ihre poesiealbum hineinschreiben. ziemlich am anfang, versteht sich, damit alle nachfolgenden uncoolen mitschüler sehen konnten, wie cool sie doch waren. war das vielleicht eine frühe form des markenfetischismus? hmm.

einerseits bin ich froh, daß ich nie sowas rumgehen ließ, man hatte ja schon damals irgendwie seinen stolz. aber ich find's schade, daß ich sowas jetzt nicht mehr auf dem speicher meiner eltern finde. wie die abizeitung, neulich, oder einfach nur schulhefte der unteren klassenstufen.

scheiße, ich werde nostalgisch.

musick cures you of time

… und daran glaube ich wirklich, nicht nur weil ich hier immer und immer wieder die ketil-bjornstad-cd höre. ganz allgemein. die einzigen momente, in denen ich zeit nicht spüre, sind momente mit musik. die einzigen momente, in denen ich abschalten kann - also nicht mal drüber nachdenken, daß ich gerade abschalte(n will) - sind die, in denen ich musik höre. komischerweise kann ich trotzdem gefühle empfinden, nicht nur für die musik, bin also nicht komplett switched off.

ach ja, heute nacht, gerade eben, war uhrumstellung. endlich wieder normalzeit. mir ist die sommerzeit unsympathisch. aber dagegen hilft leider keine musik.

obiger spruch steht auf dem zifferblatt meiner uhr, die rückwärts läuft. zwingt einen ein klein wenig zum nachdenken, wenn man auf die uhr sieht. dazu, nicht alles "automatisch" hinzunehmen, woran man sich gewöhnt hat. reißt einen für einen kurzen moment (und da war sie wieder, die zeit) aus dem denktrott heraus. tut verdammt gut.

drei sonnensäulen

"wenn du lachst, dann geh'n drei säulen auf" heißt's angeblich bei tocotronic. ich hab' da jahrelang "sonnen" statt "säulen" verstanden, und vor allem auch im auto bei alleinfahrten auf der autobahn lauthalsig mitgesungen. ganz schön peinlich. ob für tocotronic oder für mich, das darf sich der geneigte (ha!) leser selbst aussuchen.

[hmm. schade, daß es wohl doch "sonnen" heißt, originalerweis' - da kursiert wohl nur eine falsche version der lyrics. hätte so ein schönes posting hier werden können. aber ich laß' es jetzt trotzdem mal drin.]

der ernst des lebens

nun, man kann sich ja nicht immer nur vergnügen und den spaß im kopf haben - irgendwann muß es auch mal um den ernst des lebens gehen. aus diesem grund hab' ich mir also gestern ein sinnvolles utensil für das gerade beginnende semester zugelegt, in bester hoffnung darauf, daß es nun unterstützend bei der "heißen phase" (vorauss. letztes semester) auf mich einwirkt. als erweiterung zusätzlich zum grundgerät wurden mir im fachhandel noch jeweils ein gesellschaftsspiel, ein praxisnaher verkehrsregeltrainer sowie eine revolutionäre mischung aus denksport- und fitness-accessoire empfohlen, die ich mir ebenso zugelegt habe. viel geld für einen guten zweck ausgegeben, das semester kann beginnen. wär' doch gelacht, wenn ich mit der unterstützung nicht endlich mein studium fertigbekäme.

n-tv, gerade eben

"dieses foto stammt von der website der geiselnehmer."

[und wenn "krass" nicht so ein wirklich plattgetretener begriff wäre, müßte man ihn eigentlich laut sagen, wenn man sowas hört.]

licht

die momente, in denen sich diese ganz dichte art von wolken schnell vor die sonne schiebt, so daß sich alles rund um einen schlagartig verdunkelt, haben irgendwie einen poetischen unterton. aber vielleicht steh' ich auch einfach nur zu sehr auf pathos.

alles ist klang

dingen zuhören, als würde man sie zum ersten mal hören. dinge betrachten, als würde man sie zum ersten mal sehen. eindrücke genießen, als sei man gerade erst auf die welt gekommen.

musik

"ich höre musik im rauschen des wassers, im rauschen der luft, im rauschen des raumes, im rauschen meiner umgebung, im rauschen des blutes in meinen ohren. ich höre das wasser im rauschen des verstärkers, im rauschen der elektronik, im rauschen der effektgeräte, im rauschen der oszillatoren. ich höre grillen zirpen, vögel zwitschern, rückkopplungen kreisen durch den raum, menschen murmeln, das digital delay koppelt sich selbst zurück und schleift einen ton hinter sich her um ihn gleichzeitig nach vorn zu schieben, bis die parameter geändert werden und das rauschen zurückkehrt. schwingendes metall, interferenzen, die sich im wasser brechen und sich drehende phasen, gegeneinander verschobene wellen. parameter ändern, verzögerungszeit, momente verlängern, endlos schleifen, digitalisierte wirklichkeit auf tonbändern vermischt sich mit dem rauschen des wassers, der luft, des raumes, der umgebung und allem. alles ist klang."

[ -- marcus obst, dronaement ]