eine kleine resonanzthese

man ist ja umgeben von frequenzen, also takt und rhythmus in sogenannt umgangssprachlicher verwendung. alles hat einen bestimmten rhythmus, mal mehr und mal weniger konstant, und in den kurzen momenten der klarheit, also wenn man die welt als solche versteht, sieht man all diese takte und frequenzen ja auch immer in ihrer zusammensetzung und wie sie aufeinander einwirken. und die resonanz, die sie erzeugen, also einige der beteiligten - und die nichtresonanz, die man chaos nennt, aber natürlich nur deswegen, weil man nicht fähig ist, die gemeinsamkeit zu erkennen (vor primfaktorzerlegungen hat noch jeder kommunikationswissenschaftler kapituliert).

resonanz jedenfalls: wenn zwei frequenzen vollkommen identisch sind (und .. noch ein paar sachen, aber darum geht's hier nicht). der klickende blinker im auto, der manchmal genau zum takt der musik aus dem radio paßt. menschen, die ihre schritte jemand anderem anpassen. regengeräusche draußen, deren monotonie genau dem summen des backofens drinnen entsprechen. gefühlte und temporäre resonanz, wenn sich zwei frequenzen nur ähnlich sind: dann gibt es diese phase, in der man meint, alles tickt parallel und gleichphasig, und kurz danach die phase, in der man den wechselseitigen rhythmus für chaos hält: der blinker tickt im takt zur musi.. ach, nein, doch nicht. die interpretation im einen oder anderen extrem: geschenkt. es resoniert -vs- es resoniert überhaupt nicht, geschenkt, weil offensichtlich. interessant ist doch, wieder mal, nur der übergang dazwischen und die interpretation (transposition) auf andere dinge im leben: der moment, in dem das umschlägt. in dem man wahrnimmt, begreift, daß der eine klick eben 1027 mal pro minute tickt und der andere 1026 mal. also der moment, ab dem man sofort wieder auf halbe (oder drittel) wellenlänge wartet, sich also der neue und nächste rhythmus ergibt. genau dieser eine bereich, den man nicht versteht -- also man versteht selbstverständlich, daß man sich in diesem bereich befindet, und daß man mit mehr abstand und taschenrechner auch jetzt gerade irgendeinen takt beobachten könnte. aber man ist eben nicht geeicht darauf, man ist nicht so groß wie man wollte, und man spürt die reibung zwischen den beiden frequenzen und die phase der asynchronität und des eiernden quarzbausteins im analogen synthie (in ermangelung besserer analogien).

der moment ist's dann eben auch, in dem man dieses phänomen auf zwischenmenschlichkeit bzw. freundschaften und beziehungen überträgt, wo einem der alte penner luhmann einfällt, und wo einem auffällt, welche entsprechungen für das eigene leben es da(bei) noch gibt: daß die übergangsphasen die interessanten und (naja, zwangsläufig:) solipsistischen sind, und die (als solche wahrgenommenen) resonanzmomente die zwar langweiligeren, aber kommunikativeren sind. und daß vielleicht alles, was so tickt, eine ganz exklusive (also: persönliche, eigene, ungeteilte, einzige existierende) eigenfrequenz hat; und daß also alles, was man so als resonanz empfindet, deswegen nur temporär sein kann. (und daß das genau so sein muß, weil alles andere das leben ja auch echt beschissen kitschig machen würde.)

[update: ich müßte doch langsam mal wissen, daß es zu jedem großen gedanken schon einen xkcd-cartoon gibt.]

(gegenwart)

ein sternenpfad

wort des tages: vermutig (die ahnung, ein "wagendes vertrauen in die eigene kraft" (nie war wikipedia poetischer) zu benötigen). anwendungsbeispiel fällt mir sicher auch noch irgendwann ein.

ein schneegemach

eine stufe weiter oben auf dem weg zum wahnsinn, also nachdenken über das nachdenken, heute. warum man als kopfmensch durch sein leben geht, ob in dem begriff vielleicht zuviel wertendes mitschwingt, was für auswirkungen das hat, ob es einen gegensatz zu anderen menschen gibt, ob man sich das vielleicht nur vormacht und kopfsein doch subjektiv (nicht: individuell, das ist es ja sowieso) ist, wie sich das anfühlen würde, wenn man sich nicht mehr von außen sähe und stetig analysierte in haltung, bewegung, äußerung, sprache, allem. wie banal und stumpf einem dann doch alles vorkommen würde, wie unverrückt langweilig die ganze welt sich drehen müßte. so daß ich manchmal glaube, es ist alles keine sache von zuviel kopf sondern von zuviel aufmerksamkeit (- abstrakter ticken!), außerdem klingt das positiver und ärger.

und keine weltgeräusche

was wir suchen ist aber eben auch nur trost. also: mittel, besser noch hilfe gegen die traurigkeit, die man von vornherein erstmal als dem menschsein verbunden unterstellen darf (denn würde man das nicht tun, würde ja das wollen entfallen und das verzweifeln), und zwar nicht die kulturelle oder die situative oder die meckerige traurigkeit, sondern diejenige, die einfach nur anlaß bietet, etwas besseres zu suchen (meinetwegen auch: unzufriedenheit, aber das klingt natürlich wieder viel zu verkniffen). trost, der also gar keine besondere größe oder dramatik hat, sondern zur selbstvergewisserung in der kognitiven kuschelecke sitzt. das nichtquälende ziel. // deswegen funktioniert ja trost von außen auch so selten, weil der tröstende da eben nicht drinsteckt, man selbst tut das ja nicht mal, das tut nur diese traurigkeit ganz konkret und deswegen erzeugt die auch das trostbedürfnis gleich mit, und wir verwechseln zähigkeit und zeit mit subtilität und indifferenz. man müßte dem wesen der traurigkeit auf den grund gehen können. andererseits.

"soziale netzwerke" bedeutet aber doch vielmehr:

der abstand, den andere menschen von einem selbst - in gefühl und wahrnehmung - haben, und der dazu führt, daß jene andere menschen, vor allem während extremsituationen (wenn man also eben nicht außer sich ist, was hilfreich wäre), einen besser verstehen und deuten können als man selbst, -- dieser abstand also ist ja im prinzip der gleiche, den man von sich selbst nur zeitlich erreicht, also verspätet, zwar qualitativ fast identisch, aber als vermutlich letzter aller beteiligten, denn der zeitliche ist ja meistens der einzige abstand, den man zu sich selbst haben kann; was geradezu und fast "unfair" zu nennen wäre, hätte man nicht auch eben diese ahnung, daß aus all dem dieses ganze sozio-ding entsteht, daß dadurch interaktion konstruiert wird, daß diese verzögerung nur zu dem zweck erfunden (entdeckt) wurde, um nicht vollständig durchzudrehen, sondern zu kommunizieren überhaupt. daß also diese unterschiedlichen ausgangspositionen im blick auf ein subjekt auslöser sind, oder wenigstens möglichmacher und potential, für reibung und interaktion, für das entstehen einer topographie der zwischenmenschlichkeit.

(das alles, und alkohol, natürlich.)

mick's 15 minutes

mick_23

the name's mick. mick_23. seems i'm not number one anymore. people think they know me. idiots. my turn now. need to show what's real.

mick spricht.

(denn: das unaufgeregte ist's, das einen begeistert, das subtile, das zufällige. irgendwann werden das die viralmarketing-vollpfosten auch noch kapieren. (fürchte ich.))

höhenrausch des wissens

"die leute verwechseln mathematik immer mit rechnen." -- alexander kluge und hans magnus enzensberger fabulieren fünf minuten über mathematik und so. vor allem über "und so". (und gerade die abschweifungen sind ja das, was .. aber wem sag' ich das. symptom, quasi, für das, was enzensberger am ende beschreibt -- daß eine am anfang stehende wissenschaft immer meint, sie könne alles erklären, und die beiden halten sich vermutlich immer noch für eine am anfang stehende wissenschaft. ohne diese naivität ginge es wahrscheinlich nicht.)

interrogangbang

wichtig ist, daß man ehrenhaft bleibt. daß man sich wiedererkennt, wenn man in den spiegel sieht, auch beim blinzeln, vor allem beim blinzeln. wichtig ist, daß man schnee mag, und herbst, und hitze und natur, ganz genau so wie musik und longdrinks und städte. wichtig ist, daß man das siezen schätzt, und daß man andere menschen im singular anspricht, außerhalb von hier. hier drinnen sollte man beides vermeiden. wichtig ist, sein abtrainiertes bauchgefühl wieder zu kultivieren, hinsichtlich sozialer interaktion, gesundheit und medien. wichtig sind texte und inspiration, wichtig sind aber auch schokolade und vinyl.

wichtig wird sein, sich nicht zu vergessen, und sich nicht zuviel abzuschauen, sondern mehr aus sich heraus zu agieren. affekt ist wichtig und empathie, indirekte rede und seltene satzzeichen. regen und nebel sind mindestens so wichtig wie licht und privatheit. und würde nicht nur als konjunktiv. wichtigsein generell ist eher unwichtig, wichtigsein speziell schon eher. ein fester und auch so gemeinter händedruck aber ist sehr wichtig, knutschen ist es, und numerierte listen sind es, und fußwege und umarmungen und das symbolische in äußerungen und handlungen, und nicht-ausschließlichkeit und sehnsucht.

(besonders wichtig, schließlich: aus kitschphrasen bestehende blogtexte nicht zu wichtig zu nehmen.)

radio charisma

es müssen zur gesellschaftlichen umwälzung keineswegs die köpfe rollen. es verändern sich mitunter die gesten und redeweisen, die balance zwischen nähe und ferne, der sex und die liebe, kurzum: das soziale bindegewebe, die ordnung der affekte.

adam soboczynski über sog. "soziale" netzwerke: höfische gesellschaft 2.0. (via)

..

tagespost. "erträge aus den weiteren überschussquellen sterblichkeit und kosten kommen ihnen allerdings in form des schlussüberschusses weiterhin zugute.", teilt mir eine versicherung diesmal schriftlich mit, und wenn man so einen satz noch am eigenen briefkasten stehend liest und dabei nicht in manisches kichern verfällt, ist irgendwas falsch geschaltet im hirn, davon bin ich überzeugt.

kevin

donnerstag. heute schon vier mal mit kevin telefoniert. seinen nachnamen kenne ich nicht, und kevin meldet sich bei der hierzulande unter einer frankfurter festnetznummer geschalteten sony-hotline aus -vermutlich- einem beneluxland, denn er möchte frank immer erstmal mit ck schreiben, wenn ich ihm meine mailadresse buchstabiere. kevin spricht in einem lustigen mix aus englisch und deutsch mit mir, mit deutlich französischem einschlag, über ein qualitativ nicht weiter bemerkenswertes bluetooth-headset, jedenfalls male ich mir das so aus anhand des klangs unserer telefonleitung und der mehrfachen "wie bitte?"-rückfragen, -- genau wie ich mir kevin anhand unserer unterhaltung und seinem sprachstil ausmale als mitte-hipster mit schal von american apparel und fünftagebart und engen jeans, der auch genau weiß, daß leute wie ich ahnen, daß er keinen bock darauf hat, callcenter-agent zu sein, der aber andererseits auch genau weiß, daß leute wie ich wissen, daß unsere telefonate wahrscheinlich von seinen chefs unterschiedlichster hierarchiestufen live mitgehört werden, die kundenzufriedenheit und so, you know.

wir spielen also beide mit, sind höflich und scherzen miteinander, denn eigentlich klingt kevin ja auch ganz cool, und man gibt ja auch dem pizzafahrer immer trinkgeld, denn man redet sich ein, daß der am wenigsten etwas für lieferzeiten und lauwarme pizza kann. so funktioniert idealismus 2009. und obwohl wir also schon zum vierten mal miteinander telefonieren, denn herr sony ist kurz davor, mir "die bestellbestätigungsmail zu faxen" (denn die crm-software von herrn sony scheint auf kunden wie mich nicht vorbereitet gewesen zu sein), verspricht mir kevin jetzt ("isch promise ihnen .."), sich "öchstpersöhnlisch" um meine bestellbestätigung zu kümmern, und wenige minuten später liegt ebenjene mail in meiner inbox. ich bin aufgeregt und kevin ist mein held des tages. go, kevin.

("liebes tagebuch", ja, das war eine drohung.)

tag klaut

montag. versehentlich werbefernsehen geguckt, natürlich dabei verzweifelt. "zufriedenheitsgarantie", ein wort mit ähnlicher anmutung wie "literaturbeilage", falling-down-gefühl sofort beim hören. kein mensch mit rückgrat in der seele möchte 99 cent (plus porto) (per überweisung) (nach vorlage einer kassenquittung) für einen joghurt zurückerstattet bekommen im tausch gegen einen bestätigten adreß-datensatz inklusive zielgruppenscoringwert, oder wie diese werbearschlöcher das auch immer nennen. jeder mensch mit rückgrat in der seele weiß, wie dreckig ein 99cent-joghurt schmecken muß, bei dem noch genug im etat übrigbleibt für eine zufriedenheitsgarantiekampagne. (zufriedenheitsgarantien sind nämlich vielmehr das, was man beispielsweise im unweit gelegenen asia-supermarkt bekommt, wo das neben der kasse beworbene gebäck seltsam aussieht und man die kassierin deswegen nach den schriftzeichen auf der packung und dem inhalt und dem geschmack fragt, und sie in halsbrecherischem deutsch vielleicht nicht direkt weiterhilft, aber durch lächeln und körperhaltung und freundlichkeit ganz allgemein das gefühl vermittelt, daß einem das zeug schmecken wird. und sie muß es noch nicht mal erwähnen, trotzdem weiß man, daß man schlimmstenfalls mindestens sein geld zurückbekäme, es aber so weit sowieso nie kommt, denn das zeug schmeckt eben. und immer, wenn dann wieder dieser begriff im dödelfernsehen fällt, möchte man den rückkanal öffnen und unidanoneprocterlevergamblekraft anbrüllen, daß das andere /echt/ besser können mit dem garantieren von zufriedenheit. aber ich glaube fast, die wissen das ja schon.)

dienstag. zuviel tageslicht. noch nicht mal vormittag, und schon denke ich über borniertheit nach, also die gefahr, in die ich laufe, wenn ich hier so weitermache mit der artikulation ausschließlich schlechter laune. eigentlich wollte ich meine cholerikerkarriere doch erst mit 45 starten. es wird einem aber auch echt viel zu vieles viel zu einfach gemacht. 

mittwoch. ich glaube, man sollte weniger feilen und mehr raushauen. überall. das schlimme an skype-smileys übrigens ist ja die gleichschaltung der animation. also nichts gegen lächeln an sich, aber wenn da erstmal zehn solcher viecher in einem fenster stehen und alle penetrant simultan die schnute ziehen, fühlt sich das an wie eine schlechte stephen-king-verfilmung. daß da keiner aus der reihe tanzt. synchronizität verwirrt mir das denken.

k, anal

zu den eher seltsamen artikulationen von kultur, denen man sonntags so nachgeht, gehört das neusortieren von kanalbelegungen auf fernsehprogrammplätzen, das nachdenken über die dabei verwendete terminologie und die weite zwischen dem technischen vorgang als solchen und dem einrichten, dem anpassen, dem gefügigmachen eines geräts. dem es-sich-bequem-machen. [und so ähnlich fühlt sich das dann vermutlich an, hätte man gerade eine tagesdecke gekauft, schalen mit duftschnörkels oder bunten glasperlen auf dem wohnzimmertisch aufgestellt oder den platz von toaster und kaffeemaschine in der küche wieder mal vertauscht. und ganz knapp bevor's vollkommen armselig wird und man sich als restlos neurotisch enttarnt, läßt man die hinteren programmplätze einfach unsortiert. total punk. ach, nein, punk sagt man ja jetzt auch nicht mehr seit gruner+jahr. wie sagt man jetzt? flippig? schräg? egal.] -- irgendwann beim sortieren der kanäle stößt man ja auf eine sog. "wettervorhersage", und das ist dann der zeitpunkt, an dem man abschalten muß. gar nicht so schwierig, eigentlich. liest man eben mal wieder ein gutes buch. oder nörgelt ein bißchen an der welt rum.

(tiefenschärfe)

kleine, gute bars muß man mindestens halbzufällig finden. in einer seitenstraße, ganz hinten, rechts, und auf dem schild zur straße sollte nur "bar" stehen. die musik muß zwischen seltsamjazz und modeselektor, zwischen 60s und raster-noton ambivalieren. die sofas müssen bequem stehen und das licht vorsichtig sein. wenn man einen gin & tonic bestellt, sollte man nach der bevorzugten gin-sorte gefragt werden. der hund sollte von anderen gästen bewundert werden, auch wenn er nur faul rumliegt. dezenz ist wichtig. auf dem heimweg muß der regen nieseln, und behutsamkeit muß herrschen, überall. man sollte boytronics "luna square" im ohr haben, wenn man den kopf in den nacken kippt, und dann muß, it never ceases to amaze, auf den letzten metern der fernsehturm mit fancy beleuchtung im nachtnebel zu sehen sein. sehr viel mehr benötigt man eigentlich nicht.